Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

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Tobias Teetz

Beiträge: 97

New PostErstellt: 17.12.05, 21:07     Betreff: Re: Der kategorische Imperativ

 

Lieber Bernd,


wenn in allen Teilen einer zukünftigen Arbeitswelt Computer und Roboter, Maschinen das Sagen haben, weil sie effizienter und präziser sind, keine Arbeitslöhne fordern, stellt sich die Verteilungsfrage von Wohlstand in einer Gesellschaft gänzlich neu dar. Vermutlich sind dann alle sozialistischen Gleichheitsträume erfüllt. Vorerst aber noch nicht.


Bei einer Standardisierung von Arbeitsleistungen in einer fordistischen Wirtschaft oder einer Planwirtschaft konnte für die standardisierte Einzelleistung eines Arbeitnehmers ein standardisierter Lohnanteil gefordert werden, der abhängig war vom Umsatz des Unternehmens. Die Arbeitsprozesse und die Verteilung von Löhnen wurden von Managern, Ingenieuren, Abteilungsleitern in den Unternehmen organisiert.

Die Höhe der Arbeitslöhne und die entsprechenden Arbeitsleistungen waren gekoppelt. Die Höhe der Löhne sollte dafür sorgen, dass Arbeitnehmer und ihre Familien hinreichend versorgt werden konnten.

In früherer Zeit gab es Vollbeschäftigungsgesellschaften. Derjenige, der sich nicht in den Arbeitsprozess eingliederte, wurde vom Einkommen abgeschnitten, so dass er sozial und gesellschaftlich geächtet wurde. Der mitunter absichtlich herbeigeführte Teilhabeverlust von Gesellschaftsmitgliedern hatte mitunter auch sozialdarwinistische, Verhaltens-, Benimm-, Anpassungs- Hintergründe. Wer sich nicht ausreichend durch ein Arbeitseinkommen versorgen konnte, hatte schlechtere Karten im Bekannten-, Freundeskreis oder bei der Findung eines Lebenspartners. Wer sich nicht in die gesellschaftliche Ordnung fügte wurde von der Gesellschaft bestraft, da durch eine allgemeine Untätigkeit sowohl Wohlstand als auch Überleben einer Gesellschaft nicht möglich gewesen wäre („Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“). Eine allgemeine Untätigkeit können wir uns natürlich auch jetzt und in näherer Zukunft nicht leisten.

Durch die moderne Technik, die globalisierende Wirtschaft und eine nachlassende Nachfrage, beispielsweise im Wohnungsneubau, wird aber der Grenznutzen von vielen Arbeitsplätzen – gerade im mittleren oder einfachem Qualifikationsniveau – für Arbeitgeber immer geringer.

Natürlich wäre eine „Lohn“-Vollbeschäftigung, wobei man Bürger auch zwangsweise mit unsinnigen oder überflüssigen (unabhängig von ihren beruflichen und persönlichen Fähigkeiten und Neigungen) (Lohn-)Beschäftigungen versorgen kann, damit ein verschärfter gesellschaftlicher Druck auf Nichtarbeitende ausgeübt werden kann, jederzeit wieder möglich.

Man darf aber nicht die Arbeit zum gesellschaftlichen Selbstzweck erklären, sondern muß den gesellschaftlichen Wohlstand, der durch Arbeit geschaffen wird im Auge behalten.

Eine Beschäftigungsankurbelung nach Keynes, wobei eine Gruppe von Arbeitnehmer Löcher ausschaufelt und eine andere Gruppe diese Löcher wieder zuschaufelt, findet nicht ungeteilte Zustimmung in der Bevölkerung. Auch die vielen Rüstungsprogramme, die zwischen Staaten zu Feindschaften, Angst, Schrecken und Katastrophen führten, waren häufig unvorteilhaft.

Ein Grundeinkommen mit einem Steuersystem, dass einen fließenden Übergang von arbeitslosem Grundeinkommen, zu Teilzeit- oder Vollzeitbeschäftigung und für alle eine ausreichende gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht, hätte gewiß gesellschaftliche Vorteile.


Die exakte Messung des Wertes eines Menschen für die Gesellschaft ist gar nicht möglich. Ein gastfreundlicher und geistvoller, freundlicher Unterhalter hat zwar – rein ökonomisch gesehen- keinen monetären Wert, dennoch würden wir ihn vielleicht vermissen, wenn er uns nicht mehr besuchen würde. Sicherlich wollen wir nicht alles messen, was nicht messbar ist, weil es zu unseren Gefühlen gehört. Der Kauf eines schönen Gebäude, eines schönen Gemäldes oder eines Konzertes zu Zeiten Kants wurden zwar auch ökonomisch in Zahlungen, in Geldbeträgen ausgedrückt. Dies Einkommen war für den Künstler als Anerkennung für seine Leistung, und in sorgfältiger Abwägung der Arbeitsleistungen der anderen Gesellschaftsmitglieder bestimmt. Die Gefühle, die solche Kunstwerke bei anderen Menschen auslösen, können gar nicht gemessen werden. Wir wollen auch nicht, unsere schönen Gefühle über diese Welt gegen einen Geldbetrag eintauschen. Sie gehören uns allein, darin sind wir egoistisch.

Ein Grundeinkommen würde zu dem Gefühl der gesellschaftlichen Geborgenheit beitragen, dass jeder Bürger in unserem Lande eine Würde besitzt, die nicht käuflich ist. Arbeiten werden die Bürger auch mit dem Grundeinkommen, nur Selbstbestimmter im Gefühl etwas für sich selbst und für andere zu tun, damit das Empfinden und das eigene Wollen besser harmonieren.


Ich fände es keinesfalls gut, wenn alle Bürger das gleiche Einkommen erhielten, da dies Leistung , Arbeitsmarkt und gesellschaftlichen Zusammenhalt zerstören würde. Aber ein Grundeinkommen, das dem Menschen seine Würde gegenüber neoliberalen Konkurrenzdenkern gibt, befürworte ich.


Mit freundlichen Grüßen


Tobias



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