Ein Aufpreis, den wir zahlen müssen
Das Schüren von Ressentiments gegen die Solarkraft-Förderung gefährdet die Energiewende
Kerstine Appunn
Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) sollte einen Anreiz für den
Ausbau regenerativer Energien sein – nun hat der Staat bemerkt, dass er
die Bürger wohl zu stark „angereizt“ hat. Angeblich zahlen die
Stromkunden wegen der EEG-Umlage jährlich rund
sieben Milliarden Euro an die Betreiber von Solarstromanlagen. Diese
Zahl hört sich erschreckend an und erhitzt auch dann noch die Gemüter,
wenn sie mit 10,50 Euro Mehrkosten im Monat pro Privathaushalt für die
Förderung aller Erneuerbaren Energien angegeben wird.
Angesichts der Berechnung, dass die Photovoltaik mit 50 Prozent der
Fördergelder nur 15 Prozent der regenerativen Energie in Deutschland
erzeugt, ist anzunehmen, dass das EEG in diesem Bereich tatsächlich über
das Ziel hinausgeschossen ist. Dennoch ist die Art und Weise, wie die
Minister in Berlin am EEG herumgewerkelt haben, ein falsches Signal an
alle, die die Energiewende unterstützen oder in sie investieren.
Das liegt weniger am Inhalt der neuen Regelungen als an der Art und
Weise, wie ihre Notwendigkeit vermittelt wird. Hersteller erneuerbarer
Energien werden als Schmarotzer dargestellt, die dem Normal-Bürger
auf der Tasche liegen. Dabei sollte inzwischen jedem klar sein, dass
die gesellschaftlichen Kosten und Schäden an der Umwelt durch die
Verbrennung fossiler Energieträger um einiges schwerer wiegen als der
temporäre Aufpreis, den uns die Umstellung auf regenerativen Strom
kostet.
Es wäre unverantwortlich, wenn die Energiewende wegen der
Stimmungsmache gegen 10,50 Euro Mehrkosten im Monat ins Stocken gerät.
Von Bürgern, die oftmals monatlich bis zu 30 Euro für die Raten eines
Smartphones oder andere Luxusgüter ausgeben, sollte man erwarten können,
dass sie zehn Euro in den Umweltschutz und die Zukunft ihrer Kinder
investieren.