Die heutige Giroübertragung war doch sehr wundersam:

Karsten Migels bekommt 5 Punkte!

Ulli Jansch bekommt 3 Punkte!

Ich bin grade Zeuge eines der größten Fehler eines Reporters geworden, seitdem ich bewerte. Ulli hatte einen Zahlensturz am ungünstigsten Zeitpunkt! Menchov führte vor der Etappe 20 Sekunden vor Di Luca. Der Russe stürzte dann auf dem letzten Kilometer und kam trotzdem mit 21 Sekunden Vorsprung auf Di luca im Ziel an! Das bedeutete natürlich, Menchov gewann den Giro mit 41 Sekunden Vorsprung. Zahlenmeister Ulli hat aber im Eifer des Gefechtes und des Sturzes die Positionen umgedreht und rechnete plötzlich damit, dass Di Luca 20 Sekunden vor Menchov gewesen sei und es somit zu einem Sekundenfinale gekommen wäre. Das war ziemlich peinlich, vor allem, weil es nicht irgendein EZF war, sondern das entscheidende des Giro! Anfangs meinte Ulli sogar, weil er sich eine falsche Di Luca Zeit notierte, Di Luca habe gewonnen! Migels hat den Fehler auch nicht erkannt und ist voll darauf eingestiegen. Das hat mich doch sehr überrascht, ein solcher Fehler des Kollegen sollte einem doch auffallen. Sonst war Ulli heut den ganzen Tag etwas zerfahren und unkonzentriert. Ihm passierten rhetorische Fehler und auch ein ganz eigenartiger fachlicher. Plötzlich meinte er doch glatt, „Olano habe ‚96 den Giro gewonnen“. Also, wenn ich die Ergebnisse der Rundfahrten der 90iger richtig im Kopf hab, hat Olano nur eine Rundfahrt gewonnen: Vuelta 1998. Den Giro 1996 gewann im Übrigen Tonkov, der letzte russische Sieg vor heute. Migels begann ordentlich, aber es war unpassend, dass er in dieser spannenden Situation ständig über die WM im Herbst, über die Tour o.ä. geredet hat. Nach dem Di Lucastart hätte es für die beiden nur noch ein Thema geben dürfen: Entscheidung beim Giro!

Ich habe eben noch etwas Tennis geschaut: Sharapova-Li, Stach bekommt 7 Punkte!

Ich fand das schon recht gut. Er war sehr ordentlich informiert(Einmal hat er auch etwas falsches gesagt, aber gut erkannt) und vor allem stilistisch einwandfrei. Er weiß einfach, wann man was zu sagen hat. Das wissen sehr wenige Free´-Tv-Reporter... Durchaus spannend gemacht, gute und interessante Analysen. So mag ich Stach! Also, meinen Segen hat unsere derzeitige Nummer 1(wieder)

Denn bewerte ich auch mal wieder nach einem dezenten Hinweis

Höthger bekommt für das Handball CL-Finale 5,5 Punkte!

Als Handball-Fachmann ist er was Regeln, Spiel und Taktik betrifft natürlich bestens informiert. Was die Emotion heute betraf, hätte es schon etwas mehr sein können, auch wenn er im Vergleich zum Tennis natürlich deutlich mehr bei der Sache war! Allerdings ließ er - analog zum THW - am Ende nach.

Stach gebe ich fürs Scharapowa-Match 6,5 Punkte!

Es war nicht sehr lang, aber im Grunde war er so wie ich ihn seit Jahren kenne. Fachlich kann man ihm nichts nachsagen, Fakten zu den Spieler/innen weiß er immer zu erzählen, emotional ist er auch, wobei ich das immer etwas übertrieben bei ihm finde. Heute ging es, weil das Match es nicht hergab.

Markus Theil bekommt für Robredo-Kohlschreiber 5 Punkte!

Vorab muss ich sagen: Beim Tennis lege ich grundsätzlich einen strengeren Maßstab als bei den anderen Sportarten. Das liegt daran, dass die Reporter ja sehr spärlich sprechen und sich lange überlegen können, was sie sagen. Dazu ist das analysieren von einzelnen Spilzügen nicht schwer. Um wirklich viele Punkte zu bekommen, erwarte ich eine tiefgreifende Analyse, wo man auch darauf eingeht, welche Varianten der Spieler einbauen sollte um den gegner mehr zu beschäftigen etc. Dazu erwarte ich auch allgemeine Leistungseinschätzungen, was macht der Spieler XY anders als sonst, was besser/was schlechter? Also, um hohe Punkte zu bekommen, sollte man zumindest in Teilen auch über den Tellerrand hinausblicken! Fehler ahnde ich auch stärker, als bei z.B. Radsportübertragungen. Das ist eigentlich logisch, weil dort die Reporter oft sehr spontan reagieren müssen und so anfänglich oft noch Probleme haben, Situationen zu erfassen. Ein Tennismatch kann man doch gut überblicken, wer da die Übersicht verliert... na ja.... Man müsste also mit gleichen Maßstäben, wie bei anderen Sportarten, fast nur zwischen 6 und 8 Punkten geben. Gut, Höthker ist eine Ausnahme

Stach bewerte ich ja nicht, weil ich dazu mit nur gut einem Satz zu wenig gesehen habe, aber der erfüllt diese Kriterien recht gut. Bei Markus Theil ist das nur bedingt der Fall. Ich kritisiere bei ihm immer, dass er zwar nicht unmotiviert oder gelangweilt auftrete, aber dass er seine Stimme einfach ein bisschen zu "brav" einsetze. Da fehlt das Volumen und da fehlt einfach auch die Variabilität in der Tonlage, der Lautstärke, der Intensität etc. Dadurch verliere ich auch sehr oft den Fokus auf ein Spiel, das er kommentiert. Außerdem stört mich, wie heute z.B., das er nur sehr, sehr selten wirklich gute Informationen bringt. Ballwechsel analysiert er makellos, aber es sollte dann doch teilweise noch etwas mehr in die Tiefe gehen. Ordentlich, aber zu wenig für gut.

Stach bekommt für's Match Haas-Federer 4,5 Punkte!

Stach wie er leibt und lebt. Bringt die kleinsten Kleinigkeiten aus dem familiären Umfeld der Spieler, lenkt damit desöftern vom Match ab. Dazu ist er mir etwas zu euphorisiert bei der Sache, sprich er übertreibt was das Match ansich, und die Leistung eines Spielers betrifft (so heute bei Haas in den ersten 3 Sätzen). Er meinte doch glatt, dass Haas in den ersten 3 Sätzen klar der bessere Spieler war. Fakt ist, dass Federer seine ersten 7 (!!!) Aufschlagspiele zu 0 gewann (trotzdem leider den ersten Satz im Tiebreak verlor), Haas keinerlei Chance hatte. Bei eigenem Aufschlag hingegen mußte Haas immer kämpfen, es gingen fast alle seine Aufschlagspiele über 30-30! Wo Haas da deutlich besser gewesen sein soll ist mir ein Rätsel! Stach kommentierte vorallem aus der rosaroten Haas-Brille!

Zitat: Nord-Alpiner


Stach wie er leibt und lebt. Bringt die kleinsten Kleinigkeiten aus dem familiären Umfeld der Spieler, lenkt damit desöftern vom Match ab. Dazu ist er mir etwas zu euphorisiert bei der Sache. Liegt der Bauer auf der Lauer, wird Herr Lauer mächtig sauer.

Das Erste kann ich verstehen, das ist teilweise etwas übertrieben. Aber ein bisschen Informativität schadet auch nicht. Er hat aber schon öfters die Mischung nicht 100% gefunden..

Aber, was du mit zu euphorsiert meinst, versteh ich nicht. Ich find, er kommentiert sehr theatralisch, interessiert und spannend. Ich find durchaus, dass er immer auf dem Boden der Tatsachen bleibt, aber das heute habe ich ja nicht so genau verfolgt, deshalb fällt mir da eine Stellungnahme schwer...

Oliver Faßnacht bekommt fürs Match Del Potro-Tsonga 8 Punkte!

Er hat ein sehr hohes Faktenwissen was jeden Spieler betrifft, welches er dem Zuschauer in guten Dosen verabreicht (besser wie Stach, der es übertreibt). Emotional war er heute sehr gut bei der Sache, ohne jedoch zu übertreiben (wie es Stach tat), hat das Spiel gut gelesen. Zudem kennt er auch Pausen, was dem ganzen gut tut, man muß nicht alles zuquasseln. Eine sehr starke Leistung, die beste von den wenigen Übertragungen die ich bisher aus Paris gesehen habe!

So, das werden dann wohl meine letzten Tenniswertungen vorerst sein:

Heute werde ich erstmals etwas in meiner Bewertungsdarbringung ändern. Es sind gleich unter den Punkten die Teilzähler zu sehen. Es ist nicht so transparent und nicht so leicht zu verstehen, wie ich aufgrund dieser Punkte zum Gesamtresultat komme. Alex habe ich das schon einmal erklärt. Also, wenn es jemand interessieren sollte, fragt doch einfach unser jüngstes Mitglied, ob er euch die PN von mir damals schickt.

Oliver Faßnacht bekommt für Davydenko-Söderling 3 Punkte!

Inhalt = 10,99/15 (Informativität: 11,12; Spielanalyse: 10,86); Spannungsaufbau = 8,67/15; Fehler = 4,5/5; Sprache = 3,3/5; Timing = 10/10. Gesamt: 37,46/50

Das war schwach! Ich bin richtiggehend enttäuscht, wie er sich heute präsentiert hat. Da war überhaupt keine Motivation vorhanden, überhaupt kein Interesse am Spiel, sondern nur Langeweile. Er hat teilweise so leise gesprochen, dass es fast unmöglich war, ihn zu verstehen. Vor allem dieser Unterton, wo man bei ihm ganz genau merkt, ob er Interesse hat, wirkte so lustlos, dass nichts Gutes herauskommen konnte. Dazu war er sehr unkreativ und uninspiriert. Die Analysen des Spieles waren viel schwächer und nicht so zusammenhängend, nicht so tiefgründig und nicht so präzise. Ein paar Versprecher sind auch passiert, zumindest ungünstige Satzgebilde, weshalb er da auch noch mit Abzügen rechnen muss. Alles in allem ist das doch zu wenig.