Und wie wäre es mit einem Streichelzoo?
Von Stefan Schmid
Die Schoko-Weihnachtsmänner von Südweststrom sind nun endgültig – ohne allzu viel Sodbrennen oder Aufstoßen hoffentlich – vernascht worden (die Electrabel-Schokohäschen kommen ja zum Glück erst zu Ostern!), daher können wir uns aus aktuellem Anlass wichtigeren Dingen zuwenden. Zum Beispiel der spannenden Frage, wie wir heute Abend das neue Jahr, das sich in 24 Stunden so neu gar nicht mehr anfühlen wird, willkommen heißen. Viele werden ihre Euros in der Luft verpulvern – der Finanzkrise (das Wort sollte zum Unwort einer ganzen Dekade erklärt werden!) zum Trotz oder gerade deshalb. Ganz nach dem Motto: Was ich heute Nacht verballere, kann der Fondsmanager morgen nicht mehr versenken. Aus dieser Sicht macht das Böllern in der Tat Sinn, aber mir selbst reicht bereits ein Glas guter Sekt oder Wein (bei einem wird es wohl nicht bleiben . . .).
Aber apropos Verballern: Bei diesem Stichwort sind wir schon mitten drin in der Stadtpolitik des Jahres 2009. Denn was für Geldbeträge wollen und können unsere Ratsherren ab morgen verballern? Der Etat selbst steht zwar fest, aber außer den Finanzspezies im Rathaus macht der neue doppische Haushalt nicht einmal mehr den Politikern so richtigen Spaß. Nur noch Budgets sind aufgeführt, nur was sich dahinter genau verbirgt, muss erst hinterfragt werden. Allerdings: Viele nennenswerte und richtungsweisende Ausgaben sind im aktuellen Zahlenwerk noch gar nicht enthalten: die zwei Millionen Euro für den eventuellen Ankauf der Fläche von Wagner Pralinen. Oder die Millionen für den Neubau der Regionalschule.
Oder auch die Millionen für den Rückkauf des Strom- und Gasnetzes von E.ON Hanse. So gesehen beginnt das neue Jahr, abseits vom Pflichtprogramm, für die Stadt mit vielen Wenn und Aber – jedoch mit genug Spannung und Zündstoff. Auch im Fall der Kohlekraftwerke müsste sich mal abzeichnen, mit wem zu rechnen ist oder wer am Ende der schnellere ist: Electrabel oder Südweststrom? Oder doch keiner von beiden?
Wir werden uns zu einer Stellungnahme heute nicht hinreißen lassen, denn so kritisch wollen wir das Jahr nun doch nicht ausklingen lassen. Im Gegenteil: Wir sprechen uns an dieser Stelle für eine ganz einzigartige Idee einer Ansiedlung aus. Für einen Streichelzoo in Brunsbüttel! Eine wahre Herausforderung selbst für die stillsten Wirtschaftsförderer. So ein Zoo wäre ein absolut flauschiger Standortvorteil, an den so niemand bisher gedacht hat. Wenn man keine Tiere bekommt, könnten – übergangsweise – Politiker den tierischen Part übernehmen. Sie bräuchten sich dann nicht mehr nur in den Gremien auszutoben.
Den ersten politischen Zoo-Bewohner hätte die Stadt ja schon – gleichwohl er nur aus Holz ist und zurzeit mitten in der Braake ankert. Aber Bauherr Rolf-Christian Meyer wollte nicht den Knut-Effekt erzielen, sondern auf die weltweiten (und eventuell bald auch Brunsbütteler) CO2-Emissionen aufmerksam machen.
Ein lieb gemeinter Hingucker, aber vielleicht reicht er als Impulsgeber für verbrauchte Berater schon aus. Jedenfalls sollte die Idee von einem echten Zoo in der Stadt nicht so einfach verworfen werden. Standorte hätten wir ja genug: In diesem Fall käme sogar das Wagner-Gelände infrage. Mit genügend Zelten und genügend Kakao für Kinder ließe sich diesmal doch was daraus machen, oder? Auf jeden Fall: Guten Rutsch!