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KSC beurlaubt Trainer Fanz
KSC und EnBW einigen sich auf zukunftsfähiges Konzept
Der Karlsruher Sport-Club und sein Sponsor, die EnBW Energie Baden-Württemberg AG, haben sich verständigt: In einem offenen und freimütigen Informations- und Meinungsaustausch wurden die Irritationen der zurückliegenden Tage um die Berufung des Trainers Reinhold Fanz erörtert und im Ergebnis eine gemeinsame, offensive Vorgehensweise entwickelt. Während Präsidium und Verwaltungsrat des KSC am 04.01.2005 die Kernstücke einer verbesserten sportlichen und organisatorischen Perspektive beschlossen haben, bestätigt und bestärkt die EnBW, wie bereits früher avisiert, ihr Sponsoring-Engagement beim KSC. Für die kurzfristig anstehende Zukunft folgt daraus:
Die Berufung von Trainer Reinhold Fanz durch den KSC erfolgte auf der Grundlage unvollständiger Informationen. Herr Fanz wird ab sofort beurlaubt. Dies hat das Präsidium des KSC beschlossen und der Verwaltungsrat bestätigt.
Ebenfalls ab sofort beginnt der Verein mit der Suche nach einem neuen Trainer.
Auch auf dem Spielfeld wird es geeignete personelle Verstärkung geben.
Die anstehenden Entscheidungen werden auf die hohen Erwartungen des Vereins, seiner Mitglieder, Anhänger, Freunde und Sponsoren Rücksicht nehmen.
KSC-Präsident Hubert H. Raase und EnBW-Vorstand für Marketing und Vertrieb, Dr. Detlef Schmidt, sind sich einig, dass die nun überwundene Situation in der Rückschau sicherlich bedauerlich war. Die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Seiten sind allerdings nicht geschädigt worden. Man kam überein, zu diesen Vorgängen keine weiteren Erklärungen abzugeben.
Testspielsieg in Belek
Im Trainingslager hat der KSC sein Testspiel gegen den russischen Erstligisten Saturn Moskau am Samstag mit 3:1 (0:0) gewonnen. Sebastian Freis und Ioannis Masmanidis mit einem Doppelpack netzten für die Blau-Weißen ein.
Ursprünglich sollten sich die Karlsruher gegen den belgischen Erstligisten AA La Louvière antreten, das Vorbereitungsspiel wurde jedoch abgesagt. Beim Kräftemessen mit dem Tabellensiebten der russischen Premier Liga gefiel neben den Torschützen vor allem Mittelfeld-Mann Jan Männer. Am kommenden Dienstag ist noch ein Aufeinandertreffen mit einer Mischung aus A- und B-Kader des albanischen Nationalteams angesetzt.
Lange Kandidatenliste mit neuen Namen
Einige Trainer reagieren ablehnend auf gesunkenes KSC-Renommee / Drei Anwärter aus München
Karlsruhe. Man sollte es kaum für möglich halten, doch gibt es rund um Trainerbeurlaubungen beim Karlsruher SC sowie Streitigkeiten zwischen dem Fußball-Zweitligisten und dessen Hauptsponsor tatsächlich noch Gewinner. Zumindest die Netzbetreiber dürften in den letzten Tagen des alten und den ersten des neuen Jahres ein für sie erfreuliches Gebührenaufkommen registriert haben. Und da die Blau-Weißen binnen kürzester Zeit schon wie der einen Chefcoach suchen, rattern die Telefonzähler munter weiter.
Es soll mittlerweile, wie schon vor der verhängnisvollen Verpflichtung von Reinhold Fanz, erneut eine Kandidatenliste ähnlichen Umfangs geben. Allerdings hat der trotz der jüngsten Panne abermals mit der Vorauswahl betraute Manager Rolf Dohmen wohl bereits erfahren, dass der Ruf seines Vereins unter den Chaos-Tagen gelitten hat. Zuvor an der Arbeit im Wildpark interessierte Fußballlehrer sind zumindest vorsichtiger geworden, einige schrecken sogar zurück.
Jörn Andersen, der in der Vorsaison RW Oberhausen in die Nähe der Aufstiegsränge geführt hatte und in dieser Spielzeit wegen deutlich weniger Erfolg seinen Platz räumen musste, macht nur kleinere Einschränkungen. „Es ist zwischenzeitlich viel passiert, was nicht so positiv für den Club ist. Dadurch ist der Job in Karlsruhe sicher viel schwieriger geworden“, sagt der Norweger. Dennoch würde er das Wagnis eingehen: „Für mich wäre das kein Problem.“ Zu den Favoriten als Köstner- und Fanz- Nachfolger zählt der ehemalige Stürmer je doch nicht. Bei Klaus Toppmöller erübrigen sich wiederum derartige Überlegungen. Er lehnt kategorisch ab, was nicht einmal hauptsächlich etwas mit dem ramponierten Renommee des KSC zu tun hat. Selbst Anfragen aus der englischen Premier League beantwortet er abschlägig, weil der beim Hamburger SV beurlaubte Trainer erst zur kommenden Saison wieder einsteigen möchte.
Eine Erfolg verheißende Spur könnte nach München führen. Rudi Bommer, der Ex-Coach der „Löwen“, hatte sich anerkennend über den KSC geäußert, als der Kulissendonner allerdings noch nicht mehr als ein leises Grummeln war. Auch der resolute Werner Lorant kommt für die Kandidatenliste in Frage. Der dritte Wahl-Münchener im Bunde ist Rainer Ulrich.
„Man kann über alles reden“, betont der ehemalige KSC-Trainer, zumal er sich offenbar auch gut die Zusammenarbeit mit einem Sportdirektor Winfried Schäfer vorstellen könnte. Doch scheint diese vielfach vermutete Lösung nicht verwirklicht zu werden. Präsident Hubert H. Raase soll das seinem Duzfreund aus Ettlingen bereits mitgeteilt haben.
Ko-Trainer Edmund Becker, der dem neuen Chef vermutlich wieder assistieren wird, bekommt die Liste der 36 Namen mit einem Tag Verspätung zu sehen. Manager Dohmen fliegt erst am Sonntag zum Trainingslager in die Türkei, weil er heute als Gast im ZDF-Sport studio den Versuch unternimmt, den KSC in einem günstigen Licht erscheinen zu lassen.
Auf rasch geglättete Wogen hofft auch Ingo Wellenreuther. Der Karlsruher Bundestagsabgeordnete muss als Wahlausschuss-Vorsitzen der in Aktion treten, wenn die Präsidiumsmitglieder ihre angekündigten Rücktritte vollziehen. Umstimmungsversuche haben bislang keinen Meinungsumschwung bewirkt, sodass Wellenreuther und dessen Gremium die Vorbereitung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ins Haus steht. Zunächst müssten die amtsmüden Vizepräsidenten Michael Steidl und Rainer Schütterle ersetzt werden.
Bewerber sind noch nicht in Sicht, doch wer den schon Befürchtungen laut, der einflussreiche Hauptsponsor EnBW könne sich Zugang in die Vereinsspitze verschaffen. Die Satzung schreibt für die Wählbarkeit aber eine fünfjährige ununterbrochene KSC-Mitgliedschaft vor.
y BBM