Hollis
Seine Freundin blickte Gibbs lächelnd hinterher und wandte sich wieder in den Raum um. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass mittlerweile Mittag war und nichts dagegen sprach, Cynthia auf einen Kaffee zu entführen. Bevor Hollis sich jedoch auf den Weg zur Empore machte, schließlich wollte sie Gibbs auf dem Weg zu Vance nicht in den Weg kommen, lauschte sie aufmerksam den beflissenen Telefonaten der jungen Agenten. Vor allem Tonys Gespräch mit der Einwanderungsbehörde erweckte ihre Aufmerksamkeit.
„Ja, ich meine Mondego, nicht Moreno... Maria und Shania, Mutter und Tochter, Einwanderer aus Mexico...“, seufzend verdrehte der Halbitaliener die Augen und trommelte mit seinem Stift auf die Tischkante. Warum mussten die Schreibtischtäter bei Behörden nur immer so schwer von Begriff sein? Dann wurde es aber interessant und Tony richtete sich in seinem Stuhl auf. Schlagartig bekam der Stift in seiner Hand einen Sinn und er machte sich rasch ein paar Notizen. „Wie sagten Sie? Gegen Maria Mondego läuft ein Verfahren wegen Drogenhandels? Ihr Freund hat sie belastet und man hat sie angeklagt.“ Der junge Agent zog die Stirn in Falten und hörte aufmerksam zu. Hatte Gibbs nicht eigentlich gesagt, dass ein Typ namens Finch der Drogenschmuggler war? Irgendetwas passte nicht. „Uhm... und was ist mit dem Kind, Shania Mondego? O.k. Das habe ich verstanden, aber was heißt, das fällt nicht in meinen Kompetenzbereiche und Sie können mir keine weiteren Auskünfte geben?“ DiNozzo starrte fassungslos auf das Telefon und schüttelte den Kopf. Die Frau am anderen Ende hatte ihn einfach abgewürgt.
Obwohl Hollis nicht alles von dem Gespräch mitbekommen hatte, hatte sie doch genug verstanden, um sofort neben Tonys Schreibtisch zu stehen. „Was ist los?“, fragte sie direkt und ohne Umschweife. Ihr war egal, ob sie dieses Frage stellen durfte oder nicht und auch das sie keine Agentin mehr war. Hier ging es um ein kleines Mädchen und seine Mutter, um zwei Menschen denen sie ihre Hilfe versprochen hatte.
Tony sah verwirrt von seinem Schreibtisch auf und lächelte verlegen. Das interessante Bild von der unbekleideten blonden Frau geisterte noch durch seine Gedanken. Doch er war professionell genug, es schnell beiseite zu schieben. „Uhm... ich weiß nicht, inwieweit ich Ihnen diese Informationen...“ Weiter kam er jedoch nicht, da Hollis aufgebracht die Hände auf seinen Schreibtisch stemmte. “Mir ist egal, was Sie dürfen oder nicht, Agent DiNozzo. Ich will wissen, was mit der Mutter und dem Kind ist.“ McGee und Ziva tauschten stumme Blicke und wartete gespannt auf die Reaktion ihres Kollegen. Tonys wurde ernst und sein jungenhaftes Grinsen waren verschwunden. Er straffte die Schultern. Die blonde Frau hatte ihm zwar nichts mehr zu sagen, aber er ahnte weshalb sie so heftig reagierte. „O.k. Sie erfahren es sicherlich ohnehin. Mrs. Mondego sitzt in Untersuchtungshaft. Ethan Finch hat sie als Drahtzieherin des Drogenschmuggels beschuldigt und versucht scheinbar mit Hilfe eines einflussreichen Anwalt seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.“
Hollis schluckte. Entsetzen stand in ihren Augen. Finch, das Schwein. „U-und was ist mit dem Kind?“, fragte sie sichtlich erschüttert.
DiNozzo blickte ruhig zu Hollis auf. „Die Kleine wurde in einem Kinderheim untergebracht.“