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Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum
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Autor |
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Wanderer
Mitglied
Beiträge: 28
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Erstellt: 03.11.09, 11:16 Betreff: Re: Bedingungsloses Grundeinkommen |
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Hallo Eva, an dem Abend nach Deiner Antwort kam eine Sendung über Lichtverschmutzung und wie unser Nachtleben uns krank machen kann. Es ist so, daß wir tatsächlich die nächtliche Dunkelheit und Ruhe brauchen, um gesund zu bleiben. Aber das ist ja hier nicht das Thema.
Wie ist das mit dem Geld? Ist das nicht ein Riegel, der vorgeschoben wird vor dem direkten Zugang zu allem, was Menschen brauchen? Geld ist doch im Grunde genommen eine Ware, mit der man erst andere Waren bekommen kann. Geld ist sowas wie eine Superware, etwas, das man besonders verehrt und für besonders wertvoll hält. Im Grunde eine Art Götze. Kürzlich höre ich einen dieser Wirtschaftsschlümpfe sagen, wenn es genügend Geld gäbe, würde man den Wert des Geldes nicht mehr schätzen. Warum? Warum muss Geld einen besonderen Wert haben und die Aussage, daß Geld knapp sein müsste, halte ich für menschenverachtend, denn wenn vom Wert einer Ware abhängt, ob Menschen gesund und unbeschwert leben können, kann man doch sagen, daß Geld das beste Mittel sei, um Menschen zu beherrschen. Hört sich nun ein wenig wie Verschwörung an, aber ich denke, es handelt sich wie bei Vielem, was Menschen beginnen, um Gedankenlosigkeit und voreilige Begeisterung.
Ich würde meinen, daß eine Geldwirtschaft sowas ist wie das Spiel "Reise nach Jerusalem". Wer im Rennen um die Stühle nicht schnell und rücksichtslos genug ist, ist ausgeschlossen.
Ich denke, daß viele Menschen schon gar nicht mehr die Bitternis und Grausamkeit der Geldwirtschaft nachfühlen können. Denn gleichzeitig mit dem fehlenden Stuhl wird jedem ein Stock auf den Rücken gebunden, mit einer Wurst am vorderen Ende hängend, die man nie erreichen kann. Grotesk. Denn wir wissen ja, daß Reiche nicht wirklich glücklich sind.
Menschen sind halt so "gebaut", daß sie immer nach etwas streben. Wenn nun ein Miliardär die halbe Welt gekauft hat, weil er meinte, das mache ihn glücklicher, so merkt er irgendwann, daß er die andere Hälfte ja noch nicht besitzt.
Wenn nun mit einem Grundeinkommen, gleich welcher Ausgestaltung, Menschen wissen, daß sie darinnen gefangen sind, während Reiche trotzdem immer weiter raffen, was soll aus ihren Sinn fürs Streben werden?
Welche neuen Unzufriedenheiten wird das hervorbringen? Ich habe nicht den Eindruck, daß man soziologiosche Aspekte dieser Grundeinkommens-Idee gründlich geprüft hätte.
Noch eine Sache: Geld fördert das Unpersönliche und Distanzierte. Auch wenn es auf einem Markt, auf dem noch gehandelt und gefeilscht wird, anders erscheint, es geht im Grunde immer um Ware, nie um den Menschen an sich. Mit Geld kann man in das Zwischenmenschliche den Hochmut zutiefst verankern, denn beim Feilschen steht im Vordergrund, sich selber gut zu fühlen, auch wenn hernach vielleicht Zweifel auftauchen, ob man nicht ein noch besseres Geschäft hätte machen können. Mit dem System von Karten und fixen Preisen haben wir das Gesichtslose und Anonyme verankert, das was ich oben distanziert und unpersönlich nannte, auch wenn im Verkaufsladen meist gelächelt wird und nichtssagende freundliche Floskeln ausgetauscht werden. Im Grunde gibt es beim Tausch Geld gegen Ware nichts zu sagen, denn die Regeln sind hier normativ. Wenn ein Preis festgelegt ist, gibt es nichts zu danken und zu bitten, beim Feilschen eh nicht, denn im Hinterstübchen flackert allzu leicht der Gedanke, man sei übers Ohr gehauen oder man könnte es doch mal riskieren. Auf jeden Fall will ein jeder besser da stehen als der Andere, was sich ja auch mit dem Kauf und der Präsentation von Statussymbolen ausdrückt.
So gesehen, ist das Geld ein unpersönlicher Verführer, ein diabolischer Anwalt ohne Gesicht, wenngleich manche Geldscheine und Münzen doch immer noch Gesichter zieren.
Ach ja, Menschen kann man sich auch kaufen, das wollen wir nicht vergessen. Selbst wer arbeitet, wurde ja gekauft. Diese Kaufverträge nennt man dann Arbeitsverträge, in denen hauptsächlich festgeschrieben ist, was man alles nicht darf. Streng, unerbittlich, gnadenlos. So ist das mit dem Geld.
Das wären mal meine Gedanken zu dem für heute. Es winkt skeptisch dreinschauend – der Wanderer
"So we say all"
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