Verkehrte Welt? Ist es unverdient, wenn heute die Fans in Koblenz den Zweitligafußball zu sehen bekommen, der, nach Meinung vieler hiesiger Anhänger, eigentlich hier in Siegen über die Bühne gehen müsste?
Nein, ungerecht ist es gewiss nicht. Koblenz hat das richtig gemacht, was auch Siegen einmal richtig gemacht haben, als es im letzten Jahr aufstieg. Und wie Siegen spielte Koblenz eine gute Hinrunde, holte haushohe Favoriten vom Sockel. Im Stadion Oberwerth verlor der 1. FC Köln, im Leimbachstadion der VfL Bochum.
Eigene Fehler Es waren nicht nur die Chaostage, nicht nur die lauen und fast immer punktlosen Auswärtsspiele, es war nicht allein die Schuld eines guten, aber wenig akzeptierten und zunehmend glücklosen Trainers, es war ein Bündel von Fehlern, Irrtümern und Unzulänglichkeiten, die dafür gesorgt haben, dass heute Zweitligafußball in Koblenz Augsburg oder Essen gespielt wird, aber eben nicht mehr in Siegen.
Langer Weg nach vorn Die Vergangenheit sollte man nicht ruhen lassen, sondern in Erinnerung behalten und daraus für die Zukunft lernen. Viele Fans sind enttäuscht, dass Aufstiegstrainer Ralf Loose nicht gleich seine neue Mannschaft an die Aufstiegsplätze herangeführt hat. Die Fankurve leert sich zunehmend, die Unterstützung bleibt aus, vielen ist der Spaß vergangen.
Dabei ist aus meiner Sicht ein grundsätzlicher Neuaufbau erforderlich. Die Helden von einst werden älter, nicht jeder Neuzugang ist eine Verstärkung, die Konkurrenz hat in unserem Zweitligajahr gut gearbeitet. Was hilft da?
Auch wenn es wenig spannend und recht bieder klingt: Geduld und harte Arbeit. Geduld mit Trainer und Mannschaft, denn auch anderswo führte der Weg in den Profifußball über Enttäuschungen und Rückschläge.
Frag nach in Augsburg, wo man dreimal in Folge scheiterte, bis der große Wurf gelang. Harte Arbeit auf allen Ebenen, der Weg zwischen Stagnation und Aktionismus ist nicht einfach.
Auch bei den Fans ist vieles im Umbruch. Viele Konflikte blieben ungelöst, neue entstanden. Eine lebendige, kreative und antirassistische Fanszene entsteht nicht durchs Zuschauen. Es ist ein Prozess, in den viele Beteiligte eingebunden sind.
Wohlverdiente Pause Aber zunächst einmal bietet die Winterpause die Gelegenheit, zu manchem Problem Abstand zu bekommen, um mit neuer Kraft und klarem Blick nach Lösungen zu suchen.
Es ist die Zeit, sich verstärkt um das kümmern, was neben dem Fußball oft zu kurz kam. Und wenn man es gar nicht ohne ertragen kann, dann gibt es ja noch die Hallenturniere als "Ersatzdroge". Dort bin ich aber sehr selten zu Gast.
Grüße zum Abschied Und daher, liebe Leser, habe ich in den nächsten Wochen hier auch nichts zu schreiben. Ich möchte mich von ihnen bis ins neue Jahr verabschieden, ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Start ins Jahr 2007 wünschen.
Bis es ab März hoffentlich wieder lauter und deutlicher durchs Leimbachtal hallt: "Wen lieben wir?" - "SFS." Uwe Kölsch