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Beitrag 96 von 912 (11%)
Autor
Thomas Kujawa
Datum
30.04.04, 22:36
Betreff
Nach Büroschluss schnell in die Kita
Hans-Böckler-Stiftung: Arbeitszeiten müssen sich an Kinderbetreuung orientieren
Von Ulrike Henning
Wie stellen sich Arbeitnehmer einen familienfreundlichen Betrieb vor? Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) und der DGB-Vorsitzende Michael Sommer stellten gestern in Berlin die Ergebnisse einer Befragung vor.
Die Öffentliche Hand sei verpflichtet, für eine gute Kinderbetreuung zu sorgen, sagte Familienministerin Renate Schmidt gestern in Berlin. Gleichzeitig kritisierte sie die Versäumnisse der Arbeitgeber in Bezug auf die Familienfreundlichkeit und nannte das ein »hartes ökonomisches Thema«. Leider sei die betriebswirtschaftliche Rechnung noch immer der einzige Hebel, mit dem Unternehmen zu Veränderungen etwa bei den Arbeitszeitregelungen zu bewegen sind.
Gerade beim Thema Arbeitszeit sind die Änderungswünsche der Beschäftigten mit Kindern am größten, ergab eine repräsentative Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institutes (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die Studie basiert auf einer Befragung von 2000 abhängig Beschäftigten mit Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen.
Immerhin zwei Drittel bewerten die Arbeitsbedingungen und Arbeitsorganisation in ihrem Betrieb als familienfreundlich. Und etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Beschäftigten sehen den größten Handlungsbedarf bei familienfreundlichen Arbeitszeiten. An zweiter Stelle steht die finanzielle Unterstützung (z.B. freiwillige Geldleistungen wie Kinderzulagen), den 17 Prozent für den wichtigsten Handlungsbereich halten. Freistellungsmöglichkeiten für Pflegeaufgaben stehen an dritter Stelle, 15 Prozent halten sie für am wichtigsten. Für jeweils rund 10 Prozent der Befragten stehen ein familienfreundliches Betriebsklima und die Vermittlung von Betreuungsangeboten an erster Stelle des Handlungsbedarfs.
Die Praxis der Unternehmen in der Sozialpolitik bleibe weit hinter den Erwartungen zurück, berichteten die Macher der Studie. Von vielen vermisst werden Regelungen für einen Sonderurlaub, wenn die Kinder krank sind. Auch Väter würden gern mehr Familienzeit in Anspruch nehmen. Da 36 Prozent der befragten Männer aber 45 und mehr Stunden pro Woche arbeiten würden, ginge es ihnen weniger um Teilzeit als darum, seltener zu Überstunden verpflichtet zu werden. Viele Mütter hingegen möchten ihre Teilzeitbeschäftigung eher zeitlich aufstocken.
Die von ihr initiierte »Allianz für die Familie« sei in Gang gekommen, sagte Renate Schmidt. In der Stadt Hanau seien beispielsweise die Arbeitszeiten der Betriebe mit den Öffnungszeiten der Kindergärten abgestimmt worden. Ihr Wunsch aber sei weiterhin: Familienfreundlichkeit sollte ein Markenzeichen der deutschen Wirtschaft werden. Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer allerdings gestand ein, dass dieses Thema in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit nur schwer voranzubringen sei. Argumentationshilfen seien für ihn die drohenden demographischen Entwicklungen – Deutschlands niedrige Geburtenrate und das damit verbundene ausbleibende Wirtschaftswachstum.
Sommer wies darauf hin, dass die Flexibilisierung der Arbeitszeit beiden Tarifparteien etwas bringen müsse, um ein Plus für die Familie zu werden. Denn die Befragung ergab, dass Arbeit zu unvorhergesehenen Zeiten – an Sonntagen und auf Abruf – am wenigsten mit einem Familienleben zu vereinbaren sei.
zur Stiftung
http://www.boeckler.de
Quelle : Neues Deutschland, 30.04.04,
http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=52393&IDC=3
Thomas Kujawa
---
1. Wer nicht fragt, kriegt keine Antwort.
2. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
3. Viele wissen mehr als Einer.
Diskussionsverlauf:
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