Die Brücke von Mitrovica war nur kurz geöffnet.
UN-Verhandler Ahtisaari schlägt im November Status vor.
Belgrad/Mitrovica. Im Kosovo kam es am späten Montagabend in Mitrovica kurz nach Öffnung der Brücke über den Fluss Ibar wieder zu Unruhen. Laut Augenzeugenberichten entwickelte sich an der Brücke, die den serbischen Nordvom albanischen Südteil trennt, eine Massenschlägerei, nachdem etwa 15 junge Albaner in den Nordteil gekommen waren. Es kam zu keinen schweren Verletzungen. Im Lauf der Nacht auf Dienstag wurde zudem ein von zurückgekehrten Serben bewohntes Haus in Istok im Westen des Kosovo beschossen. Verletzt wurde niemand. In Mitrovica sperrten lokale Serben die Brücke zunächst mit Stacheldraht. Im Lauf der Nacht schloss die UN-Verwaltung (Unmik) den Übergang auch offiziell für den Zivilverkehr wieder.
Die Brücke war erst am Montag nach einem Monat wieder geöffnet worden. Die Unmik hatte sie nach einem Bombenanschlag auf ein serbisches Kaffee mit neun Verletzten gesperrt. Sie verwaltet den Kosovo seit Ende des Krieges 1999.
Die Unruhen finden vor dem Hintergrund der ungelösten Kosovo-Statusfrage statt. Die serbische Seite sieht den Kosovo als Provinz Serbiens, während die albanische Seite auf Unabhängigkeit besteht. Seit Jahresbeginn verhandeln die beiden Seiten in Wien über den zukünftigen Status. Der UN-Sicherheitsrat erhofft sich eine Lösung bis Ende des Jahres. Dies ist aufgrund stockender Verhandlungen aber unwahrscheinlich. Beide Seiten zeigen kaum Kompromissbereitschaft. Der US-Ministerialdirektor für Europa, Daniel Fried, fordert eine baldige Lösung. "Ich kenne kein Argument für eine Verzögerung", sagt er.
Fraglicher Passus
Uno-Chefverhandler Martti Ahtisaari wird laut Medienberichten im November seinen Lösungsvorschlag präsentieren. Der Leiter der "International Crisis Group", Nicholas White, erwartet "eine Art beschränkter Unabhängigkeit." Der serbische Premier Vojislav Koštunica möchte dem zuvorkommen und am Samstag eine neue Verfassung erlassen. In dieser soll der Kosovo als Bestandteil Serbiens in der Präambel verankert werden.
Wiener Zeitung :Mittwoch, 27. September 2006
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