Christina
Dauerschreiber
Beiträge: 100
|
Erstellt: 24.07.10, 09:51 Betreff: Re: Selbstlerner-macht das Sinn? |
|
|
Hi,
ich glaube, dass es ohnehin wesentlich leichter fällt, ein zweites, drittes, ... Instrument zu lernen als das Erste. Gewisse Grundlagen sind ja nun einmal überall gleich (oder zumindest ähnlich), egal ob es da nun ums Notenlesen oder um die Spieltechnik geht. Darum habe ich dann einfach mehr Raum, um mich auf das zu konzentrieren, was gerade Neu ist, während ein kompletter Anfänger ja im Normalfall nicht nur eine Baustelle hat. Das bietet dann natürlich auch günstigere Voraussetzungen für das Selberlernen.
Das mit dem Überblasen war nur ein Beispiel, davon gibt es jede Menge. Ich arbeite zum Teil als Dozentin bei Kursen mit Kindern und Jugendlichen und was man da zu sehen bekommt, ist oft ziemlich abenteuerlich. Da ist es eben nicht selbstverständlich, dass das Überblasen mit großer Kraftanstrengung nur falsch sein kann. Da hören Leute nach 5 Jahren Unterricht zum ersten Mal, dass man Töne im Normalfall mit der Zunge anstößt. Da hat jemand massive Intonationsprobleme und wundert sich halb tot, dass ich die durch eine simple Korrektur der Spielhaltung beinahe "wegzaubern" kann. Zum Teil sprechen Töne nicht oder nur ganz schwer an und das liegt einfach daran, dass die Flöte undicht ist wie ein Sieb, so dass ich erstmal den Schraubenzieher auspacke und die Mechanik soweit reguliere, dass das Instrument spielbar ist (da ist man dann immer der große Held, wenn plötzlich das c1 ganz leicht anspricht). Stütze und Atemtechnik sind Fremdworte, dementsprechend klingt dann auch der Ton. Und diese Liste könnte ich beliebig erweitern ...
Das ist alles das Ergebnis von Selbstlernern oder von Leuten, die zwar Unterricht haben, aber bei "Lehrern", die selber keine Ahnung von der Materie haben. Und sowas finde ich immer sehr traurig, weil die falsche Technik zu dem Zeitpunkt schon so automatisiert ist, dass die Leute kaum noch eine Chance haben, das wieder in den Griff zu bekommen und über ihr schlechtes Amateurniveau hinaus zu kommen.
Wer, so wie du, über ein gewisses Grundwissen verfügt, kann sicherlich auch auf der Flöte ohne Unterricht zu brauchbaren Ergebnissen kommen und das wird für die meisten Instrumente gelten. Im Grunde sind wir uns also einig. Aber leider habe ich die Erfahrung machen müssen, dass das eher die Ausnahme ist. Darum werde ich auch weiterhin bei solchen Fragestellungen immer für Unterricht plädieren - wenigstens in der ersten Zeit.
Auf deine andere Theorie bin ich schon gespannt!
Liebe Grüße Christina
|
|