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Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"
* 14.05.2005: Die Administration dieses FORUMs wird ab heute von den Nutzern dieses FORUMs gestaltet. Siehe dazu im FORUM Beitrag in "Infos zur Nutzung des FORUMs". *
Dieses FORUM dient der Diskussion von Ideen zum BEDINGUNGSLOSEN GRUNDEINKOMMEN. Es war zuerst ein FORUM des "Netzwerk Grundeinkommen", Näheres: http://Grundeinkommen.INFO . Die Sprecher+..Innen des Netzwerkes betreiben seit April 05 eine eigene Mailingliste, Näheres: http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen.
* Die Nutzer dieses FORUMS haben sich trotzdem mit Mehrheit für die Beibehaltung dieses FORUMs ausgesprochen, das weiterhin wohl auch hauptsächlich das weitere Vorgehen von http://Grundeinkommen.INFO begleiten wird. * Das FORUM ist z.Zt. versuchsweise ÖFFENTLICH geschaltet. Es kann also JEDEr Beiträge lesen, die Dateien ansehen und auch downloaden. Die Dateien sind auch verlinkbar. Wer mitschreiben will, muss sich anmelden, auch mit Pseudonym. Die Berechtigung muss bestätigt werden. Bitte die Frage "Warum..." beantworten. *
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Autor |
Beitrag |
Tom Maier
Beiträge: 50
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Erstellt: 18.08.04, 17:50 Betreff: Diskussion Krämer / Maier |
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Hier die Dokumentation der Diskussion von Ralf Krämer (Gewerkschafter) vs. Tom Maier:
Auf mein Papier mit ehedem 1500 Euro für jeden Nichtlohnarbeiter usw. bezog er sich wie folgt:
>Liebe Leute, ich will ein paar Bemerkungen zu dem an die Einladung angehängten Text von Tom Maier zum Grundeinkommen (Alternativen zu Hartz IV) machen. M.E. geht dieses Konzept von völlig falschen Grundannahmen aus und ist ökonomisch und politisch völlig unrealistisch und desorientierend: 1. Diese kapitalistische Gesellschaft beruht auf immer effizienterem Einsatz der gesellschaftlich notwendigen Arbeit, keineswegs auf dem Ende der Arbeit. Sicher für den beschränkten Zweck der Profiterzeugung, aber damit eben auch der Produktion von Gütern und Diensten, die die Leute haben wollen und kaufen, denn ohne Gebrauchswert kein Wert und damit kein Profit. Geld hat nur Wert, wenn man dafür Waren oder Dienste kaufen kann, und die müssen immer noch erarbeitet werden. gerede von tendenzieller Vollautomatisierung nimmt kleine Teilprozesse fürs Ganze und übersieht die zunehmende Ausdifferenzierung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung. Die Zahl der Erwerbstätigen ist - allerdings mit zunehmendem Teilzeitanteil - tendenziell gestiegen, auch in den letzten Jahrzehnten in Deutschland. Wir leben mehr denn je in einer Erwerbsarbeitsgesellschaft, und es gibt noch viel nützliche Arbeit, die getan werden müsste, und zwar als sozial abgesicherte und korrekt bezahlte Erwerbsarbeit. Das Ziel, allen Erwerbsfähigen einen sozial gesicherten und korrekt tariflich bezahlten Arbetsplatz anbieten zu können, darf keineswegs aufgegeben werden und Annäherungen sind möglich. 2. Das Problem der Staatsfinanzen ist keineswegs die Ausgabenseite, sondern die Einnahmenseite. Relativ zur gesellschaftlichen Wertschöpfung, genauer dem Bruttoinlandsprodukt, und nur so kann man sinnvolll betrachten, sind die Ausgaben und die Abgaben seit Mitte der 1970er Jahre insgesamt etwa stabil, die Steuern gesunken, Sozialbeiträge gestiegen. Die Sach- und Personlausgaben sind sogar seit über 20 jahren deutlich gesunken, gestiegen ist die reine Umverteilung, also Zahlungen an Private. Problem ist die Umverteilung der Steuerlast: mehr Belastung der Lohnabhängigen und der VerbraucherInnen, massive Entlastung der Gewinne und Vermögen. und der massive Absturz der Steuereinnahmen nach 2000, um etwa 60 Mrd. Euro jährlich. Auch die gewachsenen Zinsausgaben sind Resultat unzureichender Einnahmen: das Geld, das nicht per Steuern von den Reichen erhoben wurde, musste sich der Staat bei ihnen leihen und nun Zinsen darauf zahlen. 3. Die Umverteilungssysteme sind keineswegs insgesamt ineffektiv und völlig überholt. Sie sind allemal viel verwaltungskostengünstiger als private Versicherungen. Toms Schätzungen über den Anteil der Allgemeinkosten an den Sozialleistungen sind völlig abstrus. Seine Argumentation hier partiell neoliberal. Das Sozialbudget weist aus: Sozialbudget 2002 Insgesamt Einkommensleistungen Barerstattungen Waren und Dienste Zuschüsse Maßnahmen Innerer Dienst Ausgaben in Mrd. Euro 685,091 454,525 39,178 159,271 8,509 5,95 17,659 Anteil 100,0% 66,3% 5,7% 23,2% 1,2% 0,9% 2,6% Anteil am BIP 32,5% 21,5% 1,9% 7,5% 0,4% 0,3% 0,8%
Der Anteil der Allgemeinkosten beträgt also max. 3,5% (innerer Dienst und allg. Maßnahmen), weitere Personalkosten sind bei Waren und Dienste enthalten, aber das sind welche, die direkt sich an Klienten richten, z.B. ärztliche Leistungen, Pflege, Leistungen in der Jugendhilfe usw., keine Verwaltungskosten. Sehr viele staatliche Leistungen werden keineswegs durch ein Grundeinkommen überflüssig, sondern sind konkret begründet und zu diskutieren. Ein Grundeinkommen wie von Tom vorgeschlagen kostet jedenfalls unmittelbar 18.000 * 81 Mio. = 1460 Mrd. Euro pro Jahr, das sind etwa 2/3 des Bruttoinlandsprodukts und ist absurd teuer, das doppelte aller heutigen Sozialleistungen, die wie gesagt keineswegs alle überflüssig werden. Es gibt dann sicher einiges gegenzurechnen, aber der Umverteilungs- und damit Abschöpfungsbedarf bei den Erwerbseinkommen bliebt gigantisch, weit höher als heute, völlig unrealistisch hoch. Es gäbe noch einiges mehr dazu zu sagen, hab ich jetzt keine Zeit mehr zu. Insgesamt macht das Grundeinkommen aus der Not vieler Menschen, die für sich keine Chance mehr auf einen vernünftigen Arbeitsplatz sehen, eine Tugend. Es reflektiert insoweit oberflächlich ihre Interessen. Aber es führt sozial-, wirtschafts- und gesellschaftspolitisch in die Irre und ist nicht im Interesse der großen Mehrheit der abhängig Beschäftigen. Beste Grüße Ralf Krämer
======================= Meine Antwort darauf war diese:
Hier zu den Punkten:
>>1. Diese kapitalistische Gesellschaft beruht auf immer effizienterem Einsatz der gesellschaftlich notwendigen Arbeit, keineswegs auf dem Ende der Arbeit.
Was passiert, komplett übertrieben, wenn nur noch 100 Leute in der BRD diese betreiben? Was ändert sich dadurch? Nichts? Weiterhin: gesellschaftlich notwendige Arbeit - damit meinst du sicherlich auch Arbeit zum Aufrechterhalten des Systems - oder?
>>Sicher für den beschränkten Zweck der Profiterzeugung, aber damit eben auch der Produktion von Gütern und Diensten, die die Leute haben wollen und kaufen, denn ohne Gebrauchswert kein Wert und damit kein Profit. Geld hat nur Wert, wenn man dafür Waren oder Dienste kaufen kann, und die müssen immer noch erarbeitet werden.
Wo liest Du dazu einen Widerspruch aus meinem Paper? (Ich hoffe Du beziehst Dich auf die Version 1.10). (Nachtrag: Nein er bezieht sich auf das 1.00 Papier - damit ist teilweise die Diskussion hinfällig - ich habe das Papier in einigen Punkten bereits revidiert und verbessert)
>>gerede von tendenzieller Vollautomatisierung nimmt kleine Teilprozesse fürs Ganze und übersieht die zunehmende Ausdifferenzierung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung.
Also ich sehe eine Ende im Bereich dieser Ausdifferenzierung kommen. Es scheint sogar so zu sein, dass diese - als Spezialisierung gefasste Bewegung - auf immer mehr Grenzen stößt. Gleichzeitig werden immer mehr Prozesse (teil-) automatisiert.
>>Die Zahl der Erwerbstätigen ist - allerdings mit zunehmendem Teilzeitanteil - tendenziell gestiegen, auch in den letzten Jahrzehnten in Deutschland.
Ja - der Aufwand zum Aufrechterhalten des Systems ist immens gestiegen.
>>Wir leben mehr denn je in einer Erwerbsarbeitsgesellschaft, und es gibt noch viel nützliche Arbeit, die getan werden müsste, und zwar als sozial abgesicherte und korrekt bezahlte Erwerbsarbeit.>
Ja klar. Und das am besten unter Arbeitszwang - oder? (ich bin da bewusst böse um es auf den Punkt zu bringen). Damit sei das Problem das Du ansprichst, Arbeit die notwendig wäre aber wegen fehlender Finanzierung nicht stattfindet, nicht vom Tisch gewischt.
>>Das Ziel, allen Erwerbsfähigen einen sozial gesicherten und korrekt tariflich bezahlten Arbetsplatz anbieten zu können, darf keineswegs aufgegeben werden und Annäherungen sind möglich.
Lach. Lustig. DAS ist einer der Effekte meines Ansatzes. Einer der Effekte meines Ansatzes ist ja gerade das Einführen eines Mindestlohnes durch die Hintertüre. Da ein Lohnarbeitsverbot bei Bezug eines GEs besteht, heisst dies das der Mindestlohn defakto bei 6.26 liegt (nicht viel aber immerhin). Warum? Weil niemand wird seinen GE Status aufgeben für weniger als diesen Lohn. >>2. Das Problem der Staatsfinanzen ist keineswegs die Ausgabenseite, sondern die Einnahmenseite. Relativ zur gesellschaftlichen Wertschöpfung, genauer dem Bruttoinlandsprodukt, und nur so kann man sinnvolll betrachten, sind die Ausgaben und die Abgaben seit Mitte der 1970er Jahre insgesamt etwa stabil, die Steuern gesunken, Sozialbeiträge gestiegen. Die Sach- und Personlausgaben sind sogar seit über 20 jahren deutlich gesunken, gestiegen ist die reine Umverteilung, also Zahlungen an Private. Problem ist die Umverteilung der Steuerlast: mehr Belastung der Lohnabhängigen und der VerbraucherInnen, massive Entlastung der Gewinne und Vermögen. und der massive Absturz der Steuereinnahmen nach 2000, um etwa 60 Mrd. Euro jährlich. Auch die gewachsenen Zinsausgaben sind Resultat unzureichender Einnahmen: das Geld, das nicht per Steuern von den Reichen erhoben wurde, musste sich der Staat bei ihnen leihen und nun Zinsen darauf zahlen.
Ich werde in der nächsten Version dies relativieren und deutlicher Deinen Part übernehmen. Dennoch bleibe ich bei dem Ansatz: Es ist genug für ein GE vorhanden (in der version 1.10: 1000 - Krankenkasse sowie 500 für Kids). >>3. Die Umverteilungssysteme sind keineswegs insgesamt ineffektiv und völlig überholt. Sie sind allemal viel verwaltungskostengünstiger als private Versicherungen.
Ich habe NIEMALS behauptet das private Systeme effektiver wären. Bitte???? Da muss zudem noch der Profit dazugerechnet werden, also kann es, wenn es entsprechende Qualitätsvorgaben der Politik gibt KEINE effektivere private Lösung geben. Aber: es kann anders (staatlich) organisiert werden.
>>Toms Schätzungen über den Anteil der Allgemeinkosten an den Sozialleistungen sind völlig abstrus. Seine Argumentation hier partiell neoliberal.
In meinem Ansatz 1.10 benötige ich etwa 55% "Verlust" in der Umverteilunsgbürokratie. Sprich: Es müssen mindestens 1.55 Euro für einen Euro eingenommen werden, damit sich die Sache rechnet. Ich bin zudem davon ausgegangen, dass durch die Einführung des 1000/500 GE etwa 1/3 aller Menschen ihren Job aufgeben oder aber arbeitslos werden (aus dem staatlichen Bereich). Damit habe ich m.E. genügend Spielraum um die Kostenrechnung verteidigen zu können. Mein Anspruch ist zudem der zu zu zeigen das es eben ein "Zielfenster" gibt, in dem wir uns ein paar Mrd mehr oder weniger, befinden. Sprich: es ist MACHBAR - wenn man will.
Woher kommt es das mit wenigen Ausnahmen mir keiner die Frage beantworten kann WIEVIEL die Ausgabe es Euros Sozgeld WIRKLICH kostet? Weils so billig ist - doch wohl weniger. Ich habe stichprobenartig dies einmal ermittelt und liege in jedem Fall über 55%.
>>Der Anteil der Allgemeinkosten beträgt also max. 3,5% (innerer Dienst und allg. Maßnahmen), weitere Personalkosten sind bei Waren und Dienste enthalten, aber das sind welche, die direkt sich an Klienten richten, z.B. ärztliche Leistungen, Pflege, Leistungen in der Jugendhilfe usw., keine Verwaltungskosten.
Was kostet durchschnittlich - mit allen anhängenden Kosten - ein Euro der umverteilt wird aus den Bereichen Soz, Arbeitsamt und Rente? >>Sehr viele staatliche Leistungen werden keineswegs durch ein Grundeinkommen überflüssig, sondern sind konkret begründet und zu diskutieren.
Ich sehe da im Bereich Kranke, Behinderte, Jugendheime, Alte tatsächlich eine Notwendigkeit eines Zuschusses. Darüber muss geredet werden, wie dies ermöglicht wird. Jedoch nicht innerhalb des GEs - warum? Weil es den Ansatz verwässert.
>>Ein Grundeinkommen wie von Tom vorgeschlagen kostet jedenfalls unmittelbar 18.000 * 81 Mio. = 1460 Mrd. Euro pro Jahr, das sind etwa 2/3 des Bruttoinlandsprodukts und ist absurd teuer, das doppelte aller heutigen Sozialleistungen, die wie gesagt keineswegs alle überflüssig werden.
Jo das rechnet sich in der Tat nicht. Deswegen bin ich auf 1000/500 herunter gegangen. Damit - und danke Dir - sind wir jetzt schon bei - nach Deinem Ansatz - etwa der Höhe der derzeitigen Sozialleistungen. (Bei meiner Annahme ist der tatsächliche Durchschnitt 868,40 Euro pro Person (< 18J mit eingerechnet) - und dies VOR Abzug der Krankenversicherung. Genau genommen bestätigst Du damit meinen Ansatz der Machbarkeit. Und wir reden nicht über 81 Mio Empfänger, sondern ca. 15+42=57. siehe mehr dazu unten.
>>Es gibt dann sicher einiges gegenzurechnen, aber der Umverteilungs- und damit Abschöpfungsbedarf bei den Erwerbseinkommen bliebt gigantisch, weit höher als heute, völlig unrealistisch hoch.
wie gesagt - falsche Zahlen. >>Es gäbe noch einiges mehr dazu zu sagen, hab ich jetzt keine Zeit mehr zu. Insgesamt macht das Grundeinkommen aus der Not vieler Menschen, die für sich keine Chance mehr auf einen vernünftigen Arbeitsplatz sehen, eine Tugend. Es reflektiert insoweit oberflächlich ihre Interessen. Aber es führt sozial-, wirtschafts- und gesellschaftspolitisch in die Irre und ist nicht im Interesse der großen Mehrheit der abhängig Beschäftigen.
Stimmt. So und da ist der Knackpunkt. Mich wundert das - auch wenn in der Version 1.00 des Dokumentes es klar genug gemacht wurde - der Hauptknackpunkt nicht rübergekommen ist.
Der UNTERSCHIED zu den meisten anderen Diskussionensvorschlägen zum Thema GE ist gerade der, dass ich KEIN GE für alle 81 Mio. Einwohner haben will. Punkt. Ich will es für die haben, die KEINE Lohnarbeit haben, die keine Unternehmer sind und die nicht beim Staat beschäftigt sind. Es besteht die Notwendigkeit eines LohnarbeitsVERBOTS (mit minimalen Ausnahmen) für Bezieher des GEs.
Weil ansonsten wäre es: a.) nicht finanzierbar, b.) inflationstreibend, c.) lohndrückend, d.) eine verdeckte Lohnsubvention zum Wohle der Unternehmer. Das ist nicht mein Interesse! Es geht nicht um das (durch die Hintertüre via GE für 81 Mio) Verdeckte Abbauen der Transferleistungen sondern um das konsequente, vereinfachte und rationelle Verbessern der Transferleistungen. Weil Arbeit - und nur Arbeit - Werte schafft, kann (außer man druckt bunte wertlose Scheine) der Transfer - wie heute auch - nur aus diesem Bereich kommen. Gleichzeitig schaffe ich damit eine viel bessere Verhandlungsposition für alle Arbeitssuchenden ggüber ihren Arbeit"gebern". Der Bereich der Billigjobs wäre auf einen Schlag vernichtet - und das wäre auch sehr gut so.
Bei den Diskussionen in www.grundeinkommen.de gabs immer - von neoliberaler und Unternehmerseite - hier den clash. Deren Interesse ist natürlich so indirekt die Löhne zu senken, mein Ansatz verfolgt eben das Gegenteil. Kein Mensch wird mehr für weniger als 6.26 arbeiten (und das ist ein wirklich mieser Mindestlohn - aber zumindest die Plattform wäre erobert). Ich will so indirekt die Verhandlungsposition der Lohnarbeitenden STÄRKEN. Auf der anderen Seite wäre der Mittelstand - wegen dessen Abhängigkeit vom Binnenmarkt - durchaus auch Profiteur.
Zusammengefasst denke ich das es mir leider nicht gelungen ist, den offensichtlich grundsätzlich anderen Ansatz, (eben kein GE für alle 81 Mios) rüberzubringen.
Weil ich Dich ersteinmal nicht im Verdacht habe auf der neoliberalen Seite zu stehen..grins, und Du trotzdem (neben den falschen Zahlen - die Version 1.10 wurde nebenbei über den SozAG Verteiler gepuscht) den Unterschied nicht verstanden hast, gehe ich in mich und werden den Text noch einmal überarbeiten, damit dies noch klarer wird.
Ich möchte Dich abschliessend bitten, da ich nicht im von Dir benutzten Verteiler bin, meine Antwort dort zu verteilen.
Auf Dein Statement - entweder öffentlich oder 1 on 1 - freue ich mich.
In der Anlage findest Du den aktuellen Text (die Version 1.10).
Tom Maier
==================== Seine Antwort darauf:
Lieber Tom, ich dachte, du wärst in dem Verteiler, sorry, wollte dir meine Kritik nicht vorenthalten. >>>>1. Diese kapitalistische Gesellschaft beruht auf immer effizienterem Einsatz der gesellschaftlich notwendigen Arbeit, keineswegs auf dem Ende der Arbeit.
>>Was passiert, komplett übertrieben, wenn nur noch 100 Leute in der BRD diese betreiben? Was ändert sich dadurch? Nichts? Weiterhin: gesellschaftlich notwendige Arbeit - damit meinst du sicherlich auch Arbeit zum Aufrechterhalten des Systems - oder? Ich meine ganz unnormativ die Arbeit, für die Gesellschaftsmitglieder oder Organisatioen Bedürfnis artikulieren. Ganz überwiegend also zur Produktion von Waren und kommerziellen Dienstleistungen, die die Leute kaufen. Dazu ist auf heutigem Niveau der ganz überwiegende Teil der 38 Mio. Erwerbstätigen nötig. Viele andere für staatlich oder über z.B. Krankenkassen finanzierten Konsum. Nur ein kleiner Anteil im engeren Sinne "zur Aufrechterhaltung des Systems".
Wir leben mehr denn je in einer Erwerbsarbeitsgesellschaft, und es gibt noch viel nützliche Arbeit, die getan werden müsste, und zwar als sozial abgesicherte und korrekt bezahlte Erwerbsarbeit.
>>Ja klar. Und das am besten unter Arbeitszwang - oder? (ich bin da bewusst böse um es auf den Punkt zu bringen). Damit sei das Problem das Du ansprichst, Arbeit die notwendig wäre aber wegen fehlender Finanzierung nicht stattfindet, nicht vom Tisch gewischt.
Für die Gesellschaft insgesamt gibt es immer eine Notwendigkeit, meinetwegen also objektiven Zwang, zu arbeiten, wenn sie leben will. Sie muss sich so organisieren, auch unter nichtkapitalistischen Verhältnissen, dass der Großteil der Arbeitsfähigen dazu beiträgt, und nicht einfach die Arbeit, wozu jemand Lust hat, sondern die gesellschaftlich notwendige Arbeit muss organisiert werden. Das ist allerdings etwas ganz anderes als Zwangsarbeit im Einzelnen. Ich bin dafür, auch unter nichtkapitalistischen Verhältnissen bis es vielleicht irgendwann nicht mehr nötig ist, aber das sehe ich absehbar nicht, dass dies so läuft, dass Leute dafür ein Entgelt bekommen, das nach verschiedenen Kriterien differenziert ist (Schwere und Qualifikationsanspruch der Arbeit usw.), aber jedenfalls deutlich höher liegt als das Grundniveau, das in zivilisierten Gesellschaften allen zukommen muss, auch wenn sie an der gesellschaftlich notwendigen und organisierten (Erwerbs)Arbeit sich nicht beteiligen wollen. Wenn diese sozial korrekt läuft, werden das nicht viele sein, und das reale Problem ist der möglichst nur zeitlich begrenzt notwendige Einkommensersatz für diejenigen, die nichts finden. Problem ist, dass das heute viele Millionen sind, und dass ihnen der Lohnersatz auf Armutsniveau gekürzt werden soll. Dagegen bin ich massiv. Und natürlich muss auch das Sozialhilfeniveau höher als heute sein und darf nicht mit konkretem Arbeitszwang verbunden sein. Das kann und muss sich diese Gesellschaft leisten. Wohl aber sind Hilfen und Anreize sinnvoll, damit alle Leute, die das wollen, und das sind fast alle SozialhilfeempfängerInnen, durch sozial korrekt gestaltete Erwerbsarbeit deutlich höheres Einkommen erzielen können als Sozialhilfe. Problem ist, dass das heute nicht der Fall ist. Die Sozialtransfers müssen immer letztlich aus den Erwerbseinkommen durch Abzüge finanziert werden. Sie müssen also in Grenzen gehalten werden. Ich bin daher nicht prinzipiell gegen Bedarfsprüfung, sondern dafür. Leute, die hinreichendes Einkommen oder Vermögen haben, sollen nicht auch noch Sozialtransfers bekommen. Frage ist die konkrete Ausgestaltung der Prüfung und Höhe der anzurechnenden Einkommen und Vermögen. Auch der Unterschied zwischen auf Beitragsleistungen beruhenden Versicherungsleistungen und steuerfinanzierten Grundsicherungen ist wichtig. Nicht die Arbeitslosenhilfe ist das Problem, sondern dass sie abgeschafft wird und vorher schon zu stark gekürzt war und zuwenig Förderung und Vermittlung stattfand, weil es keine Arbeitsplätze gibt.
>>>>Toms Schätzungen über den Anteil der Allgemeinkosten an den Sozialleistungen sind völlig abstrus. Seine Argumentation hier partiell neoliberal.>>
>>In meinem Ansatz 1.10 benötige ich etwa 55% "Verlust" in der Umverteilunsgbürokratie. Sprich: Es müssen mindestens 1.55 Euro für einen Euro eingenommen werden, damit sich die Sache rechnet. Ich bin zudem davon ausgegangen, dass durch die Einführung des 1000/500 GE etwa 1/3 aller Menschen ihren Job aufgeben oder aber arbeitslos werden (aus dem staatlichen Bereich). Damit habe ich m.E. genügend Spielraum um die Kostenrechnung verteidigen zu können. Mein Anspruch ist zudem der zu zu zeigen das es eben ein "Zielfenster" gibt, in dem wir uns ein paar Mrd mehr oder weniger, befinden. Sprich: es ist MACHBAR - wenn man will.
>>Woher kommt es das mit wenigen Ausnahmen mir keiner die Frage beantworten kann WIEVIEL die Ausgabe es Euros Sozgeld WIRKLICH kostet? Weils so billig ist - doch wohl weniger. Ich habe stichprobenartig dies einmal ermittelt und liege in jedem Fall über 55%.
Der Anteil der Allgemeinkosten beträgt also max. 3,5% (innerer Dienst und allg. Maßnahmen), weitere Personalkosten sind bei Waren und Dienste enthalten, aber das sind welche, die direkt sich an Klienten richten, z.B. ärztliche Leistungen, Pflege, Leistungen in der Jugendhilfe usw., keine Verwaltungskosten.
>>Was kostet durchschnittlich - mit allen anhängenden Kosten - ein Euro der umverteilt wird aus den Bereichen Soz, Arbeitsamt und Rente?
Die Verwaltungs- und Personalkosten sind gerade bei reinen Umverteilungssystemen wie Rente und Arbeitslosengeld - also wenn wir aktive Arbeitsmarktpolitik außen vor lassen und Hilfe in besonderen Lebenslagen usw: - sehr gering, wenige Prozent. 55% Verlust sind völlig abstrus, ich wiederhole es.
>>>>Sehr viele staatliche Leistungen werden keineswegs durch ein Grundeinkommen überflüssig, sondern sind konkret begründet und zu diskutieren.
>>Ich sehe da im Bereich Kranke, Behinderte, Jugendheime, Alte tatsächlich eine Notwendigkeit eines Zuschusses. Darüber muss geredet werden, wie dies ermöglicht wird. Jedoch nicht innerhalb des GEs - warum? Weil es den Ansatz verwässert.
>>>>Ein Grundeinkommen wie von Tom vorgeschlagen kostet jedenfalls unmittelbar 18.000 * 81 Mio. = 1460 Mrd. Euro pro Jahr, das sind etwa 2/3 des Bruttoinlandsprodukts und ist absurd teuer, das doppelte aller heutigen Sozialleistungen, die wie gesagt keineswegs alle überflüssig werden.
>>Jo das rechnet sich in der Tat nicht. Deswegen bin ich auf 1000/500 herunter gegangen. Damit - und danke Dir - sind wir jetzt schon bei - nach Deinem Ansatz - etwa der Höhe der derzeitigen Sozialleistungen. (Bei meiner Annahme ist der tatsächliche Durchschnitt 868,40 Euro pro Person (< 18J mit eingerechnet) - und dies VOR Abzug der Krankenversicherung. Genau genommen bestätigst Du damit meinen Ansatz der Machbarkeit. Und wir reden nicht über 81 Mio Empfänger, sondern ca. 15+42=57. siehe mehr dazu unten.
Es gibt dann sicher einiges gegenzurechnen, aber der Umverteilungs- und damit Abschöpfungsbedarf bei den Erwerbseinkommen bliebt gigantisch, weit höher als heute, völlig unrealistisch hoch.
>>>>wie gesagt - falsche Zahlen. Selbst wenn wir "nur" knapp 500 Mrd. Euro für GE ansetzen, das wäre immer noch gigantisch. Weil ein Großteil der bisherigen Sozialausgaben zusätzlich nötig bliebe, außerhalb des GE für besondere Zwecke. Oder weil viele Bezieher von Altersruhegeldern oder Arbeitslosengeld oder Krankengeld deutlich höhere Zahlungen bekommen aufgrund höherer Beitragszahlungen, und ihnen das nicht genommen werden kann (eigentumsähnliche Ansprüche) und auch nicht sollte.
>>Der UNTERSCHIED zu den meisten anderen Diskussionensvorschlägen zum Thema GE ist gerade der, dass ich KEIN GE für alle 81 Mio. Einwohner haben will. Punkt. Ich will es für die haben, die KEINE Lohnarbeit haben, die keine Unternehmer sind und die nicht beim Staat beschäftigt sind. Es besteht die Notwendigkeit eines LohnarbeitsVERBOTS (mit minimalen Ausnahmen) für Bezieher des GEs.
Diesen Unterschied habe ich in der Tat nicht hinreichend beachtet, aber es bleibt dennoch unfinanzierbar, s.o. Und wie soll das Lohnarbeitsverbot umgesetzt werden ohne scharfe Kontrollen? Es müsste übrigens ebenso ein Verbot anderer Erwerbstätigkeit sein, also auch selbständiger Arbeit, auch "informeller" Arbeit gegen Entgelt, also Schwarzarbeit, und dazu massiv ausgebauter Kontrollapparat, wenn das ernst gemeint soll. Fänd ich auch keine so prickelnde Vorstellung, und würde auch viel Bürokratie und Personaleinsatz erfordern. Ralf Krämer
=================== Ich hoffe der Text ist wenigstens halbwegs lesbar.
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