Liebe Iris,
es ist für deine Tochter sehr schwer. Denn zum einen mal die Trauer um di e Kleine, dann die Pupertät, dann das neue Baby. Das alles unter einen Hut zu bringen ist nicht einfach, braucht sehr viel Zeit und wohl auch Hilfe.
Sie hat das Gefühl das sie sich nicht mehr erfreuen darf.
Das sie ihrer verstorbenen kleinen Nichte etwas nimmt, etwas was sie selber nicht mehr erleben darf.
Lisa schreibt genau das was deine Tochter fühlt, toll wäre es, natürlich nur wenn Lisa das möchte, wenn die zwei einmal miteinander über Email schreiben könnten, so das Lisa ihr sagen kann, das alles was sie fühlt normal ist, das man vielleicht aber auch bereit sein sollte sich Hilfe zu holen.
Oder du besorgst ihr Bücher über Geschwistertrauer, die kann sie lesen oder auch nicht das bleibt ihr überlassen, vielleicht liest sie die Bücher auch heimlich.
Was ich persönlich tun würde ist: Ich würde sie bitten 3 Termine praktisch zur Probe bei einem Psychologen einzuhalten, dann könnte sie entscheiden, ob sie weiter dort hin möchte, aber diese 3 mal soll sie bitte annehmen um überhaupt zu sehen, was dort passiert.
Auch müsste man ihr in einem einfühlsamen Gespräch klar machen, das es Lena nicht wollte das ihr Leben nun von Trauer bestimmt wird, das Lena auch an ihrem Leben teilhaben kann und sich freuen würde wenn sie ihren Geburtstag feiert. Genauso das man Lena nicht vergisst nur weil ein neuen Baby da ist, das die >Mutter Lena immer noch liebt, aber das sie auch glücklich sein darf über ihr gesundes Kind.
Iris, alle deine eigenen Gefühe reflektieren sich in all dem was du tust und was du sagst, und deine Tochter hat lange Antennen, in denen sie alles wahr nimmt. Ich weiss das du z. B. auch Probleme hast, weil deine Schwiegertochter wieder zu ihren Eltern geht, aussgerechnet zu diesen menschen, die Lena abgelehnt haben, auch das merkt und spürt deine Tochter. Das alles muss sie aber verarbeiten !!!!!!
Nicht nur ihre eigene Trauer, sondern auch deinen Trauer, die Trauer deiner Schwiegertochter, die Freude über das neue Baby, deine Gefühle über das neue Baby, sie hat ja auch die schwere Zeit miterlebt die ihr mit Lena durchlebt hattet, nicht nur all das schöne. Hauptsächlich denke ich, hat ihr die Ablehnung innerhalb der Familie, der Schwiegereltern, zu schaffen gemacht, denn sie hat ja Lena über alles geliebt. Nun darf das "neue" gesunde Baby dort hin kommen, es wird akzeptiert !!! Das ist wie ein Verrat an Lena für deine Tochter.
Du siehst, es geht weit über die Trauer um Lena hinaus, es sind noch ganz andere Dinge, Gefühle, die deine Tochter verarbeiten muss, die sie verstehen muss, einordnen muss. Und glaub mir, sie beobachtet euch genau, eure Reaktionen auf alles.
Wenn sie ihren Geburtstag nicht feiern möchte, so kann das sehr wichtig sein für sie, es gehört zu ihrem Trauerprozess, lass also sie entscheiden. Wahrscheinlich ist sie dazu nicht in der Lage.
Was den Geburtstag der anderen angeht, so feiert ihn so wie jeder das für sich möchte, das wiederum ist für deine Tochter ein Lernprozeß, sie muss nicht feiern, aber andere dürfen ihn feiern. Eine klarer Linie, jeder nach seinem Gefühl, alles wird akzeptiert.
Und Iris, wenn sie im Moment nicht bereit ist, mit dir, über ihre Gefühle, Trauer, zu sprechen, dann lass sie in Ruhe damit, die würdest nur in eine Wunde stochern die nicht heilen kann. Vertrau der Heilung der Natur, vielleicht weiß deine Tochter sehr wohl was ihr guttut, sei aber bereit ohne Drang, für sie da zu sein.
Sei nicht ängstlich, sie würde es doch spüren und eine Gefahr wittern die es vielleicht gar nicht gibt, jeder trauert anderst und manchmal denken wir, wir müssen uns Sorgen machen, aber in Wirklichkeit ist genau dieser Weg für den einzelnen richtig.
Natürlich ist es schlimm das ihre Noten schlechter werden, vor allem jetzt, in den letzten Schuljahren, aber der Verlust einer lieben Menschen ist nunmal schwerwiegend, da sind diese Auswirkungen einfach da und man kann nichts dagegen tun, man muss mit ihnen fertig werden, sie sind unvermeidbar.
Also was würde ich tun:
1. Akzeptiere ihre Trauer, auch wenn sie dir Angst macht
2. Termin für 3 Sitzungen beim Psychologen aushandeln mit ihr, akzeptieren wenn sie nach den 3 Sitzungen nicht mehr hingeht. (man sieht weiter was zu tun ist).
3. Ohne viel Worte akzeptieren wenn sie keinen Geburtstag feiern möchte.
4. Klarstellen, das andere feiern können wann immer sie wollen.
5. Nach guten Bücher ausschau halten, sie in ihr Zimmer legen, lesen ist freiwillig.
6. Ihr sagen, das egal wie das Leben weiterläuft, Lena an diesem Leben teilnimmt, aber nicht gleich und nicht ständig, die Trauer darf nicht täglich im Vordergrund stehen, genauso deine Sorgen, umgarne sie nicht ständig mit fragen und ratschlägen, lass sie vor sich hinwurtschteln, die schafft das.
7. Vielleicht mag sie mit anderen betroffenen schreiben, mir darf sie gerne mal schreiben, vielleicht tut es gut, mal mit jemanden zu reden, aber nur wenn sie das will. Lisa wäre super geeignet, wenn lisa das möchte.
8. versuch nicht ständig in sie einzudringen durch deine eigenen Ängste, denn die gehören dir, mit denen musst du fertig werden, nicht deine Tochter.
9. lass sie einfach tun und lassen was sie möchte, vertrau ihr, ohne Zwang, lass sie feiern oder nicht, lass sie weinen wenn sie will, lass sie wütend sein wann immer sie möchte, lass sie schweigen wenn sie möchte.
Trauer um Geschwister und lena war wie eine Schwester, durch ihre Behinderung war sie sogar viel mehr für sie, kann unglaublich lange dauern, das heißt aber nicht das irgendetwas nicht normal wäre, ihr steht immer noch am Anfang.
Durch den Verlust von deinem Enkelkind Iris, sind in dir große Lebensängste entstanden, die du ungewollt auf deine Tochter projezierst, viele Lebenssituationen machen auch dir zu schaffen, das spürt deine Tochter. Auch du bist innerlich zerrissen wenn es um Gefühle,Geburtstage, Feiern, dein kleines Enkele Zoe geht, das alles nimmt deine Tochter wahr, es ist ihre Art damit umzugehen. Die Zeit heilt nicht alle Wunden das wissen wir alle, aber sie lehrt uns alle mit diesem Verlust zu leben, mal besser, mal schlechter. Aber die Zeit wird kommen, da glätten sich die Wogen wieder, für euch alle.
Es gibt eine Welt der Lebenden und eine Welt der Toten die Brücke zwischen diesen Welten ist die Liebe