Mrs. Mallard
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Erstellt: 07.01.09, 23:39 Betreff: Re: Ein Wintermärchen |
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Gibbs
Der Agent blickte verlegen zur Seite, als Hollis sich neben ihm zu entkleiden begann. Er hatte seit ihrer Trennung vor über einem Jahr keine nackte Frau mehr zu Gesicht bekommen - zumindest keine lebendige. Und er spürte sehr deutlich, wie sehr sein Körper in diesem Moment nach seinem Recht verlangte. Unpraktischerweise saß er auf einem Stuhl, und seine Hose ließ für solche Aktionen im Moment definitiv zu wenig Platz.
Dennoch konzentrierte er sich auf Dr. Kody, als dieser mit der Untersuchung begann. Jethro sah, wie Hollis sich verspannte und die Luft anhielt, als der Arzt prüfend den Arm bewegte. Er spürte, wie unangenehm ihr die aktuelle Situation war, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, waren ihr ärztliche Behandlungen schon aus Prinzip zuwider. Sanft schob er seine Hand in ihre und drückte sie leicht. Hollis verstand die Aufforderung und gab ihre Anspannung an ihn weiter. "Sie haben Recht," erklärte Dr. Kody. "Die Schulter ist ausgerenkt. Ich denke, ich kann sie ohne Probleme wieder einrichten. Es wird ziemlich wehtun, aber sie bekommen anschließend eine schöne Spritze und dann haben sie damit hoffentlich keine Probleme mehr." Hollis atmete tief durch und nickte. "Dann los."
Mit wenigen geschickten Griffen fasste der Arzt das verletzte Gelenk und brachte es mit einem widerlichen Knirschen wieder in seine vorgesehene Position. Jethro glaubte, sein Trommelfell würde platzen und seine Hand brechen. Doch beides schmerzte nicht halb so viel wie die Tatsache, sie so leiden sehen zu müssen. Auch wenn er wusste, dass es ihr bald wieder gut gehen würde. "Das war es doch auch schon," beruhigte der Arzt die blonde Frau, während er ihr wie versprochen eine schmerzstillende Spritze verabreichte und die verletzte Schulter mit einem Dreieckstuch ruhig stellte. "Sie sollten sie noch etwas schonen, aber in einer Woche ist sie so gut wie neu."
Nachdem Hollis sich spürbar erleichtert wieder angezogen hatte, wandte er sich der Wunde in ihrem Gesicht zu. "Das sollten wir besser nähen," erklärte er. "Damit möglichst keine Narben zurückbleiben. Ich bin kein Schönheitschirurg, aber... schlimmer wird es auf keinen Fall." Er blickte in die Gesichter seiner Besucher und war nicht sicher, welches von beiden mehr Furcht zeigte. Ohne eine Widerrede zuzulassen, suchte er die benötigten Instrumente zusammen. "Agent Gibbs, sie geben mir bitte die entsprechenden Dinge an," bat er schließlich, bevor er mit einer weiteren Spritze bewaffnet neben seine Patientin trat. "Ich glaube, so haben sie es ein bisschen leichter..." Hollis protestierte nicht, als er die Umgebung der Wunde sorgfälig betäubte. Es fühlte sich ein bisschen wie eine taube Backe beim Zahnarzt an, aber auf jeden Fall besser als ohne.
Kurz darauf begann Dr. Kody sein Werk. Jethro gab sein bestes, die benötigten GEgenstände anzureichen, doch er wurde mit jedem Stich blasser um die Nase. Mit der freien Hand zog er Hollis fest an sich, und der Veterinär war nicht sicher, wem diese Geste mehr Halt geben sollte. Zumindest war es der grauhaarige Agent, der bei jedem Einstich zusammenzuckte, während die Betroffene relativ entspannt sitzen blieb und alles geduldig über sich ergehen ließ.
Wenig später war auch dieser Teil der Behandlung abgeschlossen. Hollis erhob sich erleichtert von dem unbequemen Tisch. Gibbs atmete noch einmal tief durch. Nun gab es endgültig keinen Aufschub mehr. Doch er war schließlich ein Soldat und kein Kleinkind, also hievte er sich ohne Zögern auf den Behandlungstisch und ergab sich seinem Schicksal.
"Hm, bei Ihnen wird es wohl etwas länger dauern," stelle der Arzt fest. "Wo soll ich anfangen, oben oder unten?" Er bezog sich auf die Platzwunde und den verrenkten Fuß. Die übrigen Verletzungen waren bislang noch von der Kleidung des Agenten bedeckt. "Ist mir egal," knurrte der Liegende. "Hauptsache, sie fangen irgendwo an... sonst werden wir ja nie fertig." Es kostete den Agenten eine große Portion Beherrschung, diese Worte nicht vorwurfsvoll klingen zu lassen.
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