immernoch Dienstag,
13.12.2011
Am späten Nachmittag ging Gernot nochmal zu Ingrid, die seit
er von ihr weggegangen war durchgeschlafen hatte. Er setzte sich wieder an die
gleiche Stelle wie am Morgen und nahm ihre linke Hand in seine Hände. Er saß
erst einen Moment an ihrer Seite, da wurde sie wach. Sie lächelte ihn an, als
sie merkte, dass er wieder an ihrer Seite saß.
„Gernot. Hast du etwa die ganze Zeit hier gesessen?“
Ihre Stimme war schon besser als am Morgen.
„Nein, ich war bis vor ein paar Minuten in meinem Büro. Wie
geht es dir? Hast du Beschwerden?“
„Mein Kopf tut weh, aber das ist sicher nichts
Ungewöhnliches nach der Operation. Und ich fühle mich so kraftlos und leer.“
“Die Schmerzen werden mit der Zeit nachlassen und auch
die Kraft wird wieder zurück kommen. Nach der Operation bist du ins Koma
gefallen, du liegst seit einer Woche hier auf der Intensivstation, da ist es
normal, dass du kaum Kraft hast.“
„Koma…? Werde ich…“ Erschrocken schaute Ingrid Gernot
an.
„Bisher sieht es nicht danach aus, dass du bleibende
Schäden vom Koma oder des Aneurysma davon tragen wirst. Bisher gibt es nichts,
was nicht daraufhin deutet, dass du nicht wieder ganz gesund werden wirst.“
Gernot stockte und musste für einen Moment überlegen, ob der Satz so gerade
Sinn gemacht hatte. „Du wirst wieder gesund werden. Es gibt nichts auf etwas
anderes deutet.“
„Seit ihr euch da schon so sicher?“
„Ich konnte noch nie gut lügen, das weißt du. Und dich
anlügen schon gar nicht. Es sieht alles gut aus… Nur ob du bis Weihnachten
schon wieder draußen sein wirst, das kann ich dir nicht versprechen…“
„Tut mir Leid, dass ich uns Weihnachten vermiesen werde.“
„Braucht es nicht. Das Einzige was wichtig ist, ist dass
du wieder gesund wirst. Ein paar Tage musst du noch hier auf der ITS bleiben
und wenn es dir besser geht, werden wir dich auf die Normalstation verlegen…
Aber du kennst das ja.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Ja, ich habe jahrelange Erfahrung mit diesen ganzen
Krankheiten und Genesungsabläufe. Aber obwohl ich es eigentlich mittlerweile
gewöhnt sein müsste, hier als Patientin zu liegen, tu ich es nach wie vor
ungerne.“
„Wer ist auch schon gerne im Krankenhaus?“
„Du.“ Sie grinste ihn an.
„Ich meinte eigentlich als Patient und da gehöre ich
auch nicht mit dazu.“
„In der Klinik warst du trotzdem schon seit ich dich
kenne immer gerne.“
„Ja. Da hast du wohl leider recht… Aber mittlerweile bin
ich eigentlich lieber zu Hause, auch wenn es da die letzten Tage nur halb so
schön war, ganz alleine…“
„Ganz alleine? Und was ist mit Hugo?“
„Der ist bei Herrn Fischer.“
„Du hast dich von deinem besten Freund trennen können?“
„Ich wusste nicht, ob ich die Kraft haben würde, mich
während du im Krankenhaus liegst auch noch um Hugo zu kümmern, daher fragte ich
ihn ob Hugo bei ihm bleiben könne, solange es dir nicht gut geht.“
„Und er hat ‚ja’ gesagt“
„Natürlich.
Er mag ihn schon fast genauso gern wie wir.“
____________________
"Dieter ist ins Licht gegangen, er ist ins Helle gegangen und er sitzt jetzt oben auf einer Wolke mit Hendrikje zusammen, mit Fred Delmare zusammen und die drei schreiben ein neues Drehbuch was dann anknüpft an unsere guten Zeiten, an die guten Zeiten die wir dort erleben durften und die wir miteinander erleben durften"
Jutta Kammann in "Abschied ist ein leises Wort"