Lesermeinung
Kurzfristig gedacht
Zur Diskussion um die A20 schreibt die Vorsitzende des Glückstädter Naturschutzbundes:
„Die Elbquerung im Zuge der A 20 wurde als so genanntes F-Modell (Privatfinanzierung des Tunnels) und nur auf Grund einer geschönten Nutzen-/Kosten-Analyse
in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes aufgenommen.
Inzwischen sind die geschätzten Tunnelbaukosten von 390 Millionen Euro
(2003) auf jetzt 900 Millionen Euro gestiegen.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sich bisher kein Investor
für den Tunnelbau gefunden hat, zumal eine qualifizierte, vertiefende
Wirtschaftlichkeitsuntersuchung nicht vorliegt, noch nicht einmal in
Auftrag gegeben worden ist! (Antwort der Bundesregierung auf eine
Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen im September 2008). Wie üblich soll
wohl der Steuerzahler die Kosten übernehmen und dafür als Gegenleistung
Lärm, Emmissionen, Gestank, Zersiedlung und Naturzerstörung in Empfang
nehmen.
Erheblich rascher als bisher vermutet manifestieren sich die Folgen
der Erderwärmung in der Arktis. Nach neueren wissenschaftlichen
Untersuchungen (WWF) wird der arktische Eisschild bis zum Jahre 2040 im
Sommer abgeschmolzen sein, verbunden mit einem Meeresspiegelanstieg von
mehr als einem Meter, wenn nicht entscheidende Anstrengungen
unternommen werden, den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch zu
reduzieren. Schleswig-Holstein ist durch den
Anstieg des Meeresspiegels besonders gefährdet. Um so unverständlicher
ist es, dass ausgerechnet der schleswig-holsteinische
Wirtschaftsminister klimaschädliche Großprojekte befürwortet: Förderung
des Straßenverkehrs durch Autobahnneubau (A20, Fehmarnbeltquerung etc.)
und Errichtung von mehreren Kohlekraftwerken in Brunsbüttel, angeblich
alles unverzichtbare Vorhaben, um die schleswig-holsteinische Wirtschaft vor dem Untergang zu bewahren!
Die Autobahn A 20 wird dann in 40 Jahren womöglich an der Geestkante
enden, weil die Elbmarschen überflutet sind und die Kohlekraftwerke in
Brunsbüttel werden im Wasser versinken? Was aus der Bevölkerung wird,
interessiert nur am Rande, Hauptsache es sprudeln Gewinne und Steuern –
wenn auch nur kurzfristig.“
DR. SYBILLE PETERSEN
Glückstadt