Keine Wende ohne Offshore-Energie
Windkraftgewinnung auf See stockt
Kay Müller
Zu teuer, zu langsam – und kriselnd. Das sind die Urteile, die jetzt ein Experte in einem neuen Bericht zum Ausbau der Offshore-Windkraftanlagen gefällt hat. Schon sehen Kritiker die ganze Branche in Gefahr, weil Unternehmen nicht mehr investieren wollten.
Macht in diesen Zeiten die staatliche Förderung des Ausbaus von Offshore-Windkraft überhaupt noch Sinn?
Ja. Und zwar uneingeschränkt. Denn auch wenn der Ausbau von
Windkraftanlagen an Land viel schneller und billiger ist und so Strom
kostengünstiger produziert werden kann – ohne massiven Ausbau der
Offshore-Windkraft kann die Energiewende nicht gelingen. Gerade einmal 1,8 Prozent der Landesfläche Schleswig-Holsteins
werden als Eignungsfläche für Windkraftanlagen ausgewiesen. Um den
benötigten Strom allein an Land zu produzieren, wäre ein Vielfaches
davon nötig. Und immer neue Windspargel würde die Bevölkerung zu Recht
nicht mehr akzeptieren.
Anders auf See. Die Anlagen sind nicht nur außer Sicht, sie
produzieren auch mehr. An Land läuft ein Windrad rund 2500 Stunden pro
Jahr unter Volllast, offshore sind es im Schnitt 4500.
Die Kritiker sollten nicht vergessen, dass die Offshore-Technik, wie sie in der Nordsee gebraucht wird, völlig neu entwickelt und installiert werden muss. Die Onshore-Technik wird seit über 30 Jahren erprobt, überarbeitet und verfeinert. Windkraftexperten glauben, dass die Offshore-Technik
bereits in fünf Jahren so weit sein könnte, dass Anlagen standardisiert
und in größerer Stückzahl produziert werden könnten. Dann werden die
Anlagen auch schneller und kostengünstiger gebaut werden – und die
Förderung kann zurückgefahren werden. Aber diese Zeit sollte man den
Unternehmen lassen. Denn massenhaft aus Offshore-Windkraftanlagen produzierter Strom – das wäre wohl einer der größten Beiträge zur Energiewende.