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Autor Thomas Kujawa
Datum 21.09.03, 18:57
Betreff Familienpolitik kommt erst langsam in Mode


Aus der FTD vom 1.9.2003
Familienpolitik kommt erst langsam in Mode
Von Cordula Tutt, Berlin

Es klingt paradox: In jenen europäischen Ländern, in denen Frauen seltener berufstätig sind, ist die Geburtenrate niedriger als in EU-Staaten mit einem hohen Anteil erwerbstätiger Frauen.

"Partielle Emanzipation" nennen Fachleute dieses Dilemma. Gemeint ist, dass Frauen zwar oft hoch qualifiziert und mit guten Chancen ins Berufsleben starten, dann aber für viele die Entweder-oder-Entscheidung ansteht: Kinder oder Karriere.

Länder mit niedriger Geburtenrate werden bald ein Problem haben, genug qualifizierte Fachkräfte zu finden. Etwa ab 2010 starten die geburtenschwachen Jahrgänge in den Beruf und die geburtenstarken drängen in Rente. Aus dem privaten Problem der Rollenaufteilung ist auch in Deutschland ein Problem der Familienpolitik und schließlich der Wirtschaft insgesamt geworden.


In skandinavischen Ländern, in Großbritannien oder in Frankreich, wo viele Frauen berufstätig sind, gibt es dagegen mehr Kinder als etwa in Deutschland. Auch fällt der Anteil an Frauen in Führungspositionen höher aus. Vor allem Länder, die traditionell als Bambini-freundlich gelten, haben wenig Nachwuchs: Italien und Spanien sind mit im Schnitt nur etwa einem Kind je Frau Schlusslichter. Zugleich sind dort nur gut 40 Prozent der Frauen berufstätig.



Entweder-oder-Entscheidung


Auch in Deutschland zeigt sich, dass gut qualifizierte Frauen zugunsten des Kindes für Jahre auf den Beruf verzichten - oder eben auf Nachwuchs. Hier liegt die Geburtenrate bei 1,4 Kindern, 58 Prozent der Frauen sind erwerbstätig. Dagegen sind unter Däninnen, Schwedinnen und Finninnen mehr als 70 Prozent im Beruf, oft in Vollzeit.


"Männer in höheren Positionen sind meistens verheiratet und leben in Familien, bei den Frauen trifft das nur für etwa die Hälfte zu", beschreibt Elke Holst vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung die Situation hier zu Lande. Außerdem ist ihr Anteil in den oberen Etagen noch gering. In Frankreich zählten Ende der 90er Jahre immerhin 20 Prozent der berufstätigen Frauen als Führungskräfte, in Deutschland sind es rund zehn Prozent.



Zaghafte Familien-Förderung


Langsam kommt die Familienpolitik in Mode. Große Firmen wie Volkswagen oder Lufthansa haben Programme aufgelegt, die weiblichen Nachwuchs fördern sollen. Zaghaft beschäftigt sich auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) mit dem Thema.


Doch es hakt noch immer an allen Ecken und Enden.In Frankreich werden 30 Prozent der Kinder unter drei Jahren in Krippen und Kindergärten versorgt, in Dänemark sogar 48 Prozent - in Westdeutschland sind es weniger als fünf Prozent. Die andere Seite der Medaille: Weniger als zehn Prozent der Mütter mit Kindern im Vorschulalter sind in Vollzeit beschäftigt. Und selbst wenn die Kinder schon älter sind, gehen nur 20 Prozent der Mütter wieder voll arbeiten.

© 2003 Financial Times Deutschland

URL des Artikels: http://www.ftd.de/pw/eu/1062167823705.html

Thomas Kujawa
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Wer nicht fragt, kriegt keine Antwort.




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