Seblon
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Erstellt: 16.02.07, 17:22 Betreff: Re: Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen |
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Ich habe den Eindruck, die Diskussion hat sich ein wenig verselbstständigt. Meine Thesen will ich gar nicht als allgemein gültig verstanden wissen. Mich ganz persönlich langweilt Fantasy im Fantasy-Mittelaltersetting in der Zwischenzeit. Wenn dies andere völlig anders sehen, ist dies natürlich ihr gutes Recht. Mein Problem mit diesen Werken ist, dass sie den Markt beherrschen und es dadurch für anspruchsvollere Autoren, die neue Wege beschreiten wollen schwer ist, überhaupt einen Verlag zu finden.
Ich halte die klassische Post-Tolkien-Sword&Sorcery-Fantasy für zutiefst abgedroschen. Ein Autor, der einen phantastischen Roman schreibt, bei dem er das klassische Fantasy-Mittelalter mit den klassischen Fantasy-Archetypen und Klischees benutzt, muss mir als Leser sehr deutlich machen, warum er gerade diese für meinen Geschmack ausgebluteten Versatzstücke nutzt, um eine Geschichte zu erzählen. Nur passiert dies zu 90% eben nicht. Zurück bleibt meist ein triviales kommerzielles Produkt, dass weder mehr kann oder im schlimmsten Fall mehr will, als Popcorn-Literatur für jugendliche Leser zu sein.
Ich halte es nicht für sehr verwunderlich, warum gerade schlechte bis sehr mittelmäßige Autoren, diese Versatzstücke wieder und wieder nutzen. Ich halte es nur für problematisch, dass gerade diese Autoren enorm erfolgreich sind und damit das Genre für Phantastik-ferne Literaturfreunde ein zu tiefst triviales und eskapistisches Stigma geben.
Auch in der erwähnten Diskussion zum Thema "CRPG's fern der Fantasy-Klischees" wird immer wieder gesagt, dass man auch mit Elfen, Zwergen und Drachen noch neue und interessante Geschichten erzählen kann. Ich frage mich nur, warum dies 1. scheinbar so selten passiert und 2. warum ich ständig die selben klischierten Versatzstücke benutzen sollte, um interessante Geschichten erzählen zu können. Warum sollte der Autor es dem Leser zu bequem machen, mit bekannten Klischees und Archetypen? Warum sollte ich als Bochumer ständig Geschichten lesen wollen, die in Bochum spielen? Warum sollte ich ständig den üblichen Verdächtigen begegnen wollen? All dies entspricht nicht dem, was ich in Literatur suche.
Mich stört, dass die phantastische Literatur sich selbst ganz enge Grenzen setzt, gerade weil sie sich ständig banal selbst zitiert.
Übrigens habe ich nichts gegen historisch rückwärts gewandte Phantastik, ich frage mich nur, wo vermehrt die Romane bleiben, deren Handlung z.B. im Barock, im Biedermeier, zu Zeiten des 1. und/oder 2. Weltkriegs etc. ansetzt.
Es grüßt
Actibus aut verbis noli tu adsuescere pravis.
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