Die Folgen der Erderwärmung sind in der Arktis
dramatisch. Das Eis rund um den Nordpol schmilzt schneller als ohnehin
befürchtet. US-Forscher warnen vor einem gefährlichen Dominoeffekt für das Weltklima.
Bremerhaven/ddp
– Nach einer 20 000 Kilometer langen Expeditionsfahrt in arktischen
Gewässern ist das Forschungsschiff „Polarstern“ in den Heimathafen
Bremerhaven zurückgekehrt. Als erstes Forschungsschiff hat es auf der
Reise sowohl die Nordwest- als auch die Nordostpassage durchfahren und
damit einmal den Nordpol umrundet, teilte das Alfred-Wegener-Institut
für Polar- und Meeresforschung (AWI) mit. An Bord befanden sich während der
Mitte Juni begonnenen Expedition bis zu 47 Wissenschaftler aus zwölf
Nationen.
Wegen der geringen Eisbedeckung in diesem Sommer konnten die
Expeditionsteilnehmer in bisher nicht zugänglichen Seegebieten
forschen. Die Forscher äußerten sich wegen der geringen
Meereisbedeckung besorgt über die Klimaveränderungen im Arktischen
Ozean. Die Expedition diente den Angaben zufolge dem Ziel, Daten über
die Entwicklung der Arktis in der Erdgeschichte zu erheben.
Die Beobachtungen der „Polarstern“-Crew untermauert der alarmierende Jahresbericht der US-Klimabehörde
NOAA. Das Jahr 2007 sei das wärmste in der Arktis seit Beginn der
Aufzeichnungen gewesen, heißt es dort. Der seit Mitte der 1960er Jahre
messbare Anstieg der Durchschnittstemperaturen um den Nordpol herum
setze sich damit fort. Die sommerliche Eisfläche werde drastisch
kleiner. Nach den exakten Daten der NOAA hat das Arktiseis im September
2007 mit 4,3 Millionen Quadratkilometern die kleinste jemals gemessene
Eisfläche erreicht. Das waren 39 Prozent weniger als im Durchschnitt
der Jahre 1979 bis 2000. Das Jahr 2008 stützt diesen Trend, die
Eisfläche war im September mit 4,7 Millionen Quadratkilometern nur
geringfügig größer als im Jahr davor. Auch die alljährlich über den
Winter bis März wachsende Eisfläche wurde in den vergangen Jahrzehnten
nicht mehr so groß wie zuvor.
Die NOAA schreibt von einem Dominoeffekt. Der Verlust des Eises
führe zu größerer Sonneneinstrahlung und damit Erwärmung des
Ozeanwassers. Die wärmere Luft und das wärmere Wasser wiederum
beeinträchtigten Tiere und Pflanzen. Zudem werde der Teil des
winterliches Seeeises kleiner, der bis in den Sommer hält. „Es ist
ein empfindliches System und zeigt oft relativ schnell und dramatisch
Änderungen an“, sagt NOAA-Ozeanforscher James Overland. Zugleich ziehen sich die Grönlandgletscher zurück. Das Eis sei um 100 Kubik-Kilometer geschrumpft und habe daher großen Anteil am Meeresspiegelanstieg.
Die NOAA verweist auch auf Auswirkungen auf die Tierwelt: Die
Zahl der Rentiere und Walrosse könnte künftig schwinden. Die Eisbären
hätten schon jetzt immer weniger Eisflächen, von denen aus sie jagen
können.