Mittwoch, 07.12.2011
Verwirrt
schaute Gernot sich um, als er vom klingelnden Telefon geweckt wurde.
Wieso hatte er auf dem Sofa geschlafen? Nach einem Moment fiel es ihm
wieder ein, er hatte am Abend vorher alte Bilder angeschaut, von ihm und
Ingrid, dabei war er wohl auf der Couch eingeschlafen. Da er den
Anrufbeantworter abgeschaltet hatte und der Anrufer hartnäckig war,
klingelte das Telefon auch nach einem Moment der Orientierung noch und
obwohl Gernot gar nicht dran gehen wollte, gab er nach, als er die
Nummer sah.
„Simoni“
„Keller,
hallo Gernot! Hab ich euch geweckt? Du klingst noch so verschlafen. Ich
wollte eigentlich nur fragen, was Ingrid zu deiner Idee gestern gesagt
hat. Den ganzen Tag habe ich auf einen Anruf von dir gewartet, dass wir
abends zum Feiern kommen sollen.“ Am Freitagabend im Rathaus hatte
Gernot seinem Freund von seiner Idee, Ingrid am Nikolaustag einen
zweiten Heiratsantrag zu machen, erzählt von der Günther hellauf
begeistert gewesen war.
„Es gibt nichts zu feiern, Günther!“
„Was? Wieso? Jetzt sag nicht, sie hat ein zweites Mal…“
„Nein, ich konnte sie nicht fragen.“
„Aber du warst doch fest entschlossen… Was ist denn passiert?“
„Ingrid
hat mir am Sonntagabend erzählt, dass sie glaubt, dass der Krebs zurück
gekehrt ist. Sie hatte gleich die Vermutung, dass es ein Hirntumor sein
würde und hat es hinausgezögert, sich untersuchen zu lassen. Seit Tagen
hatte sie wohl schon Kopfschmerzen, Sehstörungen und neurologische
Ausfälle.“
„Nein! Sag bitte, dass das nicht wahr ist. Wenn ich irgendwas für euch tun kann…“
„Günther,
das war noch nicht alles, lass mich doch bitte erst einmal ausreden!
Ich wollte am Montag ein CT machen und sie überzeugen, dass sie sich
täuscht. Kurz vor der Untersuchung ist sie ohnmächtig zusammengebrochen.
Es war ein Hirnaneurysma, gestern wurde sie operiert und nach der OP
ist sie nicht aufgewacht… Sie ist letzte Woche gestürzt, als sie mit
Hugo draußen war und als sie zurück kam es mir erzählt, aber auch gleich
gesagt, es sei nichts passiert… Sie hatte sich nochmal gestoßen, an der
gleichen Stelle, davon kam dann auch die Ohnmacht. Warum habe ich ihr
geglaubt, warum hab ich sie nicht dazu gedrängt, dass sie sich
untersuchen lässt? Es hätte doch alles nicht so weit zu kommen
brauchen…“
„Gernot,
du kennst Ingrid genauso gut wie ich, wahrscheinlich sogar besser und
auf jeden Fall mal länger. Meinst du wirklich sie hätte sich nach einem
Sturz, den sie als Bagatelle hingestellt hat, sich untersuchen lassen?
Nein, das hätte sie nicht! Und du weißt das auch genauso gut, wie ich
Gernot.“
„Ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn Ingrid…“
„Gernot, da darfst du momentan nicht einmal dran denken! Ingrid ist eine so starke Frau, sie wird es schaffen! Ganz sicher!“
„Ich
hoffe es…“ Gernot hörte ein Tuten in der Leitung. „Günther, ich muss
Schluss machen, da ist noch ein andres Gespräch in der Leitung.“
Bevor
Günther antworten konnte, hatte Gernot auch schon aufgelegt. Er schaute
kurz auf die Nummer. Es war die Sachsenklinik und Roland Heilmann, der
anrief, hatte keine guten Neuigkeiten. Ingrid war ins Koma gefallen…
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"Dieter ist ins Licht gegangen, er ist ins Helle gegangen und er sitzt jetzt oben auf einer Wolke mit Hendrikje zusammen, mit Fred Delmare zusammen und die drei schreiben ein neues Drehbuch was dann anknüpft an unsere guten Zeiten, an die guten Zeiten die wir dort erleben durften und die wir miteinander erleben durften"
Jutta Kammann in "Abschied ist ein leises Wort"