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CCS-Speicher: Westküste sorgt sich um Weltnaturerbe. 09.07.2012

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 09.07.12, 23:50  Betreff: CCS-Speicher: Westküste sorgt sich um Weltnaturerbe. 09.07.2012  drucken  weiterempfehlen

Seite 1:

CCS-Speicher: Westküste sorgt sich um Weltnaturerbe-Titel

Nordfrieslands Landrat fürchtet die Reaktion der Unesco auf das Gesetz zur CO2-Verpressung

Husum/Kiel /fu/was

Kohlendioxid-Endlager am Grunde der Nordsee gefährden das Weltnaturerbe-Prädikat
des Nationalparks Wattenmeer. Das befürchtet Nordfrieslands Landrat
Dieter Harrsen nach dem Beschluss des Bundesrates für ein CCS-Gesetz (Carbon Capture and Storage), das die Verpressung des Klimagiftes Kohlendioxid unter der Nordsee möglich macht.


Harrsen hat die Deutsche Unesco-Kommission jetzt gebeten, eindeutig Stellung zu beziehen. „Die Gefährdung des Welterbe-Titels wäre auch ein überzeugendes Argument für die Begründung des von unserer Landesregierung angekündigten Anti-CCS-Gesetzes“,
argumentiert er. In der Bonner Zentrale der Organisation wird die
aktuelle Entwicklung auf Bundesebene zwar beobachtet, aber noch nicht
als vorrangig eingestuft. „Das ist noch kein Thema für die Deutsche
Unesco-Kommission“, erklärte Sprecher Dieter
Offenhäußer auf Anfrage. Konkret prüfen würde die Unesco den
Sachverhalt, wenn es offizielle Anfragen geben würde.


Über Jahre hatte eine mehrere tausend Mitglieder starke Bürgerinitiative gegen die CCS-Endlager in den Kreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg
versucht zu verhindern, dass der Bund die gesetzlichen Voraussetzungen
für den Einsatz von Testanlagen schafft. Auch der nordfriesische
Kreistag warnte wiederholt vor unüberschaubaren Risiken und Kosten.


Landrat Harrsen erwartet, dass die CCS-Befürworter
ihre Testlager bevorzugt unter der Nordsee einrichten wollen, weil
Protestaktionen der Gegner auf dem Wasser schwer zu organisieren sind.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften stufe Salzwasser führende
Schichten großen Ausmaßes unter der Nordsee als mögliche Kohlendioxid-Speicher
ein. Zwölf Seemeilen, also rund 22 Kilometer vor der Küste beginnt nach
internationalem Seerecht die Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ), in
der nur der Bund das Sagen hat.


Die Kieler Energiewende-Staatssekretärin Ingrid Nestle erklärte hierzu auf Anfrage: „Wir werden ein Gesetz auf den Weg bringen, das eine CCS-Lagerung in Schleswig-Holstein verhindert.“ Und auch im Nationalpark Wattenmeer werde es keine Verpressung von CO2
geben, sagte Nestle. „Es kann doch nicht angehen, dass in einem
Weltnaturerbe die Hinterlassenschaften der Kohlekraftwerke abgelagert
werden.“



Kommentar von Seite 2:



Weltnaturerbe – Muster ohne Wert?

Der Preis für Kohlendioxid-Speicher am Meeresgrund ist zu hoch

Jörg Von Berg

Aus den Augen, aus dem Sinn. Nach dieser Methode hat sich Deutschland
bei der Nutzung der Atomkraft lange Zeit seiner ungelösten
Entsorgungsfragen entledigt. Radioaktive Abfälle wurden in der
niedersächsischen Asse eingelagert. Nun droht das vermeintlich sichere
Bergwerk einzustürzen. Das Problem hat alle wieder eingeholt.


Daraus hat offenkundig niemand Lehren gezogen. Denn nach dem gleichen
Muster will man nun dem klimaschädlichen Kohlendioxid beikommen, das
bei der Verbrennung von Kohle anfällt. In Kraftwerken soll es
abgeschieden und in unterirdische Speicher gepresst werden – ungeachtet
möglicher Risiken. Diese werden kleingeredet oder ignoriert, was in
Norddeutschland tausende Menschen auf die Barrikaden bringt.


Unter dem Druck der EU, die eine rechtliche Regelung einfordert, hat
der Bund ein neues Gesetz auf den Weg gebracht. Dieses erlaubt den
Ländern zwar unter bestimmten Voraussetzungen, unterirdische Speicher
auf ihrem Gebiet zu verbieten. CO2-Pipelines durch Schleswig-Holstein in die Zwölf-Seemeilen-Zone
der Nordsee hinaus wären aber auch durch das angekündigte Landesgesetz
kaum zu verhindern. Dort haben Wissenschaftler große geeignete Gebiete
ausgemacht. Ob die angepeilten Depots überhaupt eine sichere
unterirdische Lagerung von CO2 über Jahrzehnte, womöglich gar Jahrhunderte hinweg zulassen, steht jedoch in den Sternen. Kritiker zweifeln daran.


Wenn das Ökosystem Wattenmeer Schaden nehmen würde und die Unesco
dann womöglich auch das Prädikat der Welterbestätte einkassieren müsste,
wäre das für die vom Tourismus lebende Westküste Schleswig-Holsteins
ein hoher Preis. Ein zu hoher, angesichts einer rückwärts gewandten
Technologie, die zentrale Fragen des Klimaschutzes unbeantwortet lässt
und dadurch eine Politik des „Weiter so“ fördert.


Genau die sollte aber nach dem Fukushima-Atomunglück und der Energiewende in Deutschland doch eigentlich vorbei sein.







[editiert: 09.07.12, 23:50 von Claudia]
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