molosovsky
Experte
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Erstellt: 08.02.07, 14:26 Betreff: Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit? |
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Ganz kurz nur: Allgemein Werke und vor allem solche der Phantastik von ›abgegriffen‹ über ›innovativ‹ bis ›überkandidelt‹ zu beurteilen ist ja ziemlch heikel, weil man schließlich nur vor dem Hintergrund des bisher Gelesenen urteilen kann. Auf diesem Umstand, besteht meine Ambition nicht zum ›Phantastikfachdeppen‹ zu verkommen.
Auch wenn ich mir in letzter Zeit so eine ›Anti-Mittelalter‹-Attitüde zu eigen mache, hab ich prinzipiell nichts gegen Mittelalter als Handlungsrahmen. Allzubekannter Fundus (Elfen, Zwerge, Feudalismus, ungebrochener Heroismus) nervt mich schon eher, ist aber auch kein zwingender Minuspunktegrund. Allegemeinere Ausnahmen sind bei mir (i) satirische Schreibweisen (mein neuster Fund: Duves »Entführte Prinzessin«) oder (ii) knalliges/›hardcorigeres‹ Zeug. Besondere Ausnehme der letzten Zeit: Lukianenkos Wächterreihe z.B. fährt sowohl Altbekanntes en masse auf, als auch ziemlich unverblümt adaptierte RPG-/ Konsolenspiel-Denke/Begriffe, und funktioniert dennoch hervorragend bei mir. Dank seiner kommentierenden Zeitgenossenschaft liefert Lukianenko etwas, was bei ›Fantasy‹ eher selten vorkömmt: die Wächter-Bucher funktionieren ganz vorzüglich als Popromane.
Wie Lomax schon sagt, gibts Mittelalter und Mittelalter. Da kann man nach der Pirates of Caribean-Regel gehen: sind die Zähne alle blitzeweiß, ists total Fantasy, hats grauslig verfallene Gebisse, ist das ganze schon näher an der ›Wirklichkeit von Einst‹. Sprich: für mich wirkt z.B. jede Monthy Python-Vergangenheit trotz ihrer krassen Klabautik um einiges ›authentischer‹ als solche ›romances‹ wie »A Knights Tale« (den ich übrigens damit nicht als schlechten Film abtun will). — Andererseits, wenn ich wie heut im Radio höre, daß Sting jetzt so Lieder von einem Mittelalterbarden singt, denk ich eh, es ist Hopfen und Malz verlohren (Sting singt Dowland, und der war ein Renaissance-Engländer). — Diese ganze ›historische Settings‹-Kiste bringt mich immer dazu, allen die nach PHANTASTIK dürsten zu empfehlen sich auf dem Feld des historischen Romans umzutun: sowas wie Thornton Wilders »Iden des März«, »Q« von Luther Blissett, der ›große Eco‹, oder die drei bisherigen Romane von Lawrence Norfolk, oder auch hemdsärmeligere historische Romane wie die von Haefs, Robert Harris oder Glenn David Gold zünden bei mir als Phantastikraketen um einiges besser, als Fantasy-Welten, die außer verklärten Gipsabdrücken historischer Szenerien nix groß bieten.
Grüße Alex / molo
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