TSCHECHIEN-FORUM

PoLdi · [editiert: 10.11.11, 23:32 von Admin]

Die Zahl der Elendsviertel in Tschechien hat in den zurückliegenden fünf Jahren zugenommen. Wurden im Jahr 2006 anhand von Analysen rund 330 Lokalitäten ausgemacht, die als Elendsviertel oder Ghetto gelten, so ist deren Zahl nach Expertenschätzungen inzwischen auf 400 angewachsen. Das teilte der Direktor der Regierungsagentur zur sozialen Eingliederung von Roma-Standorten, Martin Šimáček, heute mit.

Einer der Gründe, warum die Zahl derer, die am Rand der Gesellschaft stehen, zugenommen hat, ist der, dass hoch verschuldeten Leuten die Wohnung gepfändet wurde. Sie mussten ausziehen, in Tschechien aber mangelt es an Sozialwohnungen.

In den Ghettos, in denen überwiegend Romas wohnen, leben bis zu 80.000 Menschen. Die Mehrzahl der hier lebenden Erwachsenen ist arbeitslos. Die Familien sind abhängig von Sozialhilfe und verschulden sich. Die einstige Umsiedlung von Roma-Familien aus Vsetín in Wohncontainer am Rande der Stadt hat sich auch als teurer erwiesen als geplant. Den hier lebenden Roma droht nun eine weitere Zwangsvollstreckung, nach der sie sich wieder eine neue Bleibe suchen müssten.

marlenka · Junior-Mitglied Beiträge: 17

Könnt ihr hier aus eurer Perspektive als Tschechien-Kenner bzw. dort Ansässige etwas zum Thema sagen? Werden von Seiten der Regierung Maßnahmen getroffen, um das Problem in den Griff zu bekommen? Bin selbst mal in einer Art solchen Ghettos gewesen (in Chánov nahe Most) und seitdem sehr interessiert.

DeutschLehrer · Ehemaliges Mitglied Ort: Seifhennersdorf

Sehr halbherzig. Und trotzdem schimpfen alle meine tschechischen Bekannten und Verwandten, es werde zuviel für die Roma getan. "Die bekommen Alles" heißt es immer. Nur der Druck durch die EU wirkt etwas auf die tschechische Regierung. Wenn aber ein Politiker wiedergewählt werden will, darf er sich nicht für Roma einsetzen.

Gruß DL

marlenka · Junior-Mitglied Beiträge: 17

Erinnert mich ein wenig an das Geschimpfe der "Arbeiter" in Deutschland gegen Arbeitslose. Anstatt für sich selbst mehr Geld zu fordern, verlangen sie, dass Arbeitslose weniger bekommen sollten. Der Politik spielt so etwas natürlich in die Hände.

DeutschLehrer · Ehemaliges Mitglied Ort: Seifhennersdorf

In Tschechien ist das etwas anders, da schimpfen vor allem die, die auch etwas von der "Superbehörde" Sozialamt haben wollen, Rentner, Invaliden, Mütter und Arbeitslose.

Gruß DL

marlenka · Junior-Mitglied Beiträge: 17

Da wird wohl die Blesk als tschechisches Pendant zur Bild-Zeitung ihren Teil dazu tun, nehme ich mal an, oder?

DeutschLehrer · Ehemaliges Mitglied Ort: Seifhennersdorf

Blesk lese ich nicht !

Gruß DL

marlenka · Junior-Mitglied Beiträge: 17

Zitat: DeutschLehrer

Blesk lese ich nicht !

Gruß DL

Halo · Dauerschreiber Beiträge: 124

In fast jeder größeren Stadt in Deutschland gibt es spezielle Einrichtungen, die sich um Menschen kümmern, die am Rande der Gesellschaft leben. Sie bekommen da etwas zu Essen und vieles mehr. Oft ist es die einzige warme Mahlzeit am Tag, die sie da bekommen.

Diese Einrichtungen werden durch Spenden finanziert oder was beim Bäcker am Ende des Tages übrig geblieben ist. Ohne die Hilfe würde es für die Leute fatal aussehen.
Sie haben auch das Glück in einem reichen Land zu wohnen, wo Überernten zerstört werden, Weizen verbrannt wird usw.

lipno · Experte Beiträge: 320 Ort: heiliges Land Tirol

Zitat: Halo

In fast jeder größeren Stadt in Deutschland gibt es spezielle Einrichtungen, die sich um Menschen kümmern, die am Rande der Gesellschaft leben. Sie bekommen da etwas zu Essen und vieles mehr. Oft ist es die einzige warme Mahlzeit am Tag, die sie da bekommen.

Diese Einrichtungen werden durch Spenden finanziert oder was beim Bäcker am Ende des Tages übrig geblieben ist. Ohne die Hilfe würde es für die Leute fatal aussehen.
Sie haben auch das Glück in einem reichen Land zu wohnen, wo Überernten zerstört werden, Weizen verbrannt wird usw.

Meinst Du mit dem löblichen, großzügigen, reichen Geber- Land etwa Tschechien?

der Tiroler

marlenka · Junior-Mitglied Beiträge: 17

Zitat: lipno

Zitat: Halo

In fast jeder größeren Stadt in Deutschland gibt es spezielle Einrichtungen, die sich um Menschen kümmern, die am Rande der Gesellschaft leben. Sie bekommen da etwas zu Essen und vieles mehr. Oft ist es die einzige warme Mahlzeit am Tag, die sie da bekommen.

Diese Einrichtungen werden durch Spenden finanziert oder was beim Bäcker am Ende des Tages übrig geblieben ist. Ohne die Hilfe würde es für die Leute fatal aussehen.
Sie haben auch das Glück in einem reichen Land zu wohnen, wo Überernten zerstört werden, Weizen verbrannt wird usw.

Meinst Du mit dem löblichen, großzügigen, reichen Geber- Land etwa Tschechien?

der Tiroler

Soll das jetzt im Umkehrschluss heißen, dass Tschechien sich das nicht leisten könne / könnte? Dieser Meinung bin ich nicht.

DeutschLehrer · Ehemaliges Mitglied Ort: Seifhennersdorf

"Es sich nicht leisten wollen". trifft es eher. Praktisch gibt es so eine "Tafel-, Rotkreuz- und Sozialkaufhausversorgung" in Tschechien nicht. Ich hatte mich mal ein wenig bei der Oberlausitzer Tafel engagiert. Wir wollten hiesige Überschüsse nach Tschechien transferieren. Kein Entgegenkommen auf tschechischer Seite. Jetzt kommen die Tschechen, die es eigentlich nicht nötig haben mit dem Auto über die Grenze und kaufen hier die DRK-Läden leer.

Gruß DL