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Ein Wintermärchen - Thread 1

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Mrs. Mallard
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New PostErstellt: 15.01.09, 22:35  Betreff: Re: Ein Wintermärchen  drucken  weiterempfehlen

Gibbs

Jethro folgte Hollis bereitwillig unter die warme Decke, streckte sich noch einmal aus und rührte sich nicht. Er genoß jeden Moment ihrer Nähe und hatte noch immer das Gefühl, zu träumen. "Ja, das hat er," schmunzelte er in die Dunkelheit, nachdem Hollis ihn zu seinem Team ausfragte. "Jennys Tod..." Er schwieg einen Moment, weil er nicht darüber sprechen wollte. Die Wunden waren noch zu frisch und der Moment zu kostbar. "Jennys Tod hat vieles verändert beim NCIS. Ich weiß nicht, ob du Leon Vance schon einmal getroffen hast? Er war ihr Stellvertreter, in San Diego stationiert. Er hat das Team getrennt, als er noch keine drei Stunden im Amt war - es hat einen Maulwurf gegeben, und den wollte er finden."

Jethro schwieg. Diese Minuten in Jennys Büros, unmittelbar nach ihrer Beerdigung, hatten ihn damals hart getroffen - sie alle. Mittlerweile hatte sich alles aufgeklärt, der Maulwurf war gefunden und tot. Der grauhaarige Agent verdrängte jeden weiteren Gedanken an Michelle Lee und daran, dass er sie Auge in Auge erschossen hatte. Er fragte sich, ob Hollis die kleine Narbe auf seinem rechten Zeigefinger bemerkt hatte, die ihn nun ewig an jenen ABend erinnern würde.

"McGee haben diese Monate gutgetan," fuhr er fort. "Er war bei den Geeks im Keller, und für die war er der unumstößliche Boss - ein echter Agent, der eine Waffe trägt." Jethro schmunzelte. "Das hat ihm natürlich einen Menge Selbstbewusstsein gegeben, und das zahlt sich jetzt aus. Tony wird sich warm anziehen müssen in Zukunft." Sanft strich er mit dem Finger über Hollis vertraute Konturen. "Aber ich habe sie alle zurückbekommen. Ziva, Tim, und... auch Tony." Er erinnerte sich noch genau an den ersten Kontakt nach Tonys Dienstbeginn als Agent zur See. An ein verrauschtes Computerbild und die DiNozzo-Taktik, unter der NAse von 5.000 Matrosen illegale Daten zu organisieren. "I miss you too, Dad." Der Satz hatte ihn bis ins Mark getroffen und ihm endgültig klargemacht, dass es so nicht weitergehen konnte. Dass er ohne sein Team nicht mehr sein konnte - ebenso wenig wie ohne Hollis. Seine Familie und seine Frau. Es mochte vielleicht anders sein als bei den meisten Menschen, aber an jenem Abend war Jethro Gibbs klar geworden, dass er mehr als ein Kind in dieser Welt hatte. Und diese Kinder hatte er zurückgeholt. Nun war auch noch die Frau seines Lebens wieder an seiner Seite. Vielleicht würde er nach beinahe zwanzig Jahren endlich wieder glücklich werden können. Und er war sicher, dass Shannon die Frau neben ihm gemocht hätte.



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Hollis Mann
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New PostErstellt: 16.01.09, 21:31  Betreff: Re: Ein Wintermärchen  drucken  weiterempfehlen

Hollis

Von alledem hatte Hollis nichts gewusst. Nein, sie kannte diesen neuen Direktor nicht und der Mann war auch nicht wichtig. Ihre Augen hielten Gibbs seine gefangen und sie sah, wie es in seinem Gesicht arbeitete. Auch wenn er versuchte es so ruhig wie möglich zu erzählen, konnte Hollis spüren, dass es ihn noch immer beschäftigte. Berührt von seinen Worten strich sie ihm zärtlich über die Wange. Sie konnte nur ahnen, wie Jethro sich nach Jennys Tod gefühlt haben musste. Und sie wusste wie viel ihm seine Team bedeutete. Diese Menschen, seine einzige Familie, danach auch noch zu verlieren, musste für ihn doch fast unerträglich gewesen sein. Es fiel ihr schwer die Tränen zurück zu halten und sie schluckte schwer. „W-warum hast du nie angerufen? Du weißt, ich wäre für dich da gewesen. Immer. Zu jeder Zeit und jeder Stunde.“

Ihre Hände umschlossen seinen Nacken. Sie zog ihn ganz nah zu sich und legte ihre Stirn an seine. „Niemand muss so etwas allein durchstehen, auch du nicht. Wann begreifst du das endlich?“ Hollis´ Stimme zitterte und wurde ganz leise. Es war nur noch ein Flüstern in dem all ihre Liebe lag.“Ich will doch nur dich und nichts anderes. Bitte schliss mich nicht wieder aus. Egal bei was. Nie wieder.“ Mittlerweile wusste die blonde Frau nicht mehr wie oft sie darum gebetet hatte, diesen Wunsch ihm gegenüber einmal auszusprechen. Nun war es Wirklichkeit geworden. Ein schöner Traum, der in Erfüllung zu gehen begann und hoffentlich noch lange anhalten würde. Ihre Angst vor dem Morgen schob sie dabei in den hintersten Winkel ihres Gehirns. Sie redetet sich ein, dass es alles ganz einfach war und sie einen Weg finden würden. Einen Weg, der sie keine tausende Meilen mehr von einander trennen würde.



[editiert: 16.01.09, 23:58 von Hollis Mann]
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Mrs. Mallard
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New PostErstellt: 17.01.09, 19:33  Betreff: Re: Ein Wintermärchen  drucken  weiterempfehlen

Gibbs

Der Silberfuchs war in Gedanken noch immer bei den Tagen nach Jennys Tod, als Hollis Worte an sein Ohr drangen. Unwillkürlich verspannte er sich. Warum tat sie das? Warum konnte sie nicht einfach akzeptieren, dass er nicht darüber reden konnte?! Natürlich hätte er sie anrufen können, aber er hatte nun einmal allein sein wollen - allein sein müssen. Es gab Dinge, mit denen er allein fertig werden musste, egal was der Rest der Welt darüber dachte. Und seine Trauer um Jenny hatte er mit niemandem teilen wollen, mit Hollis am allerwenigsten. Es wäre nicht fair gewesen, weder ihr noch Jenny gegenüber.

"Bitte schließ mich nie wieder aus. Egal bei was. Nie wieder." Jethro fühlte sich in die Ecke gedrängt und unter Druck gesetzt. Er hatte den ersten Schritt getan, hatte ihr von Shannon und Kelly erzählt und ihr einen ersten Einblick in sein gut gehütetes Innerstes gewährt. Doch nun war genau das passiert, was er befürchtet hatte - sie war verletzt, weil er ihr noch immer nicht alles gesagt hatte. Konnte sie nicht akzeptieren, dass er verdammt noch mal das Recht darauf hatte? Das Recht auf Erinnerungen und Gedanken, die nur ihm selbst gehörten? Die er mit niemandem teilen wollte, selbst mit ihr nicht? Warum drängte sie ihn so dazu?!

Wütend schlug der Agent die Bettdecke zurück und setzte sich auf. Hastig griff er nach seiner Krücke und zog sich hoch, voller Zorn, dass er überhaupt in diese Situation geraten war. Dass er zugelassen hatte, dass ihr zärtliches Liebesgeflüster eine solche Wendung genommen hatte, dass er sich hatte zusammenschlagen lassen wie ein blutiger Anfänger und nun zu solchen entwürdigenden Fortbewegungsmitteln gezwungen war. Sein Fuß, sein Knie und sein Rücken protestierten heftig, als er ein Pulli um die Schultern warf und so schnell es ging aus dem Raum stürmte. Im Flur blieb er einen Moment stehen und atmete tief durch. Er fühlte sich einsam und am Boden zerstört, und er sehnte sich nach dem vertrauten Dunkel seines Kellers - und nach seinem Boot.




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Hollis Mann
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New PostErstellt: 17.01.09, 22:53  Betreff: Re: Ein Wintermärchen  drucken  weiterempfehlen

Hollis

Völllig unerwartet spürte Hollis wie Jethro sich verspannte und vor ihr zurück wich. Verwundert zog sie die Hände weg und sah ihn verwirrt an. Hatte sie etwas falsches gesagt? Es ging alles viel zu schnell, dass sie gar nicht begriff was gerade geschah. Seine nächste Reaktion, seine plötzliche ärgerliche Flucht traf sie dann endgültig wie ein Schlag ins Gesicht. Sprachlos sah sie dem Agenten hinterher und war zu keinem klaren Gedanken fähig. Was war in ihn gefahren? Das war ein schlechter Scherz. Ein böser Traum aus dem sie hoffte schnellstmöglich aufzuwachen. Warum war sie überhaupt so dumm gewesen, sich darauf einzulassen? Sie hätte es besser wissen müssen. Er war ein einsamer Wolf der sich nicht mehr ändern würde. Egal wie sehr sie sich das auch wünschte. Er hatte ihr einmal weh getan und tat es wieder. Nichts und niemand konnte ihn daran hindern, außer sie selbst. Und dieses Mal wollte sie es tun, endgültig. Ein für alle mal. Es würde kein zurück mehr geben, redete Hollis sich mit den Tränen in den Augen immer und immer wieder ein.

Wütend schlug sie mit den Fäusten in das Kopfkissen. Wenn sie es doch wenigstens verstehen könnte. Tief in ihrem Inneren hatte sie vom ersten Moment an gewusst, dass es zu schön war, um wahr zu sein. Warum hatte sie nicht auf dieses Gefühl gehört? Warum musste sie unbedingt in das offene Messer rennen und ihn in der Wunde stochern lassen? Woher nahm er das Recht, dass was sie fühlten erneut weg zuwerfen? Hollis´ Emotionen kochten immer höher und sie warf wütend das Kissen aus dem Bett. All ihre angestaute Angst und Enttäuschung brach aus ihr heraus. Das Gesicht in den Händen vergraben, ließ sie ihren Tränen freien Lauf und wusste nicht mehr weiter. Sie dachte nicht darüber nach warum er so reagiert hatte oder wie es sein würde, wenn er zurück kam. Sie war völlig am Boden zerstört. Es dauerte ein Weile und Hollis versuchte krampfhaft sich zu beruhigen, als ihr Handy klingelt. Schniefend wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und zog sich etwas über. Gedankenverloren griff sie nach dem Telefon und meldete sich. Ihre Augen wurden groß. Ihr Herz schlug bis zum Hals und sie ließ sich seufzend zurück aufs Bett fallen. „Hallo Nick“, brachte sie leise mit belegter Stimme hervor. Ihr durch Tränen verschleierter Blick hing ziellos starr im Raum. Es fiel ihr schwer sich zu konzentrieren und sie antwortete wie in Trance. „Es geht mir gut. Ja wirklich, mach dir keine Sorgen.“ Erneut wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und zog leicht die Nase hoch. Ein wehmütiges Lächeln huschte über ihr Gesicht, als der Anrufer besorgt auf ihre Geräusche reagierte. „Nein, ich weine nicht. W-warum sollte ich?“, log sie ins Telefon und spürte neue, warme Tränen über ihre Wange laufen. „I-ch habe mich ein wenig erkältet“, schwindelte sie weiter. Dabei ließ Hollis sich zu Worten hinreißen, die ihr bis vor wenigen Augenblicken gar nicht in den Sinn gekommen wären. “Es wäre schön endlich wieder daheim zu sein. Ja, du fehlst mir auch...“ Ihre Hände umschlossen schmerzlich den Hörer und sie wünschte sich, Hawaii nie verlassen zu haben. Dann wäre das alles nicht passiert und sie hätte dort weitermachen können, wo sie neu begonnen hatte. Doch so stand sie wieder völlig am Anfang.



[editiert: 18.01.09, 20:23 von Hollis Mann]
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Mrs. Mallard
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New PostErstellt: 17.01.09, 23:23  Betreff: Re: Ein Wintermärchen  drucken  weiterempfehlen

Gibbs

Die Kühle und Dunkelheit des Flurs wirkte beruhigend und vertraut. Der Silberfuchs atmete tief durch und versuchte, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Er wusste, dass Hollis ihm nichts böses wollte. Doch er war noch nicht bereit für diesen Schritt. Sie würde ihm Zeit geben müssen, seine Zeit. Die Zeit, die er brauchte, um sich selbst zu ordnen, egal, wie lange das war. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass sie es mittlerweile wusste. Dass seine Schutzmauern dick und nicht leicht zu überwinden waren. Warum zum Teufel wusste sie das nicht?! Sie kann es nicht wissen, Jethro, flüsterte eine leise Stimme in seinem Hinterkopf. Gib ihr eine Chance, dich zu verstehen. Erklär ihr wenigstens, dass du noch nicht so weit bist. Vertrau ihr.

Langsam humpelte der Agent zurück zum Schlafzimmer. Sein Rücken schmerzte mittlerweile wie von Sinnen, und er lehnte sich einen Moment lang gegen die Wand. Im gleichen Moment hörte er das Klingeln des Telefons durch die halbgeöffnete Tür. Er rührte sich keinen Millimeter, als Hollis das Telefonat annahm. Sie weinte und gab sich Mühe, es den Anrufer nicht merken zu lassen, doch sie versagte jämmerlich dabei. Zumindest war Jethro sicher, dass ER ihre Ausreden sofort durchschaut hätte, egal wie schlecht die Verbindung sein mochte. Und welcher Idiot rief eigentlich mitten in der Nacht bei Hollis an?!? "Es wäre schön, endlich wieder daheim zu sein. Ja, du fehlst mir auch..." Jethro hatte sich gerade von der Wand abgestützt, doch er erstarrte in der Bewegung, als er die Worte hörte. Sie trafen mitten in sein Herz und er glaubte, zerspringen zu müssen. Konnte das sein? Konnte er sich derart in ihr getäuscht haben?! Hatte sein Verstand ihn nun vollkommen im Stich gelassen? Blind vor Wut, Hass, Schmerz und Tränen ergriffe der Agent die Flucht. Die Krücke fiel zu Boden, doch er stolperte einfach weiter und kümmerte sich nicht darum.

Als er schließlich die Küche erreichte, ließ er sich atemlos auf einen Stuhl fallen. Er hielt es einfach nicht mehr aus, die emotionale Achterbahnfahrt der letzten 24 Stunden hatte ihn an den Rand des Ertragbaren gebracht. Mittlerweile brannte auch sein Fuß wie Feuer, genau wie sein Knie, es war schier zum Verzweifeln. Jethro wusste, dass er Handeln musste, wenn er die Nacht überleben wollte. Ohne lange nachzudenken, öffnete er den Kühlschrank und nahm eine von Dr. Kodys Spritzen mit dem Schmerzmittel an sich. Ohne zu zögern oder über Dosierungen nachzudenken, rammte er sich die Nadel in den Oberschenkel und drückte den Kolben nach unten. Es dauerte zu lange, bis die Wirkung einsetzte, also wiederholte er die ganze Sache noch einmal, ehe er sich langsam vom Stuhl auf den kalten Boden sinken ließ. Er war am Ende, im wahrsten Sinne des Wortes am Boden zerstört. Er versuchte nicht einmal, die Tränen zurückzuhalten, die in Strömen über sein Gesicht liefen.




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Hollis Mann
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New PostErstellt: 18.01.09, 13:26  Betreff: Re: Ein Wintermärchen  drucken  weiterempfehlen

Hollis

Der letzte Satz war Hollis im Gespräch herausgerutscht und so wie sie ihn gesagt hatte, bereute sie die Worte gleich wieder. Sie wollte dem Professor keine falschen Hoffnungen machen, denn sie wusste wie weh das tat. Während der Mann am anderen Ende locker plauderte, hörte sie ihm nur mit halben Ohr zu. Ihre Schulter schmerzte und die Tränen brannten auf ihrem Gesicht. Am liebsten wäre sie auf der Stelle davon gelaufen. Doch wo sollte sie ihn? Ein Flug würde frühstens am nächsten Morgen gehen, wenn überhaupt. Und was würde dann aus Shania werden? Sie war dem kleinen Mädchen schuldig, es wenigstens wieder heil zu seiner Mutter zu bringen. Und Gibbs? Sie konnte ihn schließlich nicht einfach hier lassen. Das brachte sie nicht übers Herz. „Nick hör auf, warte bitte“, unterbrach sie den Mann mitten im Satz. „Sei mir nicht böse, aber es ist spät und ich bin müde. Lass uns reden, wenn ich wieder zurück bin. Es gibt so vieles, was ich dir erzählen muss.“ Traurig strich Hollis sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Es gab jede Menge zu reden. Ob es allerdings das war, was er hören und sie sagen wollte, stand noch in den Sternen. „Ja du auch. Danke, mach es gut“, mit diesen Worten beendete sie das Gespräch und ließ sich müde auf das Bett sinken. Erschöpft zog die blonde Frau die Zudecke über sich und schlang die Arme fest um einen Zipfel. Ihr war es egal wo Gibbs war und wo er blieb. Sie wollte allein sein und weinte sich leise in den Schlaf.



[editiert: 18.01.09, 20:23 von Hollis Mann]
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Mrs. Mallard
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New PostErstellt: 18.01.09, 14:38  Betreff: Re: Ein Wintermärchen  drucken  weiterempfehlen

Ethan

Mit vor Kälte zitternden Fingern knackte der blonde Mann mühsam das Schloss der Hintertür. Die Lichter im Haus waren schon vor Ewigkeiten ausgegangen, alle Bewohner sollten eigentlich langsam tief und fest schlafen. Dennoch war Ethan unwohl dabei, er fühlte sich nackt und leer ohne seine vertraute Waffe, die er natürlich auf dem Flug nicht mitgenommen hatte. Er schob sich lautlos durch die Tür, blieb einen Moment stehen und sah sich um. Wo sollte er anfangen, nach dem verdammten Teddy zu suchen? Er beschloss, zuerst in die Küche zu schleichen, dort würde er am ehesten eine brauchbare Waffe finden - für alle Fälle. Bis dahin musste die kleine Messingfigur ausreichen, die im Flur auf dem Beistelltisch stand.

Auf leisen Sohlen tappte der Einbrecher durch das dunkle Haus. Es war nicht schwer, die Küche zu finden und ein anständiges Messer aus dem Messerblock zu ziehen. Als er sich umdrehte, erstarrte sein Blut. Vor dem Kühlschrank lag der grauhaarige Mann vom Flughafen auf dem Boden, reglos und unbekleidet. Ein Pulli lag halb unter seinem Kopf, die Augen waren geschlossen, der Mund stand offen. Erstaunt registrierte Ethan die Schiene und den Gipsverband. DARAN war er mit Sicherheit nicht schuld, was hatte der Typ angestellt? Und warum zum Teufel lag er nackt in der Küche herum? Ethan trat vorsichtig näher und entdeckte zwei leere Spritzen, die ein Stück entfernt auf dem Boden lagen. Hass keimte in ihm auf, Hass auf diesen Idioten, dem er das ganze Dilemma zu verdanken hatte. Nun lag er hier wehrlos vor ihm, nicht ahnend, in welcher Gefahr er sich befand. Einem spontanen Einfall folgend, hob er das Messer und hielt es über die Kehle des Agenten. Es wäre so einfach, ein kurzer, rascher Schnitt, und der Kerl würde ihm nie wieder Ärger machen. Alles, was er tun musste, war schnell genug verschwinden.

Ethan horchte auf, als im Flur eine Tür geöffnet wurde. Rasch duckte er sich in den Schatten des Kühlschranks und wartete.


Shania

Das kleine Mädchen erwachte mitten in der Nacht und sah sich erschrocken um. Sie brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, wo sie war. Sie hatte schreckliche Angst, doch Porthos lag noch immer vor ihrem Bett und blinzelte sie nun verschlafen an. Shania hatte großen Durst, und nach einer Weile nahm sie all ihren Mut zusammen und machte sich auf den Weg in die Küche. Porthos blieb liegen und sah ihr nach, als sie durch den dunklen Flur tapste. Sie machte kein Licht, aus Angst, jemanden zu wecken oder auf sich aufmerksam zu machen. Dr. Kody war sehr nett, aber sie war nicht sicher, ob sie wirklich einfach an seinen Kühlschrank gehen durfte. Ethan war immer sehr böse geworden, wenn sie das getan hatte, dabei hatte sie doch nur Durst oder Hunger gehabt. Doch nun war Ethan weit fort, und Hollis und Jethro würden auf sie aufpassen, bis sie wieder zu ihrer Mutter konnte. Und Pedro war ebenfalls an ihrer Seite.

Die Augen fest auf den Kühlschrank gerichtet, betrat das kleine Mädchen die Küche. Plötzlich stach sie etwas in den Fuß, sie presste die Hand vor den Mund, um nicht zu schreien. Gleichzeitig spürte sie, wie sie das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte - und auf etwas weichem, schrecklich vertrautem landete. Sie erschrak zu Tode, als sie den reglosen Körper von Jethro erkannte. Im gleichen Moment begann Porthos zu bellen, und als Shania aufsah, blickte sie geradewegs in das hassverzerrte Gesicht von Ethan. Sie war wie gelähmt und rührte sich nicht vom Fleck, doch sie begann zu schreien, so laut und verzweifelt wie noch nie zuvor. Sie hörte, wie im Hintergrund eine Tür klapperte, wie Porthos an ihre Seite stürzte und Ethan drohend anknurrte. Und sie hörte Schritte, die hastig näherkamen.


Dr. Kody

Der Veterinär schreckte hoch, als er Porthos Bellen hörte. Der Hund war bei weitem kein Wachhund, und wenn er mitten in der Nacht Laut gab, war das kein gutes Zeichen. Im nächsten Moment hörte er ein Kreischen - das durchdringende Kreischen eines kleinen Mädchens in Todesangst. Im Bruchteil einer Sekunde war er aus dem Bett gesprungen und putzmunter. Der Lärm kam aus der Küche, und Dr. Kody stürzte den Flur entlang. In der Tür blieb er wie vom Donner gerührt stehen und starrte auf das Bild, das sich ihm bot. Sein kaprizösester Gast, der eigentlich das Bett nicht verlassen sollte, lag reglos auf dem Boden. Das kleine Mädchen stand neben ihm und schrie, während der gute Porthos halb auf, halb über dem Patienten stand und nach Leibeskräften knurrte. Und hinter dem Kühlschrank stand ein blonder, ungepflegter Mann mit seinem größten Küchenmesser in der Hand und starrte ihn hasserfüllt an. Der Tierarzt war starr vor Schreck, wie durch einen Nebel registrierte er, dass sich hinter ihm weitere Schritte näherten. Und er hoffte von ganzem Herzen, dass seine Besucherin besser wusste als er, was in einer solchen Situation zu tun war.




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Hollis Mann
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New PostErstellt: 18.01.09, 21:07  Betreff: Re: Ein Wintermärchen  drucken  weiterempfehlen

Hollis

Der Schrei eines Kindes und Hundegebell riss Hollis aus dem Schlaf. Ihr Herz raste und sie musste sich erst einmal sortieren, bevor sie begriff wo sie war. Ein knapper Blick zur Seite zeigte ihr, dass das Bett neben ihr leer war und sie war schlagartig munter. Mit einem Satz sprang sie barfuss aus dem Bett und rannte in den Flur hinaus. Es dauerte einen Moment bevor sie sich orientiert hatte. Das fade Licht des Flures fiel in Richtung Küche und sie entdeckte den Doktor starr im Türrahmen stehen. Mit wenigen Schritten war sie an seiner Seite und blieb ebenfalls schlagartig stehen. Shania blickte zitternd mit großen, ängstlichen Augen zur Tür. Die Frage „Was ist passiert?“, blieb Hollis förmlich im Hals stecken, als sie Gibbs am Boden liegen sah. Ein stummes Signal des kleinen Mädchen ließ die blonde Frau jedoch sofort wieder aufblicken. Erst in diesem Moment bemerkte sie Ethan wenige Schritte entfernt mit einem Küchenmesser stehen. All ihre Sinne standen auf Alarm. Die Angst um Jethro war kurz davor sie zu lähmen, aber sie war professionell genug, diese so gut es ging abzuschalten. Hollis´Gedanken überschlugen sich. Ihre Augen wanderten von einem Punkt zum nächsten. Kein Blut, schoss es ihr erleichtert durch den Kopf. Kein Blut am Messer und kein Blut am Boden. Jethro lebte, davon war sie fest überzeugt. Tief durch atmend zog sie den Doktor am Arm zurück und trat neben ihm in den Raum. Dann machte sie abrupt das Licht an und wandte sich so ernst wie möglich an Ethan. „Eigentlich hatte ich angenommen, Sie sind schlau genug, dass Weite zu suchen. Da habe ich mich offensichtlich geirrt.“ Ganz langsam bewegte sie sich dabei in Richtung Shania und hoffte, dass Ethan auf keine dumme Idee kam. Der Typ war unberechenbar und Hollis wusste, dass sie ihm in ihrem Zustand unterlegen sein würde. Daher versuchte sie an sein Gewissen zu appellieren. „Hören Sie, Sie haben schon genug Ärger am Hals und Sie kriegen noch jede Menge mehr davon, wenn Sie nicht verschwinden. Das können Sie mir glauben! Also, überlegen Sie gut, was Sie tun.“ Ihr Stimme klang fest, auch wenn es in ihrem Inneren anders aussah. Während sie sprach, sprang Shania geistesgegenwärtig über Gibbs´ Beine und ging hinter Hollis in Deckung. Die Agentin schob das kleine Mädchen automatisch in Richtung Tür und hoffte, dass der Doktor sich ihrer annahm.



[editiert: 18.01.09, 21:08 von Hollis Mann]
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Mrs. Mallard
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New PostErstellt: 19.01.09, 14:51  Betreff: Re: Ein Wintermärchen  drucken  weiterempfehlen

Dr. Kody

Der Tierarzt fasste die Kleine an der Hand und zog sie rückwärts in den Flur. Zitternd starrte Shania ihn an. "Wir müssen etwas tun!" flüsterte sie ängstlich. "Er bringt sie um!!" Dr. Kody nickte. Das Kind hatte recht, ihm musste schleunigst etwas einfallen. Offensichtlich was der Einbrecher der "Verdächtige", dem seine Besucher ihre Blessuren zu verdanken hatten. Und Mrs. Mann war mit ihrer ausgekugelten Schulter alles andere als in der Lage, einen messerbewaffneten Preisboxer niederzuringen. Der Mediziner sah sich um. Als erstes würde er eine Waffe benötigen. Als könne sie seine Gedanken lesen, zupfte Shania an seinem Ärmel und zeigte auf die Holzkrücke, die noch immer im Flur lag. Dr. Kody verschwendete keinen Gedanken an mögliche Gründe, warum die Krücke im Flur und der dazugehörige Agent in der Küche lag. Leise trat er ein paar Schritte weiter und nahm das altmodische Ungetüm an sich. Dann warf er erneut einen Blick in die Küche. Mrs. Mann stand dem Einbrecher noch immer Auge in Auge gegenüber, keiner von beiden rührte sich. Sein Blick fiel auf das Küchenfenster. Er hatte die Jalousie nicht herunter gelassen, der Gauner stand genau davor.

Eine Idee keimte im Hinterkopf des Tierarztes auf - sie war wahnsinnig, aber vermutlich hatte er keine andere Wahl. "Du bleibst hier," flüsterte er Shania ins Ohr und schlich sich vorsichtig an der Küchentür vorbei. Die Hintertür war offen, ihr Besucher hatte sich nicht die Mühe gemacht, das Schloss heile zu lassen. Glücklicherweise hatte er sie erst letzte Woche geölt, so dass er wenige Sekunden später auf der Außenseite des Küchenfensters stand. Von hier aus hatte er einen ausgezeichneten Blick auf alles, was in der erleuchteten Küche geschah. Der Einbrecher drehte ihm den Rücken zu und bemerkte ihn nicht. Dem Veterinär war nicht wohl bei dem Gedanken an seine nächste Tat, doch er sah keine andere Möglichkeit. Todesmutig holte er mit der alten Krücke aus und ließ sie durch die Scheibe krachen. Es klirrte, Scherben flogen durch den Raum, und er registrierte, dass Mrs. Mann sich instinkiv duckte. Der blonde Mann schoss herum, Blut floss über sein Gesicht, doch er stand noch immer fest auf den Beinen. Hasserfüllt blickte er auf den Tierarzt, der noch immer mit erhobener Krücke vor ihm stand. Die Angst lähmte seine Glieder, er wusste, dass er einfach noch einmal zuschlagen musste, doch er konnte nicht. Rasend vor Zorn hob der Einbrecher das Messer, und der Tierarzt glaubte, sein letztes Stündlein hätte geschlagen. Doch im gleichen Moment flog etwas braun- weiß geflecktes durch die Luft. Mit einem wütenden Knurren stürzte sich Porthos auf den Eindringling und biss ihm ins Bein. Der Mann krümmte sich zusammen, und endlich löste Dr. Kody sich aus seiner Starre und schlug noch einmal mit der Krücke zu. Der Einbrecher stöhnte, sackte in sich zusammen und rührte sich nicht mehr.




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Hollis Mann
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New PostErstellt: 19.01.09, 21:31  Betreff: Re: Ein Wintermärchen  drucken  weiterempfehlen

Hollis

Hollis´ Nerven waren noch immer zum zerreißen gespannt, aber sie war schnell aus der Deckung wieder auf den Beinen. Soviel Courage hätte sie dem Doc gar nicht zugetraut und dankte ihm mit einem erleichterten Lächeln. Ethan lag nur wenige Schritte vor ihr auf dem Boden und rührte sich nicht. Geistesgegenwärtig schob sie das aus seine Hand gefallene Messer beiseite und nahm es an sich. Dann hockte sie sich sofort zu Gibbs und fühlte seinen Puls. Gott sei dank, er lebte. Erleichtert atmete sein Freundin auf und wandte sich schnell wieder Ethan zu. Das Messer griffbereit in der Nähe wollte sie ihn mit Porthos Hundeleine fesseln, als plötzlich Leben in den blonden Mann kam. Ruckartig schlug er die Augen auf und funkelte Hollis wütend an. Bevor sie zu ihrer Waffe greifen konnte, hatte er sie am verletztem Arm gepackt. Sein Griff war schmerzhaft fest. „Du Miststück!“, stieß Ethan Zähne knirschend hervor und versuchte sich aufzurichten. Doch dieses Mal war Hollis schneller, allen Schmerzen zum Trotz befreite sie sich aus seinem Griff und drehte ihm brutal das Handgelenk um. Mit einem lauten Schmerzensschrei ging der blonde Mann zurück in die Knie und rang nach Luft. Ohne Rücksicht auf Verluste ergriff Hollis eine in der Nähe stehende schwere Bratpfanne und schlug zu. Ein Mal, zwei Mal, drei Mal bis Ethan endgültig am Boden liegen blieb. Rasend vor Wut bekam Hollis gar nicht mit, dass Shania sie ängstlich von der Tür aus beobachtete. Zielsicher holte die blonde Frau aus dem Kühlschrank eine Ampulle mit Beruhigungsmittel, zog eine Spritze auf und rammte sie Ethan gnadenlos in den Oberarm. Ihr war egal, ob die Dosierung stimmt oder nicht. Hauptsache der Kerl war außer Gefecht gesetzt und blieb das auch bis ihn die Polizei holen kam.

„I-ist er jetzt tot?“, wollte Shania leise wissen und kam vorsichtig näher. Erschrocken über die Worte des Mädchens ließ Hollis die Spritze auf den Herd sinken und nahm die Kleine in den Arm. Erst in diesem Moment merkte die Frau, dass sie am ganzen Körper zitterte, ihr Arm schlaff nach unten hing und ihre nackten Füße bluteten. „Nein, er schläft bloss, aber kann niemanden mehr etwas tun“, erwiderte sie so ruhig wie möglich und sah dabei in das fassungslose Gesicht des Tierarztes. Der Schreck hing ihm in den Gliedern hängen und erst das Bellen seines Hundes holte ihn in die Gegenwart zurück.

„K-können Sie bitte nach ihm sehen?“, bat Hollis den Arzt mit belegter Stimme und sah ängstlich zu Gibbs, der sich noch immer nicht rührte. Sie fühlte sich in diesem Moment alles andere als in der Lage dazu. Das Einzige was sie mit Mühe und Not schaffte, war Ethan mit einer Hundeleine zu fesseln.



[editiert: 20.01.09, 19:01 von Hollis Mann]
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