Benjahmin
Stammgast
Beiträge: 34
|
Erstellt: 24.07.10, 22:52 Betreff: Re: Selbstlerner-macht das Sinn? |
|
|
Puuh Christina,
Ich muss mir gerade die Lachtraenen aus dem Gesicht wischen, Was Du so erzaehlst von "Anfaengerfehlern" , kommt mir nur allzu bekannt vor. Und so traurig es halt auch ist, musste ich gerade echt lachen, darueber, dass andere sowas auch erleben. Wenn ich rueckblickend jetzt darueber nachdenke, haste schon Recht mit dem Lehrer/ Unterricht..... Wie oft war ich nicht schon der grosse "Zauberer", weil ich mit nem Schraubenzieher oder einem Stueckchen Kork/Filz meinem Schueler ploetzlich zu unglaublichem "Talent" auf seinem Instrument verholfen habe..... oder auch nur dadurch, ihm zu zeigen, wie man nach 4 Jahren Spielpraxis das Rohrblatt richtig einspannt.... Einem PROFIkollegen wollte ploetzlich partout kein Ton mehr aus seinem Sax kommen, worauf er anfing , es eifrig zu putzen, um dem Uebel beizukommen. Ich suchte und fand den abgefallenen Filz, klebte ihn wieder ein, prompt ging die Hupe wieder.....und ich fiel bei dem Kollegen in Ungnade, weil ich mal wieder Recht gehabt und seine Putzerei ad absurdum gefuehrt hatte. Ein Lehrer sagte seiner Schuelerin, sie solle ihre Floete doch mal oelen. Das tat die Dame dann auch ....in einer Gallone saeurehaltigem Salatoel -ueber Nacht. Ich mag nicht erzaehlen, wie wir diese Floete wieder fit gemacht haben....eine neue zu bauen waere fast einfacher gewesen.
Also ich denke, da gibt es unzaehlige Anekdoten, die einem die Haare zu Berge stehen lassen koennen, und ja.....DA ist ein Lehrer dann schon wertvoll, ABER, einigen wir uns darauf : Ein GUTER muss es sein !! Eben einer, der darauf achtet, dass die Floete NICHT im Salatoel landet....oder wie in einem Deiner Faelle darauf, dass man ein Staccato eben mit der Zunge anstoesst.
Auch da kenne ich einige Faelle, welche einen Ton mit der Bauchatmung "anstossen", beim Spielen zwangslaeufig auf und ab hopsen und rot anlaufen.....Absolventen der Music Academy of Addis Abeba, wohlgemerkt, also "Opfer" SCHLECHTER lehrer.
Genauso wichtig finde ich jedoch dann auch den Punkt, den Du schon von Dir selbst erzaehlt hast, naemlich das Spielen, Ausprobieren und Ueben NEBEN dem Unterricht. Also dass man den Unterricht quasi als Stuetze und Hilfe nimmt, aber nicht als alleiniges ""Medium"" oder Mittel ansieht, um sein Instrument wirklich zu beherrschen.( Immer vorrausgesetzt natuerlich, man strebt das ueberhaupt an)
Vielleicht ist es genau DAS, was mich an dem "Lehrerbusiness" stoert, dass der Unterricht meist als das Nonplusultra angesehen - und jegliche Eigenverantwortung seitens des Schuelers damit abgelegt wird. Dass z.B. ein Jugendlicher nicht von selbst mal nachfragt ob das Blatt wohl richtig so am Mundstueck liegt, sondern sich 4 Jahre einen abkrampft, im Vertrauen darauf dass der Lehrer ja sonst wohl was sagen wuerde, kann ich persoenlich nicht nachempfinden..... ebensowenig Deinen Fall, wo jemand auf einem voellig undichten Instrument zu lernen versucht....denn es steht ja bald in JEDER Anfaengerfibel, dass die Klappen dicht sein sollten.... auch und gerade einem Selbstlerner sollte das also klar sein, er sollte sich erst RECHT genau informiert haben, wenn er es denn selbst machen will. Das gehoert schliesslich zur Natur der Sache des SELBSTlernens ;-) :-)
Vielleicht ist das alles jedoch eben auch eine Frage der "Veranlagung". Ich selbst z.B. lerne nicht nur, um etwas dann zu koennen, sondern weil mich der ganze Prozess interessiert, ich es dann aber auch ganz genau wissen will, etwa wie jemand der Schreibmaschine schreiben will, und Das Ding erstmal auseinandernimmt , um es zu verstehen. Bei vielen Menschen ist es ja aber doch anders, vielleicht Ergebnis- oder Zielorientierter. So kenne ich nicht wenige Profis, welche Sinngemaess sagen : Ich will das Ding SPIELEN, nicht VERSTEHEN.
So, es ist hier gerade Regenzeit, da sitzt man etwas oefter drinnen und hat etwas mehr Zeit, da will ich gleich noch meine kleine Ansatztheorie zusammentippen.
LG
Benjahmin
|
|