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Autor Thomas Kujawa
Datum 02.06.05, 07:53
Betreff Privatisierung als Zukunftsmodell: Kitas in der Spinnereistraße feiern 50.


geschrieben von: Ralf Julke am Donnerstag, 02. Juni 2005


Die Zukunft der deutschen Städte wird in den Kinderkrippen entschieden. Seit zwei Jahren sickert das Thema so nach und nach auch in die Köpfe der Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft: Ohne Kinder ist die ganze Debatte um Wettbewerbsfähigkeit für die Katz. Und eine alte Ost-Tradition lebt wieder auf: die Idee vom Betriebskindergarten. In neue Form, versteht sich. „Wir sind da in Verhandlungen“, sagt Burkhard Jung, Beigeordner für Jugend und Familie. Zum Kindertag durfte er den 50. Geburtstag eines ehemaligen Betriebskindergartens feiern.

Eigentlich waren es sogar zwei Geburtstagskinder: die Kindertageseinrichtungen Spinnereistraße 8 und 10. Beide Häuser wurden 1954/55 auf dem zur Leipziger Baumwollspinnerei gehörenden Gartengelände direkt vor den Betriebstoren erbaut. Musterhaft, denn die ebenerdige Bauweise ist noch heute Standard bei KiTa-Neubauten. Wenn denn noch welche gebaut werden. Die Kommunen sind pleite. Auch die West-Kommunen, die in Sachen Kinderbetreuung noch weit hinterher hinken. „Da sind wir, was den Vergleich betrifft, in Deutschland Spitze“, sagt Jung. „Das muss man den Leipziger Eltern immer wieder auch mal sagen, selbst dann, wenn sie klagen, dass es schwer sei einen Betreuungsplatz zu finden.“

202 Kindertagesstätten gibt es in der Messestadt, die meisten längst in freier Trägerschaft. Die in DDR-Zeiten gewachsene Struktur wird unter hohem Kostenaufwand modernisiert, meist in Trägerschaft von Vereinen und Sozialverbänden. Aber Besitzer der Immobilie ist oft noch die Stadt. Und da muss auch der Jugend-Dezernent zugeben: „Der Investitionsstau ist enorm. Mit den vorhanden Mitteln könnten wir den gar nicht abbauen.“



Um so überraschter war er beim Kindertagesbesuch in den beiden frisch sanierten Einrichtungen über das ungewöhnliche Betreibermodell. Ursprünglich gehörten beide Häuser zur Baumwollspinnerei, die in DDR-Zeiten auch Frauen im Schichtbetrieb arbeiten ließ. Jede Arbeitskraft wurde gebraucht. Die veralteten Maschinen rumpelten rund um die Uhr. Und damit die Frauen sich den ermüdenden Job auch leisten konnten, wurden extra für sie eine Kinderwochenkrippe und ein Kinderwochenheim gebaut. Richtig gelesen: Die Kinder übernachteten gleich in Krippe und Kindergarten, während ihre Mütter gegenüber zur Spät- oder Nachtschicht anrückten.


Das war nichts ungewöhnliches, auch nicht für frischgebackene Mütter. In der Wochenkrippe war Platz für 44 Säuglinge und Kleinstkinder, im Wochenheim für 60 Kinder zwischen 3 und 6 Jahren. Sinniger Name für die Einrichtung: „Sieg des Friedens“. Noch 1992 übernachteten acht Kinder im Haus. Diese Art Betriebskindergarten wird es nicht wieder geben. Aber es kann sein, dass das neue Betreibermodell Schule macht, denn die beiden 1955 fertiggestellten Gebäude gehören nicht der Stadt, auch nicht mehr der Leipziger Baumwollspinnerei Verwaltungsgesellschaft mbH, die vor fünf Jahren den ganzen Spinnereikomplex erwarb. Die hat die Gebäude nämlich an die Düsseldorfer Familie Gräf weiterverkauft, die die beiden Häuser ab April 2004 mit ihrer MIB AG Berlin/Leipzig komplett sanierten.



Erstmals also hat ein Privateigentümer in Leipzig einen Kindertagesstättenkomplex saniert, und die Stadt Leipzig ist „nur“ Mieter. „Was für uns in diesem Fall eine echte Kostenersparnis war. Im Gegenzug binden wir uns als Mieter der Einrichtung für die nächsten 15 Jahre und sichern damit eine dauerhafte Nutzung“, sagt Jung. „Vielleicht können wir dem Regierungspräsidium dieses Modell als eine Option für die Zukunft schmackhaft machen.“


Die MIB AG hat sogar zügiger saniert, als man es von anderen Projekten gewohnt ist. Die Kinder beider Einrichtungen mussten jeweils nur für vier bzw. fünf Monate in ein Grünauer Quartier ausweichen. Schon im Januar packten sie wieder die Koffer und zogen zurück in ihr idyllisch gelegenes Domizil. Beide Einrichtungen sind heute altersmäßig gemischt. Während in der Nummer 8 etwa 20 der 92 Plätze für Kleinstkinder vorgesehen sind, sind es in der Nummer 10 gleich 19 von 62 Plätzen. Das heißt: Die Jüngeren lernen von den Älteren.


Die Raumstrukturen wurden beim Umbau deutlich aufgebrochen. Die Kinder können sich im Haus frei bewegen, haben Zugang zu Musikinstrumenten, Büchern und lerntauglichem Spielzeug. „Kinder lernen ja am besten durch ausprobieren, anfassen, unter die Lupe nehmen“, sagt Karin Kirsten, Leiterin der Kita Spinnereistraße 8. „Deswegen gibt es bei uns auch nicht das ‘fertige Spielzeug’, Plastequirle oder dergleichen. Wenn schon gekocht wird, dann mit richtigen Quirlen. Die Kinder backen auch mal gemeinsam, experimentieren oder forschen. Wenn sich die Gelegenheit anbieten, machen wir das.“


Eine Mutter betreut sogar Computerstunden für die Knirpse. Musikangebote bringt die Musikschule Fröhlich ins Haus - was freilich wieder Geld kostet. Das überfordert dann doch den Geldbeutel einiger Eltern. Dafür gibt es regelmäßig Exkursionen in die „Welt der Großen“, etwa in einen Baumarkt oder die Küche eines Fastfood-Restaurants. Und bei Regen bleiben die Kleinen auch nicht im Trockenen: Dann geht es mit Gummistiefeln und Regencape raus zur Erforschung von Pfützen und Wassertropfen. Zwei neue Obstbäumchen ergänzten zum Kindertag das baumreiche Außengelände der beiden Tagesstätten. Auch hier wurde fleißig saniert, wurde ein neuer Zaun gesetzt, das Gartenhaus repariert. „Was jetzt noch kommt“, sagt Bertram Schultze, Geschäftsführer der Leipziger Baumwollspinnerei, „ist die Instandsetzung des Zauns an der Straße. Das wird in den nächsten zwei Wochen passieren. Uns hat einfach der Termin für die Geburtstagsfeier überrascht.“



Info: www.spinnerei.de


Diskussionsverlauf:
Späterer Kita-Schluss, mehr Spielplätze - was sich Leipziger Eltern wünschen
    Privatisierung als Zukunftsmodell: Kitas in der Spinnereistraße feiern 50.



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