Im Vergleich zu den harten Trainingseinheiten während ihrer aktiven Zeit lässt sie es jetzt aber gemütlicher angehen. »Ich spanne mir die Pulka um, setze die Kleine rein, und vor uns rennt unser Schlittenhund Virus im Schnee«, erzählt die sympathische bayerische Ausnahmeathletin. Mit ihrer Kleinen meint die 37-Jährige ihre Tochter Hanna: »Die ist wirklich unser Sonnenschein!« Der Nachwuchs ist mittlerweile 14 Monate alt, und Hanna war der eigentliche Grund, warum Mama Uschi die aktive Karriere an den Nagel gehängt hat. »Irgendwann war der Kinderwunsch einfach größer als der Drang, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen«. Außerdem wolle sie zusammen mit ihrem Freund Thomas Söderberg ja noch ein zweites Kind. »Aber das soll dann im Mai oder Juni auf die Welt kommen, damit man im Sommer ein richtig schönes Kinderfest im Garten feiern kann.« Mit einem Lächeln verrät sie: »So sollte es ja schon bei Hanna sein. Aber das war ein glücklicher Unfall, der auf der sechswöchigen Neuseelandreise passiert ist, die ich mir zum Karriereabschluss gegönnt habe.«
»Hanna ist ein Wunschkind«
Ob man denn die Geburt mit dem Gewinn einer Goldmedaille vergleichen kann? »Die Schmerzen sind größer, aber die Freude übertrifft alles. Ich habe meine Goldmedaille am 15. Januar selbst zur Welt gebracht.« Die Pulka, mit der die gebürtige Bad Tölzerin die kleine Hanna über die Loipen zieht, ist ein Relikt aus der Heimat ihres Lebensgefährten Thomas Söderberg. Der schwedische Servicemann von Ole Einar Björndalen lebt zusammen mit Uschi Disl in Kössen. »Wir lieben einfach die Berge und fühlen uns hier rund um Kössen richtig wohl«, schwärmt die Wahl-Österreicherin, die im Herzen aber immer ein waschechtes Bayern-Mädel bleibt. »Ist ja nicht weit über die Grenze. In ein paar Minuten bin ich in Reit im Winkl oder auch in Ruhpolding in der Biathlon-Arena, wenn mich das Schießen wieder mal juckt.« Rund zwei Monate im Jahr zieht es die junge Familie aber auch in die Heimat von Thomas Söderberg. »Schweden ist schon genial. Und für uns heißt das Sommerhaus in Schweden Luft holen, durchatmen und Freunde und Verwandte treffen.«
Über ihren Lebensgefährten sagt Uschi Disl: »Wir kannten uns schon ewig, bevor es gefunkt hat. Es war sicher keine Liebe auf den ersten Blick.« Aber jetzt sind die beiden unzertrennlich und verbringen zwischen den Terminen möglichst viel Zeit zusammen mit Tochter Hanna. Als ARD-Expertin für Biathlon ist die mehrfache Goldmedaillengewinnerin auch regelmäßig im Ausland unterwegs. »Das ist aber kein Problem. Die Kleine nehmen wir mit und Thomas ist als Skitechniker ja auch bei allen großen Events vor Ort. Eine gute Symbiose.« Auf die Frage, ob sie denn die aktive Zeit vermisse, hat Uschi Disl schnell eine Antwort parat: »Ich brauche nach wie vor viel Sport und Bewegung, aber das tägliche harte Training fehlt mir nicht. Im Gegenteil, ich genieße die Zeit mit der Familie.« Fast ein bisschen faul sei sie nach der Schwangerschaft geworden. »Man muss schon immer schau‘n, dass man am Ball bleibt. Aber es gibt definitiv ein Leben nach dem Profisport. Und ich genieße dieses Leben sehr.«
Dem Profisport kehrt Uschi aber trotzdem nicht den Rücken. Durch ihren Job als ARD-Expertin ist sie immer auf dem Laufenden. Bei Fernsehshows wie dem Star-Biathlon ist sie ebenfalls mit von der Partie. Beim Star-Treff von meventi, einem Anbieter von Eventgeschenken, skatet sie zusammen mit einigen Anfängern über die Loipen in Ruhpolding. Dass sie das Schießen noch immer beherrscht, führt sie den Star-Treff-Teilnehmern gekonnt vor. Liegend oder stehend: »Einfach nur einmal tief ausatmen, zielen und schießen«, grinst sie. Und sie trifft noch immer. Sie hat auch noch immer ein Gewehr daheim: »Damit ich nicht aus der Übung komme.« Wer allerdings glaubt, sie liebäugle mit einem Rücktritt vom Rücktritt, der hat sich schwer getäuscht. »Mir gefällt mein Leben sehr gut, so wie es jetzt ist.«
»Natürlich habe ich nie gedopt«
Mit Nachdruck wehrt sich Uschi Disl gegen die jüngsten Doping-Vorwürfe, die sie und ihre Sportkollegen betreffen: »Zu mir kann heute ein Arzt kommen und einen DNA-Test machen. Ich hab nix zu verbergen.« Bereits mehrmals habe sie eidesstattlich versichern müssen, dass sie nie gedopt habe. »Unser Rezept war und ist einfach: Wir trainieren härter als andere.« Für ihre Zukunft kann sich Uschi Disl auch vorstellen, den Nachwuchs im deutschen Profi-Biathlon zu trainieren. »Mir ist die letzten 37 Jahre nicht langweilig geworden, ich werd also auch in Zukunft kein Problem mit Langeweile haben. Früher war ich Profisportlerin und heute bin ich Expertin bei der ARD und im Putzen«, lacht sie und widmet sich wieder dem Schießunterricht bei den meventi-Star-Treff-Teilnehmern.