Hollis
Auch wenn Hollis ewig so hätte verharren können, löste sie sich nach einer ganzen Weile aus der innigen Umarmung und rutschte unter die Bettdecke. Ihr war kalt und die Müdigkeit begann sie allmählich gefangen zu nehmen. Trotzdem wollte sie noch nicht schlafen, dafür war das Beisammensein mit Gibbs zu schön und die Angst, womöglich aus diesem glücklichen Traum aufzuwachen, zu groß.
Bestimmend zog Hollis den grauhaarigen Agenten mit unter die Decke und schob ein Bein zwischen seine. Vorsichtig auf den gesunden Arm gestützt, sah sie ihn glücklich lächelnd von der Seite an. „Wenn mir einer zu Weihnachten gesagt hätte, dass ich das schönste Geschenk verspätet auf einem Gott verlassenen Flughafen finde, hätte ich ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt.“ Ungläubig schüttelte sie den Kopf und küsste ihn erneut. „Und dabei wollte ich über die Feiertage eigentlich gar nicht nach Hause fliegen. Mir war nicht nach feiern zu mute“, gestand sie etwas leiser und kräuselte die Nase. Wie sollte sie ihm auch erklären, dass sie sich nach über einem Jahr auf Hawaii noch immer nicht richtig heimisch fühlte? Dass eine erhaltene Mitteilung ihres Marklers, über den erfolgreichen Verkauf ihres Hauses in Washington, sie in ein schwarzes Loch fallen ließ. Dass sie zwar eine neue Aufgabe und neue Freunde gefunden hatte, es aber nicht das ersetzte was sie mit ihm verloren und jetzt wiedergefunden hatte. Ihre Finger wanderten auf seiner Brust und zupfte sanft an seinen dunklen Haaren. „Wie geht es eigentlich den anderen? Ich habe McGee vor ein paar Monaten durch Zufall in Washington getroffen. Wir haben den gleichen Inmobilienmarkler.“ Die Erklärung, dass sie zu diesem Zeitpunkt den Verkauf ihres Hauses ankurbelte, ersparte sie sich allerdings. Gedankenverloren verspielten sich ihre Finger weiter an seinen Brustwarzen. Es gab so viele Fragen die sie ihm stellen wollte. Die sie sich aber noch nicht zu stellen traute. Daher versuchte sie es so harmlos wie möglich zu halten, hatte aber keine Ahnung ob es funktionieren würde. „Er erzählte mir, dass ihr jetzt einen neuen Direktor habt. Tony auf einem Kriegsschiff ist. Ziva zum Mossad zurück geschickt wurde und er in einer anderen Abteilung arbeitet. Was ist los bei euch?“
Die Situation erinnerte sie unweigerlich an frühere Zeiten. An Zeiten, in denen sie einfach nur da gelegen und geredet hatten. Sie konnten über alles, über fast alles, miteinander reden. Er erzählte ihr von seiner Arbeit. Manchmal von den Fällen die ihn beschäftigten und davon, dass DiNozzo ihn irgendwann noch in den Wahnsinn treiben würde. Trotzdem war es jetzt anderes. Hollis wusste, dass es da noch mehr gab über das sie reden mussten und irgendwann reden würden. Doch dafür war ihr Wiederfinden noch zu frisch und der Augenblick zu kostbar.