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Gruppe Enigma
Wortlust und Weltmacht
Das Forum für Wortspieler
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Silke
Ehemaliges Mitglied
Ort: Hotel werhaus
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Erstellt: 22.11.07, 13:42 Betreff: Re: Grenzgänger
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Oje, muss ich jetzt nachzählen? Und wer war nochmal Claudia? Durch die ständigen Pauesen zwischen den Tagen, komme ich immer wieder raus. Aber lustig ist´s! Echt! Schöner Tonfall und abstruse Handlung:-) Ich bewundere deine Fähigkeit, noch nicht zumEnde zu kommen! Hast du das alles im Kopf?
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Johannes
Administrator
Beiträge: 5382 Ort: Hannover
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Erstellt: 22.11.07, 17:24 Betreff: Re: Grenzgänger
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Ich verzettel mich ganz unrettbar, dann werd ich alles ausdrucken, die Widersprüche und offenen Handlungsstränge anstreichen und alles in einer Nacht- und Nebel-Rettungsaktion geradebiegen. Aber erst nach 200 Seiten.
Das ist eigentlich alles.
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Graefinjutsch
Administrator
Beiträge: 13580
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Erstellt: 22.11.07, 17:31 Betreff: Re: Grenzgänger
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Frappant ist, dass ich just seit gestern morgen einen Text über einen Baum in Arbeit habe.....Sind das die vibrations und wenn ja welche?
Geht Johannes jetzt wirklich mit vollgesauter Hose zur Claudia zurück und liefert sich seiner Ohnmacht aus????
Johann, wie gehts weiter, verdammt????!?
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Graefinjutsch
Administrator
Beiträge: 13580
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Erstellt: 24.11.07, 10:31 Betreff: Re: Grenzgänger
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Ein Auszug aus dem weltbekannten Ringzyklus:
Böse Omen
Ihr hätte doch gleich klar sein müssen, dass dieser koboldähnliche Alte etwas ganz anderes von ihr wollte, als nur ihre Schuhe. Gerade dabei, den Schnürsenkel des Linken zu entwirren, hielt sie ob jener Erkenntnis nun inne, erhob sich und blickte prüfend in das fremde und überaus faltige Gesicht. Als er dann sprach, verstand sie kein Wort. Es waren eher Aneinanderreihungen von Buchstaben denn komplette Wörter und beim Sprechen zappelte er so merkwürdig herum, hob fast rhythmisch beide Augenbrauen und tippte ihr immer wieder mit seinem Zeigefinger in die rechte Brustwarze. Sie wich nach hinten aus, lehnte nun gegen ihren Einkaufswagen, wendete kurz den Kopf und sah eine junge Frau mit einem Paket Taschentücher telefonieren. Sie schüttelte den Kopf, riss ebensolchen zur anderen Seite, erblickte zwei Perserkatzen, die miteinander Federball spielten und schloss schnell die Augen.
Pscht! Ich habe den Rrrrring…, flüsterte es lüstern in ihr Ohr und sie spürte die alten Hände an ihren Oberarmen herumgrabbeln, immer wieder auch schmerzhaft auf ihre Brüsten einstechend. Jetzt hatte sie ihn wenigstens verstanden, jetzt meinte sie, überdies ein wenig mehr zu verstehen und fasste sich sofort an die blanke, ja fast brennende und neuerdings leere Stelle an ihrem rechten Ringfinger. Aber warum, um Himmels Willen, hatte der Alte ihn, fragte sie sich. Hier auf dem Hinterhof des Aldi-Marktes war sie doch in den letzten Tagen gar nicht gewesen…
Sie blinzelte ein wenig und zwischen ihren Spinnenbeinwimpern hindurch konnte sie das Männchen dicht vor sich sehen, fuchtelnd und hüpfend. Es lachte dabei so gehässig, dass sie sich wieder abwenden musste, ein zwei Schritte zur Seite ging, dann aber unglücklicherweise über ihren offenen Schnürsenkel stolperte, strauchelte und beinahe fiel. Noch unentschlossen, ob das Fallen auf den schmutzigen Teer die einzig sinnvolle Lösung sein mochte, griff sie mit der einen Hand an die sonnenwarme Mauer. Die Steine gaben nach und ihre Hand verschwand in ihnen.
Was war das bloß für ein Tag gewesen, fragte sie sich, während ihr rechter Arm nun schon komplett in der weichen Mauer verschwunden war und das Männchen von der anderen Seite an ihr zu ziehen begann. Die Kassiererin, diese Motzkuh, hatte sie auf einen Kaffee einladen wollen. Doch das Muttermal an der Oberlippe der tippversierten Frau zitterte ein wenig zu auffällig und das alleine war doch schon wieder eines dieser bösen Omen gewesen, die sie schon den ganzen hektischen Tag verfolgt hatten. Keine Zeit, die Dinge wieder ins Lot zu bringen, war sie Stunde um Stunde von A nach B, von X nach Y gerannt und ihr schütteres Haar hatte dabei im rauen Kleefelder Herbstwind geweht. Ob es die tanzende Ampel oder der sprechende Geldautomat war, alle diese Zeichen deuteten daraufhin, dass es für sie an der Zeit war, etwas zu verändern.
Ob der Zwerg den Schlüssel zum Tor hatte?
Sie hob den Fuß an und ihr Schuh rutschte von ihm ab. Sie stemmte sich nun mit dem Sockenfuß gegen die nachgiebige Wand, lehnte sich bei dem zeternden Alten an, roch sein süßliches Aftershave und wurde müde. So müde wurde sie und ließ sich in die faltigen Arme fallen und diese wurden nun auch weich und nachgiebig und noch nachgiebiger und verschwanden schließlich im Boden des Parkplatzes. Auch die Rollen ihres Einkaufswagens waren schon lange nicht mehr zu sehen. Sie lag nun in der Waagerechten, quer zur wabernden Mauer und von unten sah und hörte sie durch das Wagengitter die Lebensmittel miteinander tuscheln. Es war die Leberwurst, sie war es…. Nein, nein, der Eiersalat ist Schuld….Iwo, liebster Joghurt, es waren die Pilze, sieh nur hin… Sie schloss erneut die Augen.
Als sie sie wieder öffnete, sah sie in die fragenden Augen ihres Geliebten. Im Schein des Kerzenleuchters lächelte er unsicher, strich ihr mit seiner warmen Hand über die Wange, seine andere hielt ein kleines schwarzes Kästchen und er sagte gerade:
„Und? Willst Du mich nun heiraten?“
[editiert: 24.11.07, 10:33 von Graefinjutsch]
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Silke
Ehemaliges Mitglied
Ort: Hotel werhaus
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Erstellt: 24.11.07, 10:39 Betreff: Re: Grenzgänger
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Eine schöne Teilgeschichte aus dem Bereich der Phantasie:-)
Nur das Ende versteh ich mal wieder nicht. Ist´s eine Rückerinnerung, eine Vision, oder war der Teil davor eine Rückperspektive und wir befinden uns am Zeitpunkt eines neuen Antrags?
Ich denke,du machst das absichtlich:-)
Und ich würd definitiv die Laberlebensmittel ALLESAMT in dieMülltonne kloppen! Nicht in deinem Text, sondern wenn solche mal in meinem Einkaufwagen zu liegen kämen.
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Graefinjutsch
Administrator
Beiträge: 13580
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Silke
Ehemaliges Mitglied
Ort: Hotel werhaus
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Erstellt: 24.11.07, 11:17 Betreff: Re: Grenzgänger
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Morgens um zehn das erste Päckchen Schore! Ein halbe Tasse Kaffee, aus dem Plastikbecher für dreißig Cent die Wärme im Container. Schnell noch die alten Spritzen tauschen! Schnell, schnell jetzt, die Freunde warten schon. Hat jemand Lena gesehen? Ist etwas runtergefallen? Suchen, ob alles in der Tasche ist, was heute im Jetzt benötigt wird. Wieso fehlt eine Nadel? Raus auf die Strasse und Fragen starten. Wer hat die Nadel? Ey! Hast einer die Nadel? Wie heißt denn das Hundi? So ein süßer Kerl! Wo ist eigentlich Lena? Wieder rein in den Container, eine Nadel kaufen. Tauschen geht ja nicht, weil die Nadel, die eben noch da war, jetzt weg ist. Wo sie geblieben ist, weiß draußen auch keiner. Das Biest wollte wohl einfach verschwinden, braucht vielleicht mal eine Pause. Brauchen ja alle mal. Gut. Drei neue Nadeln für dreißg Cent und einmal Ascorbinsäure. Jetzt ist es schon so spät, jetzt erstmal noch einen Kaffee. Das Geld reicht nicht mehr, aber da ist Jochen. Jochen gibt einen halben Becher aus. Er hat Lena letzten Dienstag in der Strassenbahn gesehen. Kommt bestimmt gleich. Keine Zeit, die Freunde warten draußen! Wieder raus auf die Strasse - Scheiße, Polizei! Das eine Päckchen Schore ist nicht viel, aber lieber wieder rein. Jetzt eine Zigarette rauchen, hat einer Tabak? Sie holen sich den Jochen raus und durchsuchen ihn sehr gründlich. Jochen ist auch zu dumm! Früher war er viel herzlicher! Wann kommt wohl Lena? Ein Freier hat nicht nur Zigaretten, sondern auch Geld für Kaffee. Danke für den Kaffee, draußen warten die Freunde. Die Polizei ist endlich weg, den Jochen haben sie heute mitgenommen. Heute ist es kalt. Da hinten am Container ist ein Platz auf dem Tritt. Es stinkt nach Pisse, egal. Endlich! Abbinder, Löffel, Schore, Asco, Feuer, Pumpe, Nadel, Filter: Jetzt! ---------- Eigentlich mag ich Jochen gerne, der hat mir nie was getan. Vielleicht kann ich ja morgen ein bisschen auf mein Geld aufpassen und ihn auch mal zum Kaffee einladen. Und Lena? Lena ist tot.
[editiert: 24.11.07, 20:19 von Silke]
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Graefinjutsch
Administrator
Beiträge: 13580
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Erstellt: 24.11.07, 19:01 Betreff: Re: Grenzgänger
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Oh, war die Reihenfolge verkehrt? Hab im Sublit schon was geschrieben....
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Silke
Ehemaliges Mitglied
Ort: Hotel werhaus
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Erstellt: 25.11.07, 14:12 Betreff: Re: Grenzgänger
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Ja, ich habe es in der Tat ins SubLit gestellt. Ich brauche dringend Feedback und überlege, ob ich diesen Text auf der Lesung von Johannes und mir vorlesen kann. Mir ist nicht klar, wie sowas ankommt.
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Graefinjutsch
Administrator
Beiträge: 13580
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Erstellt: 25.11.07, 14:15 Betreff: Re: Grenzgänger
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Ich überleg grad, vielleicht einen kleinen Höhepunkt zwischendurch, einen kurzen Perspektivenwechsel oder ein Zwischenspiel oder was weiss ich. Ist nur so n Gedanke, weil es nur die Gedanken sind von ihr oder ihm.... Aber ich meinte ja schon, rasant und betont vorgelesen kommts, denk ich, schon gut.
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Gruppe Enigma
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