Hallo Ihr Lieben da draußen.
Kenne dieses Forum aus einer Internetanzeige und habe mich jetzt registrieren lassen.
Möchte mich kurz vorstellen.
Ich werde bald 36 Jahre alt und war bis zu einem gewissen Punkt ein zufriedener Mensch.
Alles fing an in 1996 nach beruflicher Unzufriedenheit und einer beendeten Beziehung. Ich litt unter Depressionen, zog mich zurück und wusste mit mir nichts mehr anzufangen. Das wurde allerdings besser als ich wieder verliebte und mich auch beruflich halbwegs gefangen hatte. Alles schien perfekt, doch war dies nur von kurzer Dauer.
Vor 10 Jahren erkrankte ich an Pfeiffer'schem Drüsenfieber. Eigentlich eine harmlose Kinderkrankheit, die aber zu spät diagnostiziert wurde und bei Erwachsenen problematisch ist. Ich war körperlich (und damit irgendwie auch seelisch) völlig am Ende und war kaum noch in der Lage meinen täglichen Pflichten nachzukommen.
Was ich anfangs nicht wusste ist, dass Viruskrankheiten (z.B. auch eine verschleppte Grippe) den Serotoninhaushalt durcheinander bringen und damit psychische Erkrankungen zur Folge haben können.
Und so kam es dann auch. Ich bekam Angst- und Panikattacken, häufig beim Autofahren. Anfangs mied ich lange Strecken, später fuhr ich immer weniger und irgendwann gar nicht mehr. Die Reaktion derer, die davon nichts wussten, kann man sich vorstellen. Manche werden wohl gedacht haben, ich hätte ein Alkoholproblem und den Führerschein abgeben müssen, was natürlich nicht der Fall war. In dieser Zeit traten auch erstmals Zwänge auf, z.B. ob die berühmte Kaffeemaschine wirklich abgeschaltet und die Bürotür verschlossen ist. Ich bin am Feierabend, wenn ich der letzte war, manchmal fast wahnsinnig geworden vor Angst, das Büro könnte abbrennen oder etwas gestohlen werden.
Vor etwa 6 Jahren veränderten sich die Zwänge langsam hin zur Angst vor giftigen Stoffen, insbesondere Insektizide und Pestizide. Das "tolle" daran ist, dass ich als ehemaliger Hobbylandwirt damit immer zu tun hatte, ohne dass es mich irgendwie berührt hätte. Wahrscheinlich liegt es gerade daran.
Man glaubt gar nicht, wie oft man mit diesen zwangsauslösenden Ereignissen konfrontiert wird, gerade wenn man auf dem Land lebt.
Die Angst vor dem Autofahren sowie die Zwänge hinsichtlich der Kaffeemaschine, usw., mit denen alles begann, sind heute kein Thema mehr. Gibt es hier auch Menschen mit ähnlichem Leiden? Kennen das auch andere, dass sich Zwänge verändern?
Eine Sache, die mich außerdem sehr belastet, ist Beziehung. Vor einem halben Jahr ist mal wieder eine zuende gegangen, offiziell aus dem Grund, weil ich anfangs meine Zwänge verschwiegen und "erfolgreich" vertuscht habe. Ich tat das nur, um mich nicht gleich von vornherein zu disqualifizieren. Hatte es nur gut gemeint und gehofft, die Partnerin zuvor von meinen Vorzügen zu überzeugen zu können. Das war wohl falsch, die Sache ging gehörig schief und ich leide seitdem wie ein geprügelter Hund, habe zu gar nichts mehr Lust, sitze oft teilnahmslos da und schlafe sehr schlecht…
Wie sind die Erfahrungen anderer Betroffener psychischer Erkrankungen? Sind wir dadurch völlig beziehungsunfähig?
Habe 2 ambulante und eine stationäre Therapie gemacht. Gebracht hat alles nichts. Nur durch die tägliche Einnahme von Medikamenten ist es mir möglich meinen Beruf (wenn auch mächtig unter Druck stehend) auszuüben und wenigstens ein Minimum an Lebensqualität zu haben.
So, das war's zunächst. Bin gespannt auf Eure Antworten.
Liebe Grüße von mir. Wir sitzen irgendwie alle in einem Boot…