Na, seid ihr in Urlaub!?
Noch ehe Shane, Nicky und Alexa uns gleichzeitig fragen konnten, was los wäre, gingen wir auf Bryans Zimmer zu und klopften und trommelten allen vier Händen gegen das Holz. „Bryan, wach auf!“ „Du musst aufstehen, wir fahren gleich zum Flughafen!“ „Bryyyyaaaaaan!!“. Doch auch das gemeinsame nach ihm rufen half nix. Allmählich kam mir der flüchtige Gedanke, dass Bryan vielleicht gar nicht mehr da drinnen war, sondern schon längst aufgestanden und abfahrbereit in der Lobby stand. Aber dann stoppte auch Mark das Klopfen und ich glaubte irgendein Geräusch hinter der Tür zu hören... Ja, da war was. Und es war sogar etwas, das mir vertraut vorkam... Schnarchen! Nicht irgendein schnarchen, nein, das war eindeutig dieses besondere Schnarchen, welches ich erst eineinziges Mal zuvor gehört hatte – und zwar von Bryan. Er war also doch noch da drin! Na, dann half wohl nur noch eins... „Leute, wenn euch eure Ohren lieb sind, dann steckt die Finger rein! Kerry hat mir da mal einen kleinen Trick verraten, wie sie ihn wach bekommt und wenn ich mich voll reinhänge, dann...“ sah ich sie alle mit großen warnenden Augen an „...wird’s hier gleich mächtig laut!“ und holte tief Luft... Ich schrie Bryans Namen so laut ich nur konnte und so lange, wie meine Lungen mir den Atem gaben. Und dann, ganz dumpf und nur schwer hörbar, ein Plumpsen mit anschließendem Schmerzgestöhne! „Ja, hier?! ...Was? Wo? Wer?“ konnten wir ihn bis draußen erschrocken stammeln hören und Shane lachte sich halb tot. „Oh Mann, spitze!! ...So laut, dass...er glatt aus dem Bett knallt, hat selbst... selbst Kerry ihn... noch nie... angebrüllt...! Haha,...klasse!!“ schnappte er im Satz immer wieder neu nach Luft und klopfte sich laut lachend auf die Schenkel. Das hatte Bryan wohl gehört und zusätzlich wach gemacht, denn mit einem großen schwungvollen Riss ging auf einmal die auf... „Tickt ihr noch ganz sauber, was zum Teufel veranstaltet ihr hier mitten in der Nacht vor meiner Tür??“ war er richtig wütend geworden. Um ihm jedoch alles lang und breit zu erklären blieb keine Zeit mehr, das war klar. Also schob ich ihn mit einer Hand gegen seine Brust gelehnt zurück ins Zimmer und meinte trocken: „Mitten in der Nacht ist gut... Es ist zwanzig vor Acht morgens und Abreisetag! Du hast verschlafen, bist nicht geduscht und deine Sachen hast du auch noch nicht zusammengepackt... Okay, Vorschlag; du gehst ins Bad, wäschst dich, zum Duschen hast du nämlich keine Zeit mehr, ziehst dich richtig an und ich und Alexa wir werden in dieser Zeit hier deinen gesamten Kram zusammenpacken, einverstanden!? Egal, zum Antworten hast du eh keine Zeit mehr, also beeil dich!“. Mit seinen großen blauen Augen hatte Bryan mich entgeistert und vollkommen perplex angestarrt. Wenn wir nicht so unter Zeitdruck gestanden hätten, dann hätte er mir auch wirklich Leid getan. Doch die Uhr tickte und lief somit unaufhörlich gegen uns... Nachdem dann auch die anderen ihn angetrieben hatten, war er mit frischen Klamotten im Bad verschwunden und ich fing sofort damit an, sämtliches Eigentum von Bryan in seinen Koffer zu packen...
Bis auf die möglichen Sachen im Bad hatten wir bereits alles in Bryans Koffer gekriegt. Selbst seine riesigen Schuhe waren drin und ließen noch ein wenig Platz für eine kleine Shampooflasche, oder ähnliches. Ich wollte schon an die Badezimmertür klopfen und ihm bescheid sagen, als diese wieder mit einem Ruck aufging und Bryan ziemlich perplex meinte. „Wieso höre ich eigentlich auf euch? Hat Louis euch nicht gesagt, dass ich wegen Kerry und der Kleinen heute noch nicht zurückfliegen werde?!“ kam es wie selbstverständlich aus seinem Mund und von uns allen folgte schweres Stöhnen. „Beim nächsten Mal sagst du uns vielleicht etwas früher Bescheid und du...“ fand Nicky als Erster wieder zu Wort, meckerte mit Bryan und guckte mich, bevor er den Satz beendete plötzlich mich mit einem durchdringenden Blick an „...nicht so einen Wind drum!“. Mit offenem Mund sah ich dabei zu, wie alle nacheinander das Zimmer verließen. Alle, außer Mark. „W-Was...? W-Wie meint Nicky denn das? Ich konnte das Ganze doch schlecht hellsehen, oder!?“. Ich stand wie neben mir. Noch nie hatte Nicky mich so dermaßen böse angeguckt und es dazu auch noch ernst gemeint! Überhaupt, ich hatte ihn vorher nie böse, sauer oder gar wütend gesehen...! „Mach dir da mal keinen Kopf drum, er ist müde. Er tut zwar so, als wäre er fit und wach, aber spätestens, wenn wir im Flugzeug sitzen, wird der sicher gleich wie weggetreten sein!“ versuchte Mark mich zwinkernd aufzumuntern und auch Bryan stimmte seiner Theorie mit einem Nicken zu. „Na, wenn IHR das sagt...! Das, mit dem Morgenmuffel, ist hier wohl ansteckend, was!?“ lachte ich auf und ging mit Mark zusammen ein paar Schritte in Richtung Tür. „Hey, wartet, ich komm mit!“ meinte Bryan da übereifrig und schnappte nach der Jacke, die wir für ihn auf dem Bett hatten liegen lassen. „Wie, mit uns zum Flughafen!?“ fragte ich nach, weil er doch eben schließlich noch gemeint hatte, dass er zu Kerry fahren wollte. „Ja klar, wo ich doch schon fertig angezogen und gestylt bin...da kann ich mich auch am Flughafen von euch allen verabschieden!“. Jetzt verstand ich. Allerdings schien Mark noch was Anderes hinter Bryans Vorhaben zu vermuten und guckte ihn prüfend mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Guuuut,...außerdem ist es von da bloß noch ein Katzensprung bis zum Krankenhaus!“ gab Bryan mit einem nachgebendem Kopfnicken zu und Mark war zufrieden. „Aaah jaaa, der gute alte Bryan... Immer schön das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden!“ „Hey ja, das ALT will ich aber überhört haben!“ warf dieser gespielt etwas beleidigt ein und nachdem er endlich abgeschlossen hatte, gingen wir drei den anderen hinterher.
„Die Passagiere des Fluges 147 nach Köln/Bonn werden gebeten sich zum Einstieg zu begeben. Ich wiederhole; die Passagiere des Fluges 147 nach...“ ertönte die weibliche Stimme der Flugansagerin in der gesamten Wartehalle und ich atmete einmal tief durch. „Tja, wieder ist es unser Flug, der es eilig hat wegzukommen...“ scherzte ich matter als es klingen sollte und versuchte nicht deprimiert oder traurig auszusehen, obwohl ich es in meinem Innern wirklich war. Zu meiner Verwunderung tat Alexa das genaue Gegenteil von dem was ich versuchte. Sie ließ ihren Gefühlen freien Lauf, hatte Tränen in den Augen und zeigte allen deutlich, dass sie sie vermissen würde. Ich zeigte den Jungs zwar auch, dass ich sie vermissen würde, vor allem natürlich Mark, aber auf meine eigene, etwas stillere Weise. Außerdem war ich mir bereits jetzt schon sicher, dass dies kein Abschied für lange Zeit sein würde...