Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

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Partei03.de

Beiträge: 42


New PostErstellt: 06.06.05, 10:09     Betreff: Re: Steuerdebatte

    Zitat: Christiane Heinzig
    Weder das Netto-, noch das Bruttosystem alleine können die Aufgabe meistern. Erst in Kombination wird ein Schuh daraus!
Solche Bemerkungen locker in den Raum zu werfen ist einfach, bringt uns aber nicht viel weiter. Gib doch bitte mal eine Begründung dafür, warum du das meinst.

Ich persönlich halte eine Allphasenbruttoumsatzsteuer nicht für sinnvoll, weil sie wettbewerbsverzerrend und arbeitsplatzvernichtend ist.

    Zitat: Christiane Heinzig
    Es kann doch nicht angehen, daß Unternehmen sich aus der steuerlichen und sozialen Verantwortung stehlen können, in dem Betriebsmittel oder auch der Porsche voll steuerfrei bleiben/werden.
Auch Neiddebatten bringen uns bei der Problemlösung sicher nicht weiter. Genauso wie die letzte Erhöhung der Tabaksteuer insgesamt nicht höhere, sondern niedrigere Gesamtsteuereinnahmen gebracht haben, bringt es meiner Ansicht nach gar nichts, Betriebsmittel besteuern zu wollen. Der einzige Effekt dabei ist, daß dann für den Endverbraucher alles teurer wird.

Wenn du hier im Zusammenhang mit der Notwendigkeit einer Allphasenbruttoumsatzsteuer so auf den Porsche und die soziale Verantwortung "der Unternehmen" abhebst, dann schmeißt du nur locker Äpfel mit Birnen zusammen und bringst die Diskussion von der logischen Ebene auf die emotionale Ebene - von Zustimmung oder Ablehnung aus dem Bauch heraus. Damit reihst du dich dann schön in die Reihen unser Altpolitiker ein!

    Zitat: Christiane Heinzig
    Daher schlägt die PfsG ja auch diesen Steuermix von unter 5% Sozialumsatzsteuer (Allphasen-Brutto) und einer "normalen" MwSt von ca. 15% vor, bei einhergehendem Lohnsteuerfreibetrag von ca. 2.800,-- Euro / Monat.
Was meinst du mit "daher"? Wozu soll diese neue Steuer gut sein, wenn man das gleiche mit einer höheren Mehrwertsteuer auch erreicht? Durch diese Aufteilung wird doch wieder nur mehr Bürokratie gefördert?

    Zitat: Christiane Heinzig
    Jedoch kann man mit der Art der Steuern und deren Erhebung steuern, wie Du selber schreibst:
Genau. Und man sollte dann auch in die Richtung steuern, die für die Gesamtbevölkerung sinnvoll ist - oder? Die Ausschaltung von Zwischenhändlern ist sicher absolut nicht sinnvoll.

    Zitat: Christiane Heinzig
    Es ist aber doch völlig kontraproduktiv, Arbeitsplätze zu erhalten, die wir nicht brauchen!
    Produktiv ist, sich soviel Arbeit zu machen, wie nötig ist, um uns Bürgern ein vernünftiges Auskommen zu ermöglichen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Damit argumentierst du meiner Ansicht nach genau wie ein Industrieboss bei den Großkonzernen - auf rein wirtschaftlicher Basis.

Menschliche Arbeit kann man in der heutigen Zeit aber nicht mehr rein wirtschaftlich betrachten. Ein Arbeitsplatz ist für Masse unserer Bevölkerung nicht nur eine Geldquelle, sondern auch ein wichtiger Teil ihres Lebens und ihrer sozialen Einbindung in die Gesellschaft.

Willst du dich im Ernst als angehender Politiker hinstellen und den letzten Ladenbesitzern und deren Angestellten in den Dörfern erzählen, ihr Arbeitsplatz sei kontraproduktiv und werde abgeschafft, weil es für die Dorfbewohner "produktiver" ist, stattdessen nur noch übers Internet direkt beim Hersteller zu bestellen?

Ehrlich gesagt, halte ich diese Argumentation für völligen Quatsch. Im Zusammenhang mit Arbeitsplätzen geht es meiner Ansicht nach nicht darum, ob ein Industrieboss aus seiner Sicht sie braucht oder nicht, sondern eher darum, ob man normale Leute in unser Bevölkerung mit so einem Arbeitsplatz glücklich machen und ihnen einen gewünschten Lebensinhalt geben kann.

Bevor man "überflüssige" Arbeitsplätze ohne echten Grund vernichtet, müsste man dann erstmal die Leute dazu umerziehen, sich mit anderen Dingen sinnvoll beschäftigen zu können und wirklich glücklich und zufrieden ohne Arbeit auszukommen, ohne sich dann sofort genauso "überflüssig" vozukommen, wie ihr Arbeitsplatz angeblich ist. Und das dauert Generationen!

    Zitat: Christiane Heinzig
    Lohnsteuern und Umsatzsteuern sind von der Wirkung absolut ähnlich, das hat Matthias schon etliche Male überzeugend begründet.
Wenn du damit nur die Lohnsteuer meinst - und die Einkommensteuer zu den Gewinnsteuern zählst, dann könnte ich dem Argument zustimmen. Da muß man dann aber klar unterscheiden.

    Zitat: Christiane Heinzig
    Gewinn und Umsatz zu besteuern, macht Sinn. Denn dadurch wird zusätzliche Wertschöpfung begründet.
Dem kann ich so nicht zustimmen. Gewinn zu besteuern macht Sinn, Umsatz zu besteuern macht überhaupt keinen Sinn. Warum sollte es sinnvoll sein, einen Händler mit einem Nischenprodukt, der mit wenig Umsatz viel Gewinn macht, gegenüber einem anderen Händler, der mit viel Umsatz zu niedrigen Margen den gleichen Gewinn macht, zu bevorteilen. Der erste hat ohnehin schon Vorteile, weil er mit weit weniger Arbeit zum Ziel (Gewinn) kommt. Ich muß ihm also nicht noch Steuergeschenke machen - oder?

    Zitat: Christiane Heinzig
    Vermögen zu besteuern heißt, Substanz zu verkleinern. Und das kann (von wenigen Ausnahmen abgesehen) nicht Sinn einer Besteuerung sein.
    Aufgabe der Steuer ist, den Zuwachs gerecht zu verteilen.

    Es gibt kein gehortetes Geld, außer unter dem Kopfkissen. Das ist aber volkswirtschaftlich nicht relevant.
    Da führt Ihr jetzt keine saubere Trennung zwischen Vermögen und Umlaufvermögen in volkswirtschaftlichem Sinn durch.
Zunächst mal möchte ich betonen, daß ich hier meine eigene Meinung vertrete. Das "ihr" solltest du zukünftig also in jedem Fall durch "du" ersetzen.

Und auch diese Argumentation kann ich nicht nachvollziehen. Gehortetes Geld gibt es meiner Ansicht durchaus nicht nur unter dem Kopfkissen, sondern vor allem auf Bankkonten.

Und Geld, das dem Wirtschaftskreislauf entzogen wird, ist volkswirtschaftlich sehr wohl relevant, wenn es nicht vom Staat ersetzt werden kann. Nachdem wir die diese Hoheit über die Geldmenge aber an die Geschäftsbanken und an die europäische Zentralbank abgegeben haben, kann der Staat Deutschland keinen direkten Einfluss mehr auf die im Umlauf verfügbare Geldmenge nehmen. Das ist in meinen Augen ein klarer Fehler der Politik, der geändert werden sollte.

Und wenn der Staat dann wieder über die Geldmenge den Geldumlauf steuern könnte, dann müßte er in wirtschaftlichen Situationen wie den derzeitigen ganz klar für mehr Geldzufluss sorgen, um die Wirtschaft in Gange zu halten. Das würde dann durch ein gewisses Maß an erzeugter Inflation genauso zu einem "Substanzverlust" führen, der sich dann aber gleichmäßig auf alle Bevölkerungsschichten auswirkt - wieder ein Vorteil für die Superreichen, die das Ergebnis langer Jahre Verteilung von unten nach oben - anders als bei einer Vermögenssteuer - absichern können.

Das soll jetzt nicht heißen, daß ich für die Wiedereinführung der Vermögensteuer wäre. Ich möchte nur mal darauf aufmerksam machen, daß ich in der Argumentation von Matthias und dir eine seltsame Mischung aus sozialistischen und kapitalistischen Denkweisen sehe, die sich in meinen Augen ziemlich widersprechen - oder?

Mit freundlichen Grüßen
Werner Noske
Parteivorsitzender Partei03.de


[editiert: 06.06.05, 10:16 von Partei03.de]
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