WZ vom 28.04.2012:
Mahnwache zum Tschernobyl-Gedenktag:
„So etwas kann überall passieren“
Brokdorf
Am Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl gedachten zirka
30 Personen am Mahnstein in Hollerwettern der Opfer. Aufgerufen hatte
Karsten Hinrichsen von Brokdorf-Akut zu der
abendlichen Mahnwache. Er freute sich über die auswärtigen Mitstreiter,
aber auch zahlreiche Bewohner der Region waren erschienen.
Vor 26 Jahren war der russische Reaktor explodiert, und auch nach
Fukushima wiesen, so die Veranstalter, die Verantwortlichen in
Deutschland ein ähnliches Unglück hier weit von sich. Deutsche
Atomkraftwerke seien durch eine andere Auslegung viel sicherer, gab
Karsten Hinrichsen zu bedenken. Er untermauerte seine Rede mit
Beispielen. So soll der Brokdorfer Meiler gegen Flugzeuge, wie den
Starfighter mit 13 Tonnen Gewicht, ausgelastet sein. Heutige Flugzeuge
wie zum Beispiel der A380 hätten ein Gewicht von zirka 300 Tonnen „und
es hat in Brokdorf keine Nachrüstung gegeben“, so Hinrichsen. Als
Bemessungshochwasser wurde eine Flut genommen, deren Wasserstand alle
10 000 Jahre vorkommt. „Doch stimmen diese Daten noch mit den heutigen
Bedingungen überein?“, fragte Hinrichsen.
Karla Braunschweig und Marianne Kolter von der Anti-Atomkraft-Initiative
Pinneberg können sich beide noch gut an den Super GAU am 26. April 1986
und die Tage danach erinnern. Marianne Kolter lebte zu der Zeit in
Hessen, wo eine hohe Verstrahlung gemessen wurde. „Die Kinder mussten
trotz guten Wetters und warmer Temperaturen durch dicke Kleidung
geschützt in Schule und Kindergarten gehen“, erinnerte sie. Die
kontaminierte Kleidung musste in den Gebäuden gegen frische Wäsche
getauscht werden, draußen spielen fand nicht statt. „Überall wo so ein
komplexes Teil steht, kann es passieren“, so Kolter. Karla Braunschweig
rief zu einer Schweigeminute in Gedenken der Opfer auf und legte Blumen
am Mahnstein nieder.