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Autor Thomas Kujawa
Datum 28.03.04, 21:30
Betreff Leipzig: Buchmesse unterm Balkenkreuz


Messeleitung läßt Ausstellerproteste gegen Bundeswehr-Präsenz gewaltsam unterdrücken und Verleger fesseln



Zu einer bislang für Buchmessen beispiellosen Aktion gegen die Meinungsfreiheit kam es am Sonnabend in Leipzig: Mit Polizeigewalt wurde eine Protestaktion von Verlegern, Autoren, Buchhändlern und Messebesuchern gegen die große Präsenz der Bundeswehr auf der Ausstellung abgewürgt. Der Sprecher der Protestierenden, Dietmar Koschmieder (Verlag 8. Mai), »bewaffnet« mit einem Megafon, wurde von mehreren Polizeibeamten zu Boden geworfen, an Händen und Füßen gefesselt und aus der Halle geschleppt. Feldjäger in Zivil und Polizisten hinderten dabei Journalisten an der Ausübung ihres Berufes. »Zu keinem Zeitpunkt haben die Organisatoren des Protestes eine Eskalation beabsichtigt. Es ist völlig unverständlich, warum die Messeleitung nicht wie im vergangenen Jahr die Proteste als Bestandteil einer demokratischen Kultur auf der Buchmesse akzeptieren konnte«, erklärte Eckart Spoo als einer der Initiatoren gegenüber dieser Zeitung.

Der Geschäftsführer und damit Hausherr der Leipziger Messe, Josef Rahmen, übernahm die Verantwortung für den Polizeieinsatz. Nach seiner Darstellung hat es sich um eine »Protestaktion der jungen Welt« gehandelt, die »die Sicherheit der Messebesucher in Halle 2 erheblich gefährdet« habe und »deshalb abgebrochen werden« mußte. »Herr Koschmieder ignorierte (...) die Aufforderung der Polizei, weshalb er zur Feststellung der Personalien aus der Halle geführt wurde«, heißt es in einer Presseinformation der Leipziger Messe GmbH vom Sonntag.

Allerdings ist Herr Rahmen durchaus bekannt, daß die Einzeltäter-These nicht haltbar ist. Tatsache ist, daß unter den Ausstellern der Buchmesse ein großer Unmut über die starke Präsenz der Bundeswehr herrscht und sich dagegen seit zwei Jahren der Protest formiert. Die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft spiegele sich auch in der Militarisierung der Buchmesse, so die Initiatoren – schon vor dem Zwischenfall. Die Bundeswehr ist einer der größten Einzelaussteller der Messe – stellt allerdings kein einziges Buch aus, sondern agitiert im Kinderbuchbereich unter dem Motto »Der Weg zum Frieden führt über den Schulhof«.

Die Absicht der Messeleitung, Proteste auf diese Weise unterbinden zu können, muß allerdings als gescheitert betrachtet werden. Zahlreiche Aussteller verurteilten am Sonntag das Verhalten der Messeleitung und unterzeichneten eine Protesterklärung.

* jW dokumentiert die Erklärung unter dem Titel »Hysterische Gefahrenabwehr«

Quelle : http://www.jungewelt.de/2004/03-29/001.php

mehr zum Thema

http://www.jungewelt.de/2004/03-25/010.php
NWZ Online
http://www.boersenblatt.net/sixcms/detail.php?id=67707
Spiegel
und eine Übersicht

Thomas Kujawa
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2. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
3. Viele wissen mehr als Einer.




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