Artikel vom 21.12.2009

Alle reden vom Klimaschutz. Nur an der Elbe läuft die Zeit rückwärts. Während deutschlandweit Pläne für Kohlekraftwerke scheitern, entstehen hier gleich sieben Klimakiller! Das Gebiet von Hamburg bis Brunsbüttel wird zu einem der klimaschädlichsten Europas.

Neben der halb fertigen CO2-Schleuder in Moorburg werden je drei Kraftwerksblöcke in Stade und Brunsbüttel geplant. Gesamtleistung: 7740 Megawatt. CO2-Ausstoß: 42,1 Millionen Tonnen pro Jahr. Davon entfallen 9,2 Millionen Tonnen auf das Vattenfall-Kraftwerk in Moorburg. Und das gilt noch als effizient, da es neben Strom Fernwärme liefert. Doch dafür gibt es weder in Brunsbüttel noch in Stade nennenswerte Abnehmer. "Die Region entwickelt sich zu einem klimapolitischen Albtraum", sagt BUND-Chef Manfred Braasch.

Verantwortlich ist eine illustre Schar altbekannter Klimakiller-Konzerne von der französischen GDF über SüdWest-Strom, GETEC, EnBW und E.on bis zur amerikanischen Firma Dow Chemical. Ein Teil der Bauten ist bereits genehmigt, andere nur in Planung. Bis 2014 soll das letzte ans Netz gehen. Braasch: "Das wird dann eine der größten Ansammlungen an Kohlekraftwerken in Europa."

Zwar regt sich vor Ort Widerstand. "Das Kraftwerk soll nur 400 Meter von Wohnungen, einer Schule und Kita entstehen", sagt Hanns-Martin Storm (54) von der Brunsbütteler "Bürgerinitiative für Gesundheit und Klimaschutz". Doch gegen die Heerscharen an Juristen, die die Firmen auffahren, haben die Bürger selten eine Chance. Zudem unterstützen CDU, SPD und FDP die Pläne in den meisten Fällen - trotz der Warnungen der Klimaforscher vor steigenden Pegeln. Braasch: "Es ist fatal, dass die Kommunalpolitiker den Sargnagel für die Küstenregion selber beschließen."

Dass es auch anders geht, zeigen die vergangenen Monate. Fast im Wochenrhythmus wurde das Aus für Kraftwerksplanungen verkündet. Von den ursprünglich in Deutschland geplanten 40 Kraftwerksblöcken wurden elf verhindert (siehe Karte). So entschied sich Vattenfall in Berlin, ein Kohle- durch ein Gaskraftwerk zu ersetzen. In Hamburg wird dafür weiter am Kohlemeiler gebaut.

Quelle: http://archiv.mopo.de/archiv/2009/20091221/hamburg/panorama/ueberall_an_der_elbe_werden_klima_killer_gebaut.html