Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

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Dieses FORUM dient der Diskussion von Ideen
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Die Nutzer dieses FORUMS haben sich trotzdem mit Mehrheit für die Beibehaltung dieses FORUMs ausgesprochen, das weiterhin wohl auch hauptsächlich das weitere Vorgehen von http://Grundeinkommen.INFO begleiten wird.
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Autor Beitrag
Wolfgang Strengmann

Beiträge: 82

New PostErstellt: 22.09.04, 10:50     Betreff: Re: Relative Armut trotz Grundeinkommen?

Lieber Juergen,

Am 22 Sep 2004 um 10:15 hat krimtext geschrieben:
> ich bin neu hier und steige auch gerade erst in das Thema ein. Deshalb
> kann es natürlich sein, dass ich mit meinen Überlegungen ganz kalten
> Kaffee aufwärme.

nein, kein kalter Kaffee, und die Frage:

> Würde nicht ein bedingungsloses Grundeinkommen unter ansonsten
> unveränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nach kürzester Zeit
> ebenfalls zur sozialen Ausschliesung weiter Bevölkerungskreise führen?

ist durchaus berechtigt.

> Ich hoffe, ich mache einen Denkfehler und bitte um Belehrung.

In Belehrung bin ich gut ;-), also mache ich das gerne.


> Es gibt zwar längst nicht mehr "Arbeit für alle" - aber es gibt Arbeit
> und teilweise auch gut bezahlte. Wenn nun Grundeinkommen bedingungslos
> von jedem in Anspruch genommen werden kann, würden das ja auch die
> relativ Gutverdienenden mitnehmen.

Ja, und genau das fuehrt meines Erachtens zur Beseitigung oder zumindest
starker Reduzierung der Stigmatisierung. Jetzt wirkt die Sozialhilfe immer noch
wie eine Art Almosen und "wer das haben will muss es sich verdienen". Eine
Denke, die durch Hartz IV wesentlich verstaerkt wird und sich in der Retorik
von Clement und Schroeder dauernd ausdrueckt. Beim Grundeinkommen sind
alle gleich. (Nebenbei: Das ist m.E. der wesentliche Vorteil des GE
gegenueber einer Negativen Einkommensteuer, auch wenn beides
oekonomisch betrachtet äquivalent ist).

> Es käme damit zu massiven
> Differenzen in denen materiellen Möglichkeiten derjenigen, die durch
> (nicht-prekäre) Arbeit "verdienen" und zusätzlich über Grundeinkommen
> verfügen und denen, die allein mit dem Grundeinkommen auskommen
> müssen. Das würde sich dann bald auch in der Preisentwicklung
> ausdrücken und schon wäre wieder relative Armut da.
>

Die Argumentation wuerde stimmen, wenn das Grundeinkommen quasi vom
Himmel fallen wuerde oder wenn die Geldmenge entsprechend erhoeht
wuerde. Das ist aber nicht der Fall. Das Grundeinkommen wird durch
Umverteilung finanziert. Insofern sinken die Abstände in den finanziellen
Möglichkeiten: das Grundeinkommen führt zu weniger Ungleichheit.

Noch eine Anmerkung, weil es diese Behauptung auch immer wieder mal gibt:
Manche Leute behaupten, relative Armut (x% des Durchschnittseinkommens)
koenne nicht beseitigt werden. Die Argumentation ist, dass bei Erhöhung des
Einkommens der Armen sich auch das Durchschnittseinkommen erhöhen
würde und damit dann auch die Armutsgrenze. Das ist Quatsch, weil das
zusätzliche Einkommen für die Armen ja irgendwoher kommt, d.h. das
Durchschnittseinkommen ändert sich nicht und damit auch nicht die
Armutsgrenze.

Armut, zumindest relative Einkommensarmut, lässt sich beseitigen.

Wolfgang
--
http://www.wiwi.uni-frankfurt.de/~strengma/
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