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  Zeit und Wahrheit

 
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Darki
Stammgast


Beiträge: 49


New PostErstellt: 09.09.07, 11:45     Betreff: Re: Hexenjagd

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Kritik an der Hexenverfolgung - Zeit des Umdenkens


Der alte "canon episkopi" bestimmte, dass die Hexerei nur eine Täuschung und der Glaube an Hexerei demzufolge Ketzerei sei. Aber das galt nur solange, bis die Kirche herausfand, wie sie aus diesem Glauben Profit schlagen konnte. Nach der Zeit Papst Innozenz war es eben Ketzerei, nicht an die Hexerei zu glauben. Dem Jesuiten Martin Del Rio zufolge mussten alle diejenigen, die Hexerei nur für Täuschung oder Betrug hielten, selbst in den Verdacht der Hexerei geraten. Es war niemandem gestattet, gegen die Ausrottung der Hexen Einspruch zu erheben. Der Inquisitor Heinrich von Schultheis sagte: "Derjenige, der gegen die Ausrottung der Hexen mit einem einzigen Wort Einspruch erhebt, kann nicht erwarten, unversehrt davonzukommen."

Alle die an diesen Hexenverfolgungen nicht teilnahmen oder warnten und zur Behutsamkeit rieten, gingen das Risiko ein, selbst der Hexerei verdächtigt zu werden. Wer Hexen für harmlos hielt, war erst einmal ein Ketzer.

Eine Zeit des Umbruchs begann in Europa. Auf der einen Seite die Gruppe, die an den alten geistigen Idealen fest hielt und sich die Errettung durch strenge Befolgung der Glaubensvorschriften erhoffte. Und die andere Gruppe, die sich vereinfacht gesagt, dem Materialismus zuwandte. Der Erde bot Freuden, die keineswegs Sünde, sondern Entspannungen zum Wohlbefinden der Menschen waren. Entdeckungen und Erfindungen basierten auf neuen Erkenntnissen. Krankheiten galten nicht länger einhellig als Werk des Teufels. Gelehrte, die ebenso verdammenswert wie Hexen waren, begannen die wahre Natur des Menschen zu erforschen. Im Mittelpunkt dieses stürmischen Umbruchs stand die Hexe. Sie war nicht nur die böse, schadensstiftende Frau, sondern verkörperte im hässlichsten Extrem das, was die christlichen Lehrer mit allen Kräften bekämpften.

Die Hexenverfolgung entwickelte sich an manchen Orten geradezu zu einem eigenen Gewerbe. Sie beschäftigte Richter, Gefängniswärter, Henker, Exorzisten, Zimmerleute, Schreiber und Sachverständige. Die Abschaffung der Prozesse hätte eine wirtschaftliche Krise hervorgerufen. Die Verfolgungen bedeuteten für viele eine sichere Einkommensquelle und selbstverständlich waren alle an ihrer Fortsetzung interessiert.

Der Jesuit Friedrich von Spee (1591-1635), ein aufgeklärter Gegner der Hexenprozesse, meinte: "Oft glaube ich, der einzige Grund dafür, dass wir nicht alle Hexen und Zauberer sind, ist der, dass wir nicht gefoltert worden sind. Es ist etwas Wahres an der prahlerischen Behauptung, die kürzlich ein Inquisitor tat: Er würde auch den Papst, wenn er seiner habhaft werden könnte, zu dem Geständnis bringen, ein Hexer zu sein."

Der Domherr Loos vertrat die Ansicht, dass dieser im Namen des Idealismus geführte Krieg von materiellen Interessen geschürt werde. Für ihn waren die Hexenprozesse eine Form der Alchimie, bei der Menschenblut in Gold und Silber verwandelt wurde.

Aller Logik zum trotz verfolgten die Machthaber armes, ausgestoßenes Volk als Hexen und verkündeten im gleichen Atemzug, Hexen könnten sich mit allem erdenklichen Reichtum versehen. Der Skeptiker Reginald Scot beobachtete voller Zorn, dass man Hexen zutraute, sie könnten "das Korn des Nachbarn auf ihr eigenes Stück Land versetzen. Dabei sind sie als ständig bedürftige Bettlerinnen gar nicht in der Lage, sich zu bereichern, weder mit Geld noch auf andere Art. Wer ist so dumm und glaubt weiterhin an übernatürliche Kräfte?" Reginald Scot veröffentlichte 1584 das Werk The Discoverie of Witchcraft, in dem er konkrete Zauberkunststücke professioneller Gaukler beschrieb. Damit diente Reginald Scott der Volksaufklärung, da in der Zeit, alles was man nicht Verstand, als Teufelswerk und Hexerei abtat.

Helen Jenkenson aus Northants wurde im Jahre 1612 gehängt, weil sie ein Kind verhext haben sollte. Die Hexerei hatte ihr so wenig Gewinn eingebracht, dass im Protokoll ihrer Hinrichtung heißt: "So beendete diese Frau ihr erbärmliches Leben, nachdem sie viele Jahre in Armut gelebt hat, elend, verachtet und von der Welt verlassen."

Anfangs hatte man mit den Hexenprozessen noch das ehrliche Ziel, nämliche Zauberei und Hexerei zu bekämpfen, die Ausartung der Verfolgungen standen aber bald zum Widerspruch dazu.



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