…sind wir am 23. September abends wieder von der Insel gefahren.
Dazwischen lag eine Woche mit ausgesprochen gemischten Gefühlen – gemischt ob der zahlreichen Berichte über gravierende Veränderungen, Überfüllung der Insel, Überbebauung und unseren eigenen Erfahrungen im Gespräch mit Freunden, Bekannten und Unbekannten….
Unser persönlicher Einschnitt wird erst nächstes Jahr greifen – unser geliebtes Appartamento oberhalb der Mitjorn wird es dann nicht mehr geben – jedenfalls nicht in der Form, in der wir uns dort wohlfühlen könnten, mit vielen Freunden in der Nachbarschaft, sofortigem Familienanschluß an unsere „Urlaubskatze“ und dem neugierigen Staunen, was unser Nachbar innerhalb eines Jahres wieder botanisch auf die Reihe gebracht hat. Die Anlage ist verkauft, was daraus wird, werden wir sehen.
Aber mal der Reihe nach.
Die Ankunft am Hafen am 16.9. bescherte die erste Überraschung: Da lag ja ein schönes altertümliches Schiff! Mit großem, dicken, etwas rostigem Schornstein, einem offenen Achterdeck und unten herum ein verglastes Promenadendeck. Bei näherem Hinsehen war es dann doch die neue Maritima, die aus dieser Perspektive sofort ein maritimes Flair in die Hafenlandschaft zaubert. Von näherem betrachtet wirkt sie dann tatsächlich etwas groß – aber nichts im Vergleich zu den „Pötten“, mit denen Balearia, Iscomar und Co. den Transfer zwischen den Inseln organisieren.
Und noch ein Schiff lag da, allerdings vor dem Hafen und auf der Seite – die gestrandete 18m Yacht. Am 16. hatte sie noch einen Mast, auf Markus Bild ein paar Tage später dann nicht mehr. Der Pott muß gut versichert sein – während wir auf der Insel waren, hat sich jedenfalls niemand um eine Bergung oder ähnliches gekümmert. Oder soll der Küste mal wieder ein neues „Tauchziel“ gespendet werden??
Dann die erste Fahrt über die Insel – kaum Veränderungen festzustellen. Da und dort einige Finkas, Casas, die vor zwei Jahren noch im Rohbau waren, jetzt fertig. Beim Getränkegroßhändler „Frühstück„ eingekauft und der erste Zwischenstop an der Verdera. Die Tapas super wie immer, Jose richtig gut drauf (hatte ja auch zwei Tage später Geburtstag – aber das ist eine andere Geschichte). Aber die Gesprächsthemen hatten sich gewandelt. Unser Bekanntenkreis besteht im wesentlichen aus Residenten, die seit 25 bis 30 Jahren auf der Insel leben und dort gastronomisch oder vermieterisch tätig sind – meist mit eigenen Objekten, die sie in den vergangen Jahren und Jahrzehnten auf- und ausgebaut haben. Waren es bis vor ein paar Jahren noch die üblichen Probleme mit „nachträglicher“ Legalisierung angeblicher Schwarzbauten- dieses Jahr war nur noch ein Thema drauf: Verkaufen, zur Ruhe setzen.
Da zieht sich in unseren Augen eine „Gründergeneration“ von der Insel oder aus der Touristikbranche zurück, die viel vom Charme der Insel ausgemacht hat - die viel Arbeit und Mühe in den Erhalt der Qualität und eines vernünftigen Preis/Leistungsverhältnisses gesteckt hat. Und, bei Kaufpreisen von ca. 60.000 Euro pro Bett kann sich jeder an seinen 5 Fingern ausrechnen, wie sich die Mietpreise entwickeln müssen, damit sich das wirtschaftlich rechnet. Zu verschenken haben selbst die Italiener kein Geld!
Nur gut, dass in diesem Segment auch Positives zu sehen war. Eine langjähriges Bekannte, die vor langer Zeit ein Grundstück gekauft hatte, hat es nach vielen Jahren geschafft, dort auch etwas zu bauen, mit sehr ansprechenden und auch erschwinglichen Appartamentos, die unserer Vorstellung von Formentera sehr nahe kommen.
Viele Privateigentümer von Finkas vermieten nicht mehr – schlechte Erfahrungen oder einfach keine Lust????
Die Strände:
Illetes und Levante, je nach Wetterlage, völlig überlaufen. Und immer mehr Yachten und Boote davor, JetSki- und Speedbootfahrer, die ohne Rücksicht auf sich und andere keine 50 m vor dem Strand langheizten – ne, das brauchen wir nicht, ebenso wenig wie den nach wie vor beschei…. Service im Tanga. Das Einzige, was da funktionierte: Das Eindecken der Tische für die „Schönen und Reichen“ von den Booten oder wo auch immer her.
Mitjorn: Teilweise wenig Sand – vor dem SunSplash kann man fast nicht mehr langlaufen, der Felsabriß ist da mittlerweile fast einem Meter hoch. Aber ansonsten traumhaft ruhig, und in der Arenals-Gegend auch deutlich mehr Sand.
Strandsicherheit? An der Mitjorn nichts. Merkwürdige Fahnen, ob das jetzt rot oder orange war – nicht mehr feststellbar. Erkennbar nur die Europa-Flagge – die hing am Platgeta, hat aber nichts mit Strandsicherheit zu tun.
Die Lokale:
Sa Platgeta: Allen Unkenrufen zum trotz noch oder wieder empfehlbar. Erster Schock: Nach Bluebar-Manier Hinweis auf 2,50 Euro pro Sosse in der Karte, dann die Erleichterung: Gilt nur bei zusätzlichen Sossenbestellungen. Dann ein Seehecht für 7,50 Euro, der wahrscheinlich am morgen noch geschwommen ist, und ein ganz banales Schnitzel, aber ebenfalls prima. Sehr nette Bedienung (weiblich), und zum Schluß wurde der Einfachheit halber gleich eine ganze Flache Hierbas auf den Tisch gestellt….
La Tortuga: Immer noch Reservierung erforderlich – der Laden war an einem stinknormalen Donnerstag brechend voll – mit vielen Einheimischen bzw. Residenten. Das Schweinefilet in Feigensosse – ein Traum! Das Formenteraschwein leider etwas trocken (das Fleisch, nicht die Sosse), aber immer noch zu empfehlen.
Die Fonda: Der grosse Raum ist jetzt Nichtraucherbereich, was auch konsequent durchgehalten wird – für einige Gäste des VIP-Tisches offensichtlich ein Problem (*riesenbreitgrins*). Der kleine Raum hinten für Raucher gut gelüftet, also kein Problem. Bedienung, Service, Preis/Leistungsverhältnis völlig im grünen Bereich.
Die Mauer ist tot – und zwar völlig! Dreimal waren wir da, einmal bat uns ein bekiffter Mensch um Feuer, weil er seinen Joint nicht ankriegte, und ein paar andere Probleme mit der Zubereitung ihres ich weiß nicht was Gemisches auf dem Teelöffel hatten. Zweimal sonst: Gähnende Leere. Es verlagert sich auch nicht wirklich nach vorne. Der „Bauzaun“ steht nach wie vor: Man guckt auf grüne Kunststoffplanen. Das sieht nach einer Dauerlösung aus.
Pirata Bus: Die Enttäuschung überhaupt. Nicht nur, dass die Bewirtungsregeln hinsichtlich der Tapas da eingehalten werden (Das, was es da gab, kriegen wir hier im Aldi billiger). Das Publikum ist gekippt. Pasquale und Edith haben wir einmal aus der Ferne gesehen, viele Bekannte, von denen wir wussten, dass sie auf der Insel waren, gar nicht. Und die Installation von großvolumigen Diskoboxen hätte höchstens was gebracht, wenn der alte Musikstil aufrechterhalten wäre. Stattdessen „Mainstream-Chillout“ auf allen Kanälen – Meeresrauschen (was nicht mehr zu hören war) ist entspannender.
Neuentdeckungen? Leider keine wirklichen. Dazu ist eine Woche wohl auch etwas kurz, aber über richtig neue Plätze haben wir auch nichts gehört – und meistens haben wir abends einfach auf unserer Terrasse gesessen und den Grillen und dem Meer zugehört – solange wir das noch können.
Auf der Rückfahrt nach Ibiza war bei uns beiden die Wehmut greifbar – über eine trotzdem wunderschöne Woche, aber die Aussicht, dass es so etwas für uns nie wieder geben wird. Die Wehmut wurde dann allerdings auf der Fahrt zum Flughafen wieder etwas reduziert: Was auf dieser Insel bautechnisch abläuft (sowohl die Autobahn, als auch riesige Appartmentbauten am laufenden Band) – dagegen ist und bleibt Formentera ein Paradies! Und wir werden dort auch einen neuen Platz finden, an dem wir uns richtig wohlfühlen.
Ach so, die Preise: Insgesamt überziehen wohl einige. Bluebar und Fonda Plate, jeweils 5 Euro für ein Wein und eine Cana – das wars dann erstmal. Es gibt aber Alternativen, und nach Durchsicht der Kontoauszüge war es denn auch nicht teurer als die Jahre davor….
Fotos folgen noch. Nicht viele, wir haben mehr relaxt und uns mehr auf Personen konzentriert, deren Privatsphäre uns allerdings sehr wichtig ist.
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Reini
Der Dosenöffner von Cleo und Leo