Abstiegskampf in Siegen? So recht will man es nicht glauben. Doch die Zahlen sprechen für sich. Nach der sechsten Saison-Niederlage beträgt der Abstand auf die Zone unter dem magischen Strich lediglich einen Punkt.
Wie gesagt: Das sind die nackten Zahlen, die nicht lügen.
Doch diese Mannschaft nach der gestern gebotenen Leistung zu den gefährdeten Teams zu zählen, wäre falsch. Alle sechs Niederlagen fielen knapp aus, der siegreiche Gegner machte jeweils ein Tor mehr. Also: Ein "Abschuss" nach allen Regeln der Kunst gab es für das Loose-Team nicht.
Bei allem Unglück, das auf die Mannschaft gestern niederprasselte - ein Tor in der 90. Minute ist immer ganz bitter - darf indes nicht vergessen werden, dass man geradezu um diesen einen Treffer bettelte.
War es zuletzt in Kassel die Mannschaft, die das Fußballspielen einstellte, so war es gestern die Maßnahme des Trainers, seine Entlastungs-Kräfte Marcel Heller und Gaetan Krebs vom Feld zu holen und dafür "kalte" Verteidiger ins Rennen zu schicken.
Dieser Kritik muss sich der Aufstiegstrainer aus dem Juni 2005 stellen.
In der Hitze der Schlussphase wollte er den einen Punkt retten und verspielte alles.
Im Publikum, das nach interessanten und hochklassigen 90 Minuten betrübt über das ausgebliebene Erfolgerlebnis von dannen zog, war die Maßnahme des Trainers auf dem Nachhause-Weg Thema Nummer eins.
Klar, Ralf Loose hatte erkannt, dass diese Hoffenheimer eine Klassemannschaft stellen, die ohne Zweifel von den bisher gespielten Gegnern den besten Fußball spielten. Und da wählte er am Ende den Spatz in der Hand, statt der Taube auf dem Dach.
Doch auch der flog am Ende davon. Die Hand ist leer, die Punkte sind futsch.
Einen solchen Saisonverlauf hatte man trotz aller Tiefstapelei vor der Saison nicht erwartet. Drei Start-Niederlagen, dann sieben Spiele unbesiegt, jetzt drei Niederlagen aus vier Spielen mit nur einem Punktgewinn.
Der große Kader, der sicherlich nicht zu den preiswertesten der Liga gehört - da hatte man bei allem Gerede von einem gesicherten Mittelfeldplatz mehr im Hinterkopf.
Ein Neuaufbau ist im Gange. Da gibt es ohne Zweifel Rückschläge. Jetzt jedoch über die eingeleitete Arbeit den Stab zu brechen, wäre fatal. Die Nervosität, die im Hintergrund schwelt, wäre Gift für die Bemühungen, diesen Aufbau in vernünftige Bahnen zu lenken.
Finden wir uns damit ab, dass eine Rückkehr in die die zweite Liga so schnell nicht zu bewerkstelligen ist. Finden wir uns damit ab, dass auch Denkmäler schon mal fehler machen.
Aus ihnen zu lernen und Schlüsse zu ziehen, ist jetzt angesagt.
hgm