Rendite zu Lasten von Luft und Boden
Zum Bau von Kohlekraftwerken
Der Initiator der umstrittenen Großkraftwerksanlage auf der Basis von Importkohle ist die Süd-West-Strom.
Die Hauptaktionäre sind Schweizer, die sich rühmen dürfen, in ihrem
Lande den saubersten Strom zu nutzen. Der bei uns künftig zusätzlich
produzierte Kohlestrom soll dort zur Befüllung von Pumpwasserspeichern
eingesetzt werden. Bei diesem Arbeitsgang gehen 50 Prozent der
eingesetzten Energie verloren. Dennoch wird durch die Stromvorhaltung
und Vermarktung zu Spitzenzeiten ein Drittel der anfallenden
Energiekosten als Gewinn erwirtschaftet. Diese Rendite geht zu Lasten
unserer Umwelt bezüglich Luft und Bodens, vorwiegend in den Kreisen
Dithmarschen und Steinburg. Das in Frage stehende Kohlekraftwerk soll
eine Kapazität von 1 800 MW haben; das entspricht der eineinhalbfachen
Leistung des AKW Brokdorf. Der jährliche Kohleeinsatz beläuft sich dabei
auf 4,5 Mt. Man fragt sich, wie sich unsere ehrgeizigen Ziele zur
CO2-Minderung bei Durchführung solcher Vorhaben noch verwirklichen
lassen. Angedacht ist, dass Kohle aus Kolumbien zum Einsatz kommt, deren
Abbau dort zerstörerische Eingriffe in die sensible Naturwaldregion mit
sich bringt und außerdem viele Kleinbauern um ihre Lebensgrundlage
bringt. Das Projekt erweist sich augenfällig als kontraproduktiv, die
Sauerstoffproduktion wird eingeschränkt und einhergehend die Emission
von CO2 erhöht. Der Kohleeinsatz erzeugt zum einem Zehntel die
Kohleschlacke als Abfallprodukt. Es wird zur Herstellung von Zement
eingesetzt. Bis 1976 wurde dieses Produkt aus reinen Naturstoffen, Sand,
Ton und Kreide hergestellt, Materialien, die im Endprodukt keine
allergischen Auswirkungen haben. Besorgnis erregend wäre meines
Erachtens eine zukünftig nicht mehr gegebene Möglichkeit des Recycling,
sondern eine Anhäufung von Sondermüll, wie sie uns von der Asbest-Entsorgung nur allzu gut bekannt ist.
Als Alternative zu dem geplanten Kohlekraftwerk könnten an gleicher
Stelle mehrere Gasturbinenkraftwerke erstellt werden, die auch mit
Flüssiggas arbeiten könnten. Eine Aufteilung in Grundlast- und
Spitzenversorgung böte sich an. Auf lange Sicht ließen sich Turbinen mit
dem unerschöpflichen Wasserstoff betreiben. Eine weitere Chance zur
Ergänzung sauberer Energieproduktion liegt in der Tidekraft. Hierzulande
kämen die Sperrwerke an der Eider-, Stör-, Krückau- und Pinnaumündung
in Betracht. Die Strömungskräfte könnten man über Hydraulikpumpen-Turbinen
aktivieren. Beim Störsperrwerk z.B. gewönne man zusätzliche
Strömungsenergie über die zeitweilige Schließung der Mittelschleuse. Die
beim Tidewechsel wieder freie Schifffahrt gewähren kann. Für das Land
eröffnete sich eine zusätzliche Einnahmequelle.
Ins rechte Blickfeld geraten sind jüngst überall ausgedehnte
Solarstromanlagen, deren neueste Module nur noch zwei Prozent an
Leistungsminderung innerhalb von 20 Jahren erfahren. Unter Einbeziehung
weiteren technischen Fortschritts wie auch der wachsenden Einspeisung
der Erträge verspricht die Solarenergie eine verlässliche Einnahmequelle
zu bleiben, die den überkommenen Stand an Leistung um 25 Prozent
übertrifft und den Fiskus wie auch die Konsumenten deutlich weniger
belastet. Die Ausrichtung neuer Gebäude wird dem Trend zunehmend
Rechnung tragen.
Eine sinnvolle Ergänzung auf dem pflanzlichen Sektor zur
Energieerzeugung liegt in der zunehmenden Nutzung von Chinaschilf. Die
Pflanze steht dicht, wird bis zu vier Meter hoch und hat eine 20-jährige
Lebensdauer bei jährlicher Ernte sowie nur einmaliger Anpflanzung. Der
Hektarertrag liegt bei umgerechnet 8 000 Liter Heizöl. So entsteht,
kalkuliert bei Vorspitzenpreislage, ein Deckungsbeitrag von 5 000
Euro/ha. Die Erstinvestition von 2 000 Euro/ha ändert diese Bilanz nicht
nachhaltig. Mit keiner anderen legalen Pflanzung kann Landwirtschaft so
erfolgreich sein.
Eine technische Innovation auf dem Energiesektor sind die VW-Kleinkraftwerke,
welche in einer Auflage von 100 000 Stück im Produktionsplan stehen
und z.T. schon sehr effizient in Gebäuden arbeiten. Die Herstellung
selbst setzt keine Grenzen. Diese Einrichtung könnte sich zusätzlich
positiv auswirken bei der Unterhaltung der E-Autos.
Der entscheidende Fortschritt aller Bemühungen um die Erzeugung
sauberer Energie gelang aber mit der Aufstellung von effizienten
Windkraftanlagen. Hier kommt es m.E. auf die zuverlässige Windströmung
an, die erst ab 150 Meter Höhe gegeben ist. Als Zukunftsversion scheint
eine gängige Leistung von 10 MW pro Anlage machbar.
Das uns in Brunsbüttel angediente Kohlekraftwerk hat bei seiner
optimalen Ausnutzung eine Leistungsausbeute von 46 Prozent der fossilen
Energieeinspeisung. Während der Erörterungstermins im Elbeforum in
Brunsbüttel wurden außer dieser nur mäßigen Ausbeute der massiv die
Umwelt belastenden Kohlemengen weitere Negativposten, wie auch die
Elberwärmung, angesprochen. Die Zeichen der Zeit sprechen gegen die
rückwärts gewandte Umwelt belastende Kohleverstromung. Die positive
Entwicklung in der regenerativen Energieerzeugung ist das Zeichen der
Zeit. Der vermehrte Kohleeinsatz scheint auch angesichts der
Verlängerung der Laufzeiten im Bereich der Kernenergie nicht mehr
vertretbar. Am Ende droht gar das Szenario einer weiteren
Industrieruine.
Einsichten, Gedanken und Anregungen eines Altenteilers zum Stand der
Diskussion um eine langfristig akzeptable, ausreichende
Energieversorgung.
Klaus-Heinrich Peters Heiligenstedten